Über uns

Ein Jahr der Hoffnung soll es sein

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
10. Januar 2025

2025 ist ein «Heiliges Jahr». Ein «Jahr der Hoffnung» soll es sein, wie es heisst. Nächste Woche ist sogar eine Autobiografie des Papstes mit demselben Titel «Hope / Hoffnung» angekündigt. Hoffnung können wir alle brauchen, egal in welcher Lebenslage. Das Entscheidende ist aber immer, dass aus der Hoffnung heraus tatsächlich auch Schritte zu einer Veränderung gemacht werden. Dazu braucht es auch Mut und Vertrauen in den eigenen Weg.

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Diesen Mut zeigen Verliebte, die es wagen, ihren künftigen Weg gemeinsam zu gehen und dies auch in Form eine Hochzeit bezeugen. Für sie kann sich an diesem Wochenende ein Besuch in der Messe Zürich lohnen, wo die Hochzeitsmesse JOSY stattfindet, an der auch die katholische und reformierte Kirche gemeinsam mit einem Stand vertreten sind. Pastoralpersonen geben bei einem leckeren Drink Auskunft zu allen Fragen rund ums Heiraten in der Kirche.
 
Wie die NZZ letztes Wochenende ausführlich über den Umgang mit dem Heiratswunsch berichtete, besteht trotz zunehmender Unverbindlichkeit in Beziehungen in der Gesellschaft der Wunsch nach etwas, das bleibt. Ehe sei in vielen Kreisen nicht mehr angesagt. Aber ein Fest finden die meisten Leute dann doch ganz cool.
 
Ausserdem fände eine «Retraditionalisierung» statt. Auch wenn viele Paare, vor allem Doppelverdiener, aufgrund der Steuern lange eine Hochzeit hinausschieben, wird es spätestens, wenn Kinder da sind oder ein Kinderwunsch im Raum steht, dann doch zum Thema.

Dann kann auch eine kirchliche Trauung ein Thema werden. Und in der Kirche ist heute auch möglich, vieles nach eigenen Wünschen selbst zu gestalten. Unterdessen ist ja sogar in der katholischen Kirche eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare möglich. Alle sind willkommen.


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Visualisierung ökumenischer Stand an der Hochzeitsmesse. Foto: zvg

Beziehungen können Himmel und Hölle zugleich sein. Das Thema Missbrauch findet auch gerade in Partnerschaften statt. Dazu empfehle ich die Lektüre eines Meinungsartikels meiner Kollegin Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung.

Sie bezieht sich unter anderem auf den schlagzeilenmachenden Vergewaltigungsprozess in Frankreich und darauf, dass die Scham die Seite wechseln muss. Nicht die Opfer müssen sich für Vorfälle des Missbrauchs schämen, sondern die Täter, ob in der Kirche oder ausserhalb. Die Opfer sind bestmöglichst zu unterstützen und nicht die Täter. Danke, Susanne, für diese deutlichen Worte.
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Mein Aufreger der Woche war der Artikel von Martin Grichting in der NZZ vom 9. Januar. Darin erklärt er: «Die Kirchen erfüllen mittlerweile Staatsaufgaben. Sie sollten vielmehr ihre religiöse Pflicht wahrnehmen.» Grichting moniert, dass Kirche und Staat vollkommen voneinander getrennt werden, die Kirchen also keine staatliche Unterstützung mehr bekommen sollen.
 
Die Kirche würde sich hinter sozialen Dienstleistungen, die eigentlich staatliche Aufgaben seien, verstecken und die seelsorgerischen Pflichten vernachlässigen. Grichting schreibt vor dem Hintergrund, dass der Zürcher Kantonsrat Anfang Februar darüber befindet, ob die staatlich anerkannten Kirchen für weitere sechs Jahre 300 Millionen Franken bekommen.
 
Man kann unterschiedlicher Meinung sein darüber, ob das duale System in der Schweiz gut ist oder nicht. Aber bei diesem vermeintlich «neutralen» Artikel muss man definitiv die Motivation hinterfragen.
 
Es geht Grichting einzig und allein darum, die kantonalkirchlichen Körperschaften auszutrocknen, damit der Klerus alleine herrschen kann und niemand ihnen mehr dreinredet. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso ihm immer wieder eine so grosse Plattform gegeben wird. Dahinter steckt wohl politisches Kalkül der FDP-nahen NZZ.
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Erinnerungsfeier an Verstorbene mit der Gassenkirche. Foto: Aniela Schafroth

Er stellt das soziale Engagement der Kirchen als Ganzes in Frage und bezieht sich dabei auf die Kampagne «Kirchensteuer wirkt». Was ist da mit der Nächstenliebe? Für dieses Handeln muss sich die Kirche nicht rechtfertigen, sondern das gehört zum ureigensten Kern des Christentums.

Nicht das Betüddeln der Priester und nicht seine philosophischen Ergüsse, wo er seine Studiertheit zur Schau stellt, sind Aufgabe der Kirche. Mehr «Uscire», Hinausgehen, hat selbst der Papst gefordert. Das würde Martin Grichting definitiv auch guttun.

Eines der «staatlich finanzierten» Projekte, das ihm demnach ein Dorn im Auge ist, wäre damit auch die Gassenkirche, worüber im aktuellen «Credo» (4/2024) eine Reportage erschienen ist. Was meinen Sie dazu? Wenn Sie das «Credo» kostenfrei abonnieren möchten, schreiben Sie eine E-Mail an credo@zhkath.ch.

Ausserdem ist Grichtings Text ein Affront gegenüber allen Pfarreien und Spezialseelsorgenden, die tagtäglich durchaus seelsorgerisch für die Menschen in ihrer Gemeinde und darüber hinaus wirken.
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Mut zeigen kirchliche Institutionen wie Caritas tagtäglich, indem sie sich für Menschen in unserer Mitte einsetzen, die Hilfe brauchen und auch den politischen Diskurs nicht scheuen. Damit bringen Sie die Not in unser Bewusstsein und lassen es nicht zu, dass wir es vergessen oder immer wieder an den Rand schieben, dass auch wir in der Schweiz Armut haben und Probleme, für die wir Verantwortung übernehmen müssen. Das ist auch in anderen Ländern dringend nötig.

Ein Komitee hat am Dienstagmorgen eine neue Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Die bisherigen Massnahmen seien wirkungslos geblieben, sagen die Initianten. Katholischerseits sind Caritas Schweiz, Fastenaktion und der Schweizerische Katholische Frauenbund erneut dabei.

«Konzernverantwortung leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die weltweite Armut einzudämmen», äusserte sich Niels Jost von Caritas Schweiz in den Medien. Für den Frauenbund ist es eine Glaubens- und Gewissensfrage, lässt sich deren Präsidentin, Simone Curau-Aeppli zitieren.

Nachdem das Vorhaben vor rund vier Jahren zwar eine Volksmehrheit gewann, aber am Ständemehr gescheitert ist, soll die Vorlage nun mit einem präziseren und etwas abgeschwächten Text im zweiten Anlauf erfolgreich sein.

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Hoffnung ist für mich immer mit einer Prise Humor verbunden. Diese zeigt Maria 2.0 in ihrem neuen Kalender mit satirischen Illustrationen. Freude soll auch zu unserem Leben gehören und eine Portion Leichtigkeit. Wer das aushält, dem sei der Kalender zum Download wärmstens empfohlen.

Das Motto des Heiligen Jahres «Pilger der Hoffnung» aufgreifend bringt die deutschlandweite Reformbewegung von Maria 2.0 wiederholt die Hoffnung zum Ausdruck auf eine neue, bessere und jesuanischere Kirche, in der alle Menschen gleichberechtigt sind.
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Kalenderblatt Januar von Maria 2.0. Bild: zvg


Meine Freude der Woche: Papst Franziskus hat mit der italienischen Ordensschwester Simona Brambilla eine Frau zu einer Vatikan-Ministerin ernannt – erstmals in der Kirchengeschichte gibt es eine Präfektin. Brambilla, wird Präfektin des «Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens».

Heisst, sie wird das vatikanische Departement für Klosterwesen leiten, sozusagen das Super-Ministerium für alle Ordensleute weltweit. Schauen wir mal, ob das dann mit der Hierarchie auch funktioniert. Und ansonsten schafft es der Papst hoffentlich, den ganzen Zirkus zu bändigen, wie kürzlich bei der Audienz der Zirkusartistinnen und -artisten im Vatikan.
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Seelsorgende sollen in der Schweiz bereits vor Dienstantritt mit einem Psychotest überprüft werden. Die Kirche hat dazu in Zusammenarbeit mit dem forensischen Psychologen Jérôme Endrass einen Eignungstest entwickelt. Das Bistum Chur will sich dazu erst in den kommenden Wochen verlauten lassen. Das Schweizer Radio und Fernsehen hat dazu bereits diese Woche einen Bericht gebracht.

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Was fürs Wochenende zum Reinhören ist eine neue Podcast-Folge der Digitalisierungsinitiative (DIZH), auf die wir hingewiesen wurden. Die DIZH hat zum Ziel, die Zusammenarbeit der Zürcher Hochschulen im Digitalisierungsbereich zu fördern und damit den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Zürich zu stärken. In der aktuellen Folge geht es um Religiöses Influencing & Digital Religion.

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Bereits heute zum Vormerken ein Anlass in Luzern, der die Leserschaft unseres Newsletters eventuell interessiert. Am Montag, 27. Januar, 18.15 bis 20 Uhr findet an der Universität Luzern, ein Podiumsgespräch mit Buchpräsentation zum Thema Synodalität und Ökumene statt.

Der synodale Prozess der römisch-katholischen Kirche (2021 – 2024) hat in der Ökumene positives Echo gefunden, denn Synodalität ist für alle christ­lichen Kirchen wesentlich. Aber wie geht es nun weiter? Was können die Kirchen voneinander lernen?

Autoren des Sammelbandes «Synodale Kir­che(n) und kirchliche Synodalität» (TVZ-Verlag Zürich, 2024) diskutieren über Synodalität als binnenkirchliche wie ökumenische Chance. Mit dabei ist auch Daniel Kosch, ehemaliger Generalsekretär der Römischkatholischen Zentralkonferenz RKZ.

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Abschied nehmen mussten wir von Rudolf Vögele, ehemaliger Pastoralverantwortlicher bei der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Er verstarb am 4. Januar. Ich hab ihn nicht gut gekannt und nur noch wenig Zeit erlebt vor seiner Pensionierung. In Erinnerung geblieben ist mir sein Frust darüber, wenn es nicht vorwärts ging und der Klerikalismus seine Blüten trieb.


«Die ausgetretene Kirche» heisst denn auch sein Buch, das er im Jahre 2017 veröffentlicht hat. Dazu wird er auch in einem Nachruf zitiert: «Nicht das Volk Gottes tritt aus der Kirche aus, sondern es ist die Institution, die sich dem Volk entfremdet.»

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Mit den besten Wünschen für ein neues Jahr voll Hoffnung und Mut zur Veränderung. Denn das Leben leben heisst, nicht stillzustehen. Und in Gedanken bei all denen, die Hoffnung brauchen, in Kalifornien bei den verheerenden Bränden, in allen Kriegs- und Armutsgebieten der Welt und meinen Nächsten.
 
Herzlich
Sibylle Ratz
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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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