Kirche aktuell

10 Jahre Human Rights Film Festival Zürich Drei Frauen für mehr Menschlichkeit

Seit einer Dekade werden beim Human Rights Film Festival – HRFF – einmal jährlich die Scheinwerfer auf die Menschenrechte gerichtet. Kaum zu glauben, dass das etablierte Festival mit umfangreichen Rahmenprogramm, das anregen möchte in andere Erfahrungswelten einzutauchen und Inspirationen für den kreativen Widerstand zu sammeln, alleinig von einem Dreierteam ausgerichtet wird.
26. März 2025 Katholische Kirche im Kanton Zürich

2015 vom französisch-schweizerischen Drehbuchautor und Regisseur Léo Kaneman ins Leben gerufen, hiess das Medium-Size Film Festival in Spitzenzeiten bis 4000 Besuchende willkommen.

Von Beginn an mit dabei Direktorin Sascha Bleuler, die kurze Zeit später auch Nina Oppliger und Josephine Tedder im Team begrüssen durfte. Gemeinsam sichten die drei jedes Jahr bis zu 200 Filme von denen es am Schluss 22 auf die Festivalleinwände schaffen.

Zum Jubiläum haben wir mit Sascha Bleuler über ihre Erfahrungen und Eindrücke gesprochen.

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Wie hat sich das Festival verändert?

In den letzten zehn Jahren gab es einige Veränderungen, unter anderem beim Veranstaltungsort. Wir haben im RiffRaff und Filmpodium begonnen. Dann waren wir im Uto-Kino, Arthouse und RiffRaff. Dann im Kosmos und RiffRaff. Leider ging das Kosmos genau in dem Jahr Konkurs, in dem wir ganz dort angesiedelt waren. Nach diesem plötzlichen aus, sind wir wieder «Back to the Roots» ins RiffRaff, wo wir seit zwei Jahren unseren Platz gefunden haben.

«Dieser Konkurs war ein prägender Moment. Als Medium-Size Festival denkt man nicht, dass so etwas Krasses passieren kann. Es passierte mitten im Festival und wir standen auf einmal vor verschlossenen Türen.»

Wir waren immer um den Internationalen Tag der Menschenrechte herum im Dezember angesiedelt. Im RiffRaff war es aus diversen Gründen so, dass wir uns im März platzieren konnten. Das war ganz speziell. Mit dem neuen Datum ist auch das Feeling ein bisschen anders. Ein wenig ein Neubeginn, dass wir jetzt im Frühling stattfinden.

«Es hat uns sehr stolz und dankbar gemacht, dass die Leute trotzdem kommen, auch wenn es draussen 28 Grad hat.»

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Gibt es etwas, dass über die Jahre gleichgeblieben ist?

Beim Rahmenprogramm versuchen wir, dass es nichts kostet und für alle zugänglich ist. Nur fürs Theater werden Kosten erhoben.

Auch bei den Kinofilmen gibt es die Möglichkeit, dass Menschen z.B. mit F- und N-Ausweis oder Armutsbetroffene einen Festivalpass erhalten und Freikarten bekommen. Das ist uns wichtig.

Was waren Highlights in dieser Dekade?

Viele Unterstützer wie die Katholische Kirche im Kanton Zürich und die NGOs sind alle sehr treu und von Anfang an dabei. Auch werden wir seit Beginn mit öffentlichen Geldern  unterstützt. Das ist einfach toll.

Ebenfalls war es sehr schön zu spüren, wie wir nach der Schliessung des Kosmos von den anderen Kinos wieder mit offenen Armen aufgenommen wurden.

Welche Besonderheiten gibt es zum Jubiläum beim Festival?

Im Format «Reloved» haben Nina, Josephine und ich drei Filme ausgewählt, die uns in den zehn Jahren nie losgelassen haben. Spartacus & Cassandra, For Ahkeem und Alis sind Filme, die wir berührend, wichtig, immer noch relevant finden.

Neben dem hochkarätigen Filmprogramm bietet die Jubiläumsausgabe diverse Veranstaltungen abseits der Kinoleinwand. Das Rahmenprogramm öffnet das Filmfestival für andere Kunstformen und der CALL TO ACTION (CTA) lädt ein, selbst aktiv zu werden.

Was wünscht du dir für die Zukunft des Festivals?

Das wir auch weiterhin Themen bringen können, die medial vielleicht nicht so präsent sind, wie die «vergessenen Kriege» oder häusliche Gewalt in Europa.

Man darf nicht naiv sein, aber ich glaube schon an die Kraft des Kinos und das man Ideen und Inspiration gewinnen kann aus Filmen. All unsere Filme zeigen, dass Widerstand auch künstlerisch sein kann. Aus Kunst wird Resilienz geschöpft und umgekehrt. Das HRFF soll kein «Depri-Festival» sein, sondern Mutmacher und Hoffnungsträger.

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Zum Festival
Das HRFF Zurich steht für künstlerisch starke Filme, die Menschenrechtsthemen ergründen – ohne Stereotypen und moralischen Fingerzeig. Im Anschluss steht der Raum offen für Gespräche mit Regisseuren, Protagonisten und thematischen Experten. So kann das Gesehene in grössere Zusammenhänge eingeordnet werden. Die Dokumentar- und Spielfilme des HRFF Zurich werfen einen neugierigen, unbequemen Blick auf Menschen, die mit festgefahrenen Zuschreibungen ringen und zeigen, dass Identitäten verästelt und kompliziert sind. Es mutet naiv an zu denken, dass Filme und Diskussionen die Welt verändern können, doch ermöglichen sie ein Eintauchen in andere Wirklichkeiten und schärfen unseren Blick.

27. März – 2. April, RiffRaff, Neugasse 57-63, 8005 Zürich


Rahmenprogramm im «Das Gleis», Sogar Theater, Zollhaus und 25Hours Hotel
Filmprogramm