Ein bunter Strauss
Mit dem Frühling kehrten auch die Lebensgeister des Papstes zurück. Am Sonntag ist Franziskus nach mehr als einem Monat Spitalaufenthalt aus dem Gemelli-Klinikum in Rom entlassen worden und wieder in seine Residenz in der Casa Sankt Marta im Vatikan eingezogen.
Es ist beeindruckend, mit welchem Lebenswillen es der 88-Jährige nach mehreren lebensbedrohlichen Phasen seiner Lungenentzündung geschafft hat, sich wieder so aufzuraffen. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass er seine Vorstellungen von einer zukunftsfähigen katholischen Kirche noch besser auf den Weg bringen möchte, wie Simon Spengler in der vorherigen Newsletterausgabe ausführlich berichtete.
Überhaupt nicht blumig sieht das Leben der Protagonistinnen und Protagonisten der 22 Produktionen aus, die auf dem gestern gestarteten Human Rights Film Festival (HRFF) laufen. Noch bis zum 2. April möchte das HRFF Zürich den Blick dafür schärfen, dass es nicht selbstverständlich ist in Sicherheit, Frieden, gesund und ohne Sorgen zu leben und zum kreativen Widerstand aufrufen. Und das seit mittlerweile schon zehn Jahren.
Die Jubiläumsausgabe des Festivals wartet mit einigen Highlights im Rahmenprogramm auf, wie der Ausstellung «Ein Fluss bekommt Recht» im «sogar Theater» oder dem Konzert von Celina Bostic im «Das Gleis».
Die Film-Festivals geben sich in der kommenden Woche im wahrsten Sinne des Wortes «die Klinke in die Hand». Ab dem zweiten April wird im Frame, das auch zu den Spielstätten des HRFF gehört, sowie im Filmpodium das siebte Internationale Arab Film Festival Zürich (IAFF) über die Bühne gehen. Fünf Tage lang ermöglicht das IAFF ganz neue und realere Einblicke in eine sonst oft stereotypisierte Lebenswelt des arabischen Kulturkreises.
Mit dem «Animation Lab», den beiden Schwerpunktländern Sudan und Saudi-Arabien sowie zahlreichen Produktionen arabischer Filmemacherinnen, bietet das Festival ein enorm breites Filmspektrum und interessante Blickwinkel.
Es freut mich zu sehen, dass wir als Katholische Kirche im Kanton Zürich über die Finanzierung der beiden Film Festivals den Austausch und die interkulturelle Diskussion unterstützen und somit ermöglichen, neue Blickwinkel auf die Welt einzunehmen.
Mit Erschrecken haben wir vernommen, dass das geplante Konzert unserer Kollegin aus der Spitalseelsorge, Bernarda Brunovic, heute Nachmittag auf dem Musikfestival M4Music abgesagt wurde.
Als Grund nannte der Veranstalter m4music, hinter dem die Migros steht, sicherheitstechnische Bedenken, da in den Sozialen Medien Proteste angedroht worden seien, weil Bernarda 2022 beim «Marsch fürs Läbe» als Musikerin aufgetreten war. Dabei sollte doch gerade bei uns in der Schweiz Meinungsfreiheit weit oben stehen und die Äusserung eigener Ansichten nicht zu Zensur und Einschränkungen führen. Denn die Äusserung der eigenen Meinung bedeutet ja nicht zugleich, dass anderen deren Meinung nicht zugestanden wird, findet auch die Sängerin und katholische Theologin selbst, wie sie uns heute am Vormittag mitgeteilt hat:
«Meine Band und ich hatten uns sehr auf diesen Auftritt gefreut. Wir wollten einfach nur während 45 Minuten die Zuhörerinnen und Zuhörer mit unserer Musik erfreuen, good vibes and love verbreiten. Ich diskriminiere niemanden und respektiere die Haltungen anderer Menschen. Ich persönlich kann als gläubige Christin Abtreibung nicht mit meinem Glauben vereinbaren. Ich respektiere aber selbstverständlich, dass andere eine andere Meinung dazu haben. Jeder Mensch, jede Frau, soll ihrem Gewissen entsprechend entscheiden dürfen. Für mich ist jeder Mensch einzigartig, liebenswürdig und besitzt eine unantastbare Würde.»
«Ich kann nichts sagen. Ich kann nur ein Aquarell pro Tag zeichnen. Ich habe keine Worte», sagt der ukrainische Künstler und zeitgenössische Ikonenmaler Danylo Movchan, dessen Ausstellung ab heute Abend im jenseits im Viadukt zu sehen ist.
Die Werke des 1979 in Lwiw geborenen Künstlers schmücken bereits verschiedene Kirchen und Privatsammlungen in Ukraine, Belarus, Polen, Finnland, Italien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Kanada und den USA. Leider kann er aufgrund des immer noch herrschenden Krieges nicht persönlich vor Ort in Zürich sein. Eine Vernissage heute um 18:30 Uhr mit Musik seiner in der Schweiz lebenden Landsfrau Sviatoslava Luchenko und ein Friedensgebet zum Abschluss am 6. April geben der Ausstellung einen würdigen Rahmen.
Am Montag tritt das Dekret der Schweizer Bischöfe für verbindliche Psychotests angehender Seelsorgerinnen und Seelsorger in Kraft. Ab sofort müssen angehende Anwärterinnen und Anwärter für diese Positionen einen Eignungstest in vier Stufen durchlaufen.
Wir machen keine Aprilscherze, sondern liefern Zahlen und Fakten. Am 1. April um 10 Uhr orientieren wir gemeinsam mit der Forschungsstelle Sotomo die Medien über die «Reputationsumfrage Katholische Kirche». Diese war in einer Befragung von knapp 3000 Personen aus der Deutschschweiz Themen rund um die Emotionen und Einstellungen zur Kirche auf den Grund gegangen. Da gibt es einige überraschende und weniger überraschende Fakten.
Im Anschluss an die Veranstaltung werden Sie die wichtigsten Informationen und Ergebnisse auch auf unserer Website zhkath.ch finden.
Bleibt mir heute noch der Hinweis auf die Zeitumstellung morgen Nacht. Um zwei Uhr am Sonntagmorgen werden die Uhren wieder auf drei Uhr vorgestellt und damit die Sommerzeit eingeläutet, zumindest auf unseren Ziffernblättern und Displays. Achtung, verschlafen Sie jetzt bloss nicht den Sonntagsgottesdienst.
Blumige Frühlingsgrüsse
Ihre Saskia Richter
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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