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Herzensangelegenheiten

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
08. November 2024

Nüchtern betrachtet müssen wir uns mit der Welt, wie sie aktuell ist, arrangieren, um durch den Alltag zu kommen. Aber die Menschen haben auch Herz und Hirn mitbekommen. Schwierig wird es, wenn – aus der eigenen Sicht - ein grosser Teil der Menschen diese Organe und die Seele zum grossen Teil ausser Acht lassen.

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Zugegebenermassen waren für mich die letzten paar Wochen eine schwierige Zeit. Zunächst war da die Weltsynode in Rom, die, wie eine Leserin es in einem Mail an uns es nannte, «drei Wochen um den heissen Brei redete». Denn konkrete Schritte Richtung einer Kirche, welche ihre Mitglieder ernst nimmt, sind für «Normalsterbliche» aus Rom nicht wirklich erkennbar.

Ich kann nur hoffen – und tue das auch weiterhin, - dass die Kirchenmitglieder wie auch die Bischöfe, wie sie es mindestens mündlich ab und zu kundgetan haben, Wort halten und in «meiner» Schweizer Kirche nicht nur endlos zuhören, sondern an den Themen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller Menschen, freiwilligem Zölibat wie auch an einer ernsthaften Aufarbeitung der Missbrauchsthematik dranbleiben und Taten folgen. Die Aussagen im Podcast von Felix Gmür und Helena Jeppesen-Spuhler zur Synode lassen mich zweifeln.

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass ich es tatsächlich noch erlebe, dass kirchliche Gemeinschaft zwischen Männern und Frauen wirklich gleichberechtigt stattfinden kann. Auch gerade, weil mein beruflicher Einstieg vor zwei Jahren bei der Katholischen Kirche im Kanton Zürich zeitlich in meiner Erinnerung untrennbar mit einem Ereignis beziehungsweise mit Begegnungen mit starken Frauen in der Kirche verbunden ist.

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Einer dieser bemerkenswerten Frauen, Monika Schmid, ehemalige Gemeindeleiterin in Illnau-Effretikon, wird heute Abend in Wien der Anerkennungspreis «Trompete von Jericho 2024» von der österreichischen Laieninitiative «Kirchenreform.at» verliehen. Schmid hat sich, wenn auch nicht unumstritten, unter anderem einen Namen als Reformerin gegen den Klerikalismus gemacht. Ich kann dazu nur sagen, ich habe sie als aufrichtigen, herzlichen und engagierten Menschen kennengelernt. Ein Bericht zur Preisverleihung folgt anfangs nächster Woche auf zhkath.

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Die zweite Situation, die ich nicht toll finde, ist diejenige in Amerika. Es war eine schwierige Wahlnacht. Klar, es waren demokratische Wahlen. Ich muss nicht alle Argumente für/gegen Kamela Harris oder Donald Trump wiederholen. Was mir Bauch- und Herzweh macht ist der Umgang mit Wahrheit und Lüge, mit Respekt vor Frauen, vor anderen Ethnien und wie sich Männer nicht nur in Amerika Macht «zurückholen».

Wir haben jahrelang in einer Schweiz gelebt, wo Konflikte und brenzlige Situationen weit weg waren. Jetzt bestimmen sie immer mehr unseren Alltag oder kommen über die zeitnahen Möglichkeiten der Newsübermittlung näher. Gerade darum ist es umso wichtiger, dass wir uns auf die Basiswerte unserer Kirche besinnen: Gott ist für alle da. Wir Menschen sollten alles tun, um unseren Mitmenschen ein würdiges, gleichwertiges Leben zu ermöglichen.

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In kirchlichen Dienst- und Fachstellen und in den Kirchgemeinden, in den Pfarreien und mit engagierten Menschen an der Basis wird genau das gelebt und kann nicht genug geschätzt werden. Denn auch in der Schweiz gibt es Menschen, die straucheln, die nicht ohne Hilfe durchs Leben können. Aus nächster Nähe erlebt das unter anderem die Caritas tagtäglich. Hier kann ich die Lektüre des Berichtes von Isabelle Lüthi auf zhkath.ch empfehlen und auch die Tagungsunterlagen des Armutsforums. Danke an dieser Stelle allen, die sich für andere einsetzen!

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Diese Woche hat auch die Synode der Katholischen Kirche im Kanton Zürich stattgefunden. Den Bericht dazu finden Sie ebenfalls auf zhkath. Bemerkenswert dabei die Aussage vom Präsidenten der Geschäftsprüfungskommission, Daniel Frei aus Winterthur.

Er gab in der Diskussion zur Kenntnisnahme von Tätigkeitsbericht und Tätigkeitsprogramm zu bedenken, dass es eigentlich wünschenswert wäre, wenn der Kanton insgesamt mehr Geld in die Hand nehmen würde für die Religionsgemeinschaften und nicht weniger: «Auch wenn wir weniger Kirchenmitglieder haben, nehmen immer mehr Menschen unsere Angebote, die an keine Konfession gebunden sind, in Anspruch.»

Er hoffe, dass die Leistungen von der Gesellschaft und auch bei den kommenden Kantonsratsdebatten entsprechend gewürdigt werden. Dem kann ich nur zustimmen. Dass der Betrag tatsächlich erhöht wird, ist hingegen wohl sehr unrealistisch.

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Herzlich erfreut bin ich über die Anlässe, welche in der Woche der Religionen auf die Beine gestellt wurden. Am Sonntag findet sie ihren Abschluss im Mosaik der Religionen. Den Anlass kann ich Ihnen nur ans Herz legen. Vier Frauen mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten sprechen dort über wirkmächtige Frauen aus ihrer Religionstradition.

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Darf ich Ihnen ausserdem ans Herz legen, dass Sie sich gerade in diesen turbulenten und manchmal schwierigen Situationen um ihr Herz und ihre Seele kümmern? Denn dann sind Sie auch stark genug, um anderen beizustehen. Ich habe mir diesen Herbst ein paar «Kulturwochen» gegönnt, im Wissen darum, dass ich damit privilegiert bin. Warum rede ich jetzt von Kultur in einem Newsletter der Kirche?

Weil Kultur zu unserem Leben gehört, die Seele bereichert und den Horizont erweitert. Viele Menschen können sich auch im reichen Zürich nur bedingt «Kultur» leisten. Aber auch hier springt die Kirche in die Bresche. Das geht von Konzerten in den Kirchen, Veranstaltungen in den Gemeinden bis hin zur Caritas-Kultur-Legi, die vergünstige Eintritte ermöglicht.

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Nebst Konzert- und Theaterbesuchen mit viel Italianità durfte ich gerade gestern einen liebevoll gestalteten Abend in der «Herzbaracke» geniessen und in eine andere Welt eintauchen. Die Herzbaracke ist das rose-türkise Floss, dass wieder für ein paar Wochen auf dem See beim Bellevue ankert.

Mit einem kurzen Auszug aus den enthusiastischen Worten des Intendanten, Initiators und Theatermenschen Federico Emanuel Pfaffen, die er an die Gäste der Herzbaracke richtete, möchte ich heute schliessen:  «Tragen wir zu unserer Freiheit und zu unserer Demokratie Sorge! (…) Leben ohne Kunst ist nichts. Das macht frei im Kopf und frei in der Phantasie! Es zeigt eine innere Welt.»

Pflegen auch Sie Ihre innere Welt!

Herzliche Grüsse
Sibylle Ratz

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 Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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