Über uns

Kirche ist tot, es lebe der Glaube

Informationsbeauftragte
Saskia Richter

Schwerpunkte: Online-Kommunikation und Soziale Medien, Event-Management

Saskia Richter
Machtspiele, Missbrauch, Missgunst – es scheint, die Katholische Kirche zerstört sich von innen her langsam selbst. Die Zahl der Mitglieder sinkt konstant drastisch. Zumindest in Europa. Schaut man sich jedoch die weltweiten Zahlen an, gibt es einen leichten Mitgliederanstieg. Und auch im Gespräch mit Mitbürgerinnen und -bürgern zeigt sich ein anderes, positiveres Bild – christliche Werte wie Glaube, Liebe, Hoffnung haben noch immer einen hohen Stellenwert im Leben vieler.
21. Juni 2024

Dass Glaube und vor allem auch Gemeinschaft weiterhin eine wichtige Rolle innehaben, zeigte sich vergangenes Wochenende auf dem Klostermarkt in der grossen Halle des Zürcher Bahnhofes. Pumpenvoll und geschäftig ging es zu an beiden Veranstaltungstagen. Und das, obwohl das mannigfaltige Konkurrenzprogramm wirklich für jede und jeden etwas zu bieten hatte. Frauenstreik, Pride, Openair-Kino und Theater des Opernhauses, Pfarreijubiläen und erst noch die Fussball-EM mit dem Spiel Schweiz gegen Ungarn am Samstag.

Dennoch verzeichneten die Veranstalter eine deutliche höhere Besucherzahl als bei der Erstausgabe des Klostermarkts im vergangenen Jahr. Bereits am Freitag, dem Eröffnungstag der zweiten Marktausgabe, waren die Besucherzahlen kurz nach Marktöffnung um 11 Uhr überraschend hoch, wie Initiator und Mitglied des OK Verein Klostermarkt, Pater Thomas Fässler aus Einsiedeln, mitteilte.

Bei meinen beiden Besuchen auf dem Markt am Freitagabend und Samstagmittag, bestätigte sich dieses Bild. Von Jung bis Alt waren unterschiedlichste Menschen anzutreffen. Ob im Gespräch mit Ordensleuten oder anderen Gläubigen, beim Genuss einiger ruhiger Momente in der fahrenden Kapelle, beim Töggelikastenspiel und vielen anderen Aktivitäten – überall traf man auf freundliche, zufriedene Gesichter.

Es war wirklich wie das «Eintauchen in eine andere, friedlichere Welt», wie eine Besucherin bereits in 2023 bemerkte. Leicht kam man mit seinen Mitmenschen auch über persönliche Dinge ins Gespräch.

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Begegnungen mit Dorothea aus Polen, die, wie ich, Marketing studiert hat, seit vielen Jahren in der Schweiz lebt und welcher der Glaube und das Schreiben von Ikonen Hoffnung und Kraft geben, sowie mit Irene Heim von der Fokolar-Bewegung, deren offene, freundliche und herzliche Ausstrahlung heutzutage nur noch selten zu finden ist.

ginaheld-770A1247.jpg

Gar nicht freundlich, dafür aber heiss zu und her geht es aktuell bei kath.ch. Bei der Generalversammlung gestern Abend wurde der gesamte Vorstand ersetzt (Artikel hinter der Bezahlschranke). Alle vier bisherigen Vorstandsmitglieder, sogar der Präsident, traten geschlossen zurück. Ersetzt wurden sie durch sechs neue Personen. Bereits im Vorfeld eskalierte die Situation mit einem Streit um die Besetzung der Chefredaktion.

Viele relevanten Medien berichteten bereits heute über die Generalversammlung wie z. B. watson, Blick, Tages-Anzeiger, Landbote, Kleinreport.

Im Bericht von kath.ch ist davon allerdings keine Silbe zu lesen – wie auch übrigens keiner der kritischen Artikel überhaupt noch im Medienspiegel erscheint. Das ist das genaue Gegenteil von offener und transparenter Kommunikation.

Es ist traurig zu sehen wieviel Ressourcen, Kraft und Zeit interne politische Kämpfe zur Machterhaltung in Anspruch nehmen, die besser für andere Zwecke eingesetzt würden, die uns als Kirche voranbringen und dazu beitragen könnten, dass unser Ansehen in der Gesellschaft wieder besser wird.

kath.ch.jpg

Es stimmt, es gibt auch viel Gutes zu berichten aus der Kirche. Vom Digi Kafi, über das Café Yucca, der Beratungsstelle zur Berufslehre, kabel, den zahlreichen Seelsorgeangeboten und so viel mehr Projekten und Initiativen, die den Rahmen des Newsletter sprengen würden, wenn ich sie hier alle aufzähle.

Aber als Kommunikationsstelle können wir noch so viele «Good News» über diese gesellschaftlich relevanten Projekte und Initiativen bringen, wenn die Taten der Institution Kirche immer wieder deren Worten widersprechen, können wir dies auch nicht ausbügeln. Reputation, das sind nicht nur gute Worte, sondern auch die entsprechenden guten Handlungen. Kommunikation und Handlung müssen kongruent sein, dann wirkt man glaubhaft.

trennlinie.png

Als Kirche nehmen wir in Anspruch, auch unliebsame Dinge in der Gesellschaft beim Namen zu nennen. Am gestrigen Weltflüchtlingstag wurden im Rahmen der Aktion «Beim Namen nennen»– mit der auf die katastrophalen Fluchtumstände von Menschen, die hoffen, unwürdigen und lebensbedrohenden Umständen in ihren Heimatländern zu entkommen und dabei ihr Leben auf den Meeren an den Grenzen Europas lassen – eine ganze Nacht lang die Namen der über 60‘620 Opfer, die seit 1993 zu Tode kamen verlesen.

Eine erschreckende Zahl. Und doch müssen wir uns diese immer wieder ins Gedächtnis rufen. Denn die Situation hat sich nicht massgeblich verbessert. In den letzten zwei Jahren sind die Zahlen sogar wieder gestiegen. Leider scheinen wir allerdings mittlerweile durch all die traumatisierenden Nachrichten aus aller Welt etwas abgestumpft bzw. liegt der Medienfokus aktuell auf anderen Themenschwerpunkten.

trennlinie.png

Dazu zählt unter anderem der Russland-Ukraine-Krieg. Mit der Bürgenstock-Konferenz zum Frieden in der Ukraine rückte das Thema vergangenes Wochenende wieder ganz nah an uns heran. Am Samstag und Sonntag trafen sich 160 Delegationen aus der ganzen Welt auf dem Bürgenstock im Kanton Nidwalten, um sich über einen gerechten und dauerhaften Frieden auszutauschen.

Der Ukraine-Gipfel ist mittlerweile Geschichte. Was bleibt, ist die Frage, wie Frieden möglich sein könnte. In der aktuellen Podcast-Ausgabe von Laut+Leis diskutiert Host Sandra Leis mit der früheren Nationalrätin der Grünen und ehemaligem Zürcher Stadträtin Monika Stocker und dem Historiker und Russland-Kenner Felix Münger über dieses Thema.

Bürgenstock Konferenz Podcast.jpg

Die Delegation des Heiligen Stuhls aus Rom hat das Schlussdokument der Konferenz übrigens nicht unterschrieben. Sicherte aber mündlich seine Unterstützung zu.

trennlinie.png

Ein weiteres wichtiges Treffen diese Woche stellte die Synodensitzung am gestrigen Donnerstag dar. Ein zentraler Diskussionspunkt war neben der synodalen Kirche die Gleichberechtigung von Mann und Frau in dieser.

Zuvor hatte die Zürcher Synodale Monika Zimmerli einen Antrag zur Stellungnahme des Bischofs zu diesem Thema gestellt. Obwohl sich Bischof Bonnemain überzeugt zeigt, dass Gleichberechtigung und Kirchenlehre nur in Einklang miteinander funktionieren können und sollen, erteilte er dem Weiheamt für Frauen dennoch erneut eine deutliche Absage.

Da ich keine Theologin bin, kann ich das Thema nur mit Blick auf die Gesamtgesellschaft bezogen, beurteilen und frage mich immer wieder: «Was wäre denn so anders, wenn Männer und Frauen wirklich überall und in jeglicher Hinsicht gleichgestellt wären? Beziehungsweise warum muss überhaupt über Geschlecht (Ethnie, etc.) diskutiert werden, wenn es um bestimmte Ämter, Gehälter, etc. geht? Sollte es nicht um den Menschen an sich gehen?»

trennlinie.png

Nach diesem heute doch recht schweren, dem aktuellen bewölkten Wetter entsprechenden, Newsletter zum Schluss noch ein paar erbauendere Themen.

  • Die Gefängnissseelsorge hat ein neues Imagevideo von einem jungen Filmemacher erstellen lassen, dass über ihre Arbeit aufklärt und auch für Bildungszwecke genutzt werden kann. Reinschauen lohnt sich.
  • Bei der Sommerparty der Pfarrei Allerheiligen, können Sie morgen, 22. Juni, ab 12 Uhr den Glauben und die Gemeinschaft zusammen mit anderen Gläubigen bei gutem Essen und guter Musik feiern.
  • Ebenfalls morgen findet in der Kapelle des Limmattalspitals wieder der Feierabendgottesdienst statt. Ab 19 Uhr wird Gottverbundenheit und Gemeinschaft in einer freien Form gefeiert.
  • Alle Fussballfans können sich am Sonntag, 23. Juni, ab 21 Uhr auf ein spannendes Spiel Schweiz gegen Deutschland freuen. Für mich als gebürtige Deutsche, jedoch seit über einem Jahrzehnt Schweizerin im Herzen, ein schwieriger Abend.

1000011381.jpg

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende und verlieren Sie Ihren Glauben und Ihren Humor nicht.

Ihre
Saskia Richter

trennlinie.png

Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

Sie können den Newsletter hier abonnieren