Kirche aktuell

Der ehemalige Pastoralverantwortliche ist am Samstag 4. Januar verstorben. Zum Tod von Dr. Rudolf Vögele

Sein Herz brannte für die Erneuerung der Kirche.
08. Januar 2025 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Die Nachricht vom Tod von Rudolf Vögele macht alle betroffen, die ihn näher gekannt haben. Noch wollte er auf den September letzten Jahres einen grossen Bekannten- und Freundeskreis zu seinem Pensionierungsfest nach Freiburg i.Br. einladen, wo er zu Hause war. Doch dies war ihm nicht mehr gegönnt. Die schwere Krankheit, die sich schon in den letzten Phasen seiner Tätigkeit im Generalvikariat Zürich-Glarus bemerkbar machte, holte ihn endgültig ein. Rudolf Vögele starb am 4. Januar 2025 im Kreis seiner Familie.Als ich im Jahr 2009 meine Aufgabe im Generalvikariat Zürich-Glarus begann, war Rudolf Vögele schon zwei Jahre als Leiter des neu geschaffenen Ressorts Pastoral an der Arbeit. Die pastoralen Verhältnisse, die er in der Pfarreiseelsorge seines Heimatbistums und in der Abteilung Pastoral des Ordinariats Freiburg kennengelernt hatte, waren recht anders als diejenigen, die er im Bistum Chur antraf. Doch mit seinem offenen und spontanen Wesen gelang es ihm, dem Bereich Pastoral im Generalvikariat Zürich-Glarus ein Gesicht und Profil zu geben.

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Umfassend war sein Aufgabenkatalog, endlos die Liste der diözesanen und schweizerischen Gremien, in die Rudolf Vögele Einsitz nahm. Er hat unter vielem anderen die Errichtung der Seelsorgeräume und die Förderung der Freiwilligenarbeit vorangetrieben, unter dem Titel «So geht katholisch» jährlich eine beachtliche Gruppe Erwachsener auf die Taufe vorbereitet, den kantonalen Seelsorgerat operativ begleitet und war massgebend beteiligt an der Realisierung der ökumenischen Notfallseelsorge im Kanton Zürich.

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Doch Aktivismus war nicht sein Ding. Rudolf Vögele brannte für die Erneuerung seiner Kirche. Er atmete auf, als Papst Franziskus sein Amt antrat. Worte von Franziskus wie «Mir ist eine Kirche lieber, die etwas falsch macht, weil sie überhaupt etwas tut, als eine Kirche, die krank wird, weil sie nur um sich selbst kreist» gaben Rudolf Vögele Flügel. Ich werde nie vergessen, mit welcher Freude Rudolf am Tag nach der Veröffentlichung des ersten Rundschreibens von Franziskus, Evangelii Gaudium, zu mir ins Büro kam. Er hatte das umfassende Schreiben des Papstes nicht nur bereits gelesen, sondern machte sich auch schon Gedanken, welche Impulse aus «Evangelii Gaudium» er an die Seelsorger und Seelsorgerinnen in den Pfarreien und an die Verantwortlichen in den Dienststellen weitergeben möchte.

Rudolf Vögele hatte ein feines Gespür für das, was in unserer Kirche anders und neu werden muss. Der neue Wein braucht neue Schläuche, meinte er oft in Anlehnung an ein Wort Jesu. Nicht zuletzt hat er darunter gelitten, wenn es nicht vorwärts ging und der Klerikalismus seine Blüten trieb. «Die ausgetretene Kirche» heisst denn auch sein Buch, das er im Jahre 2017 veröffentlicht hat. Nicht das Volk Gottes tritt aus der Kirche aus, meinte er provokativ, sondern es ist die Institution, die sich dem Volk entfremdet. Der langsam in Gang kommende synodale Prozess dürfte dem Verstorbenen in vielem Recht geben.

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Die ausgetretene Kirche, TVZ Verlag


Das Generalvikariat Zürich-Glarus und das Bistum Chur danken Rudolf Vögele für seinen langjährigen pastoralen Dienst und entbieten seiner Familie herzliche Anteilnahme.

Josef Annen

Todesanzeige

Für eine zukünftige Pastoralplanung im Bistum Chur wurde auf Initiative von Bischof Joseph Maria Bonnemain, das Diözesane Pastoralentwicklungsteam (DPET) im Sommer 2022 ins Leben gerufen. Jede Bistumsregion stellte eine Vertretung: Für Graubünden Flurina Cavegn-Tomaschett, für die Urschweiz Bernhard Willi und für Zürich Rudolf Vögele, der als Pastoralbeauftragter für das Generalvikariat Zürich, dann auch die Moderation dieses Entwicklungsteams an die Hand nahm. Obwohl Rudolf schon den Blick in Richtung seiner Pensionierung gestellt hat, ging er diese neue Aufgabe mit Freude und Engagement an. Die Sitzungen beim ihm im Generalvikariat in Zürich waren immer sehr interessant und zielführend. Im Nachgang zur Diözesanen Versammlung, im Rahmen des Synodalen Prozesses, bestand die Aufgabe darin eine Handreichung für eine synodale Kirche im Bistum Chur zu erstellen. Sozusagen als sein letztes Projekt übernahm Rudolf mit grossem Einsatz die Leitung und Koordination, so dass diese Handreichung dann im Oktober 2023 veröffentlicht wurde, und nun die pastorale Grundlage für das Bistum Chur ist.

Bernhard Willi, Generalvikar für die Bistumsregion Urschweiz

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Rudolf Vögele hat während 16 Jahre im Generalvikariat Zürich-Glarus und im Bistum Chur im Bereich Pastoral massgeblich mitgewirkt. Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Menschen an der Basis waren ihm sehr wichtig, so hat er viele Pfarreiräte in Entwicklungsprozessen begleitet und sich regelmässig mit den Pfarreiratspräsidien zum Austausch getroffen. Im Seelsorgerat engagierte er sich jahrelang für die Wallfahrt der Zürcher Katholikinnen und Katholiken nach Einsiedeln, indem er selber die Velogruppe leitete und die gemeinsame Liturgie in der Klosterkirche vorbereitete.

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Rudolf Vögele bei velo-geschichten.ch

Ebenfalls im Seelsorgerat hat er sich ausgehend von der Päpstlichen Enzyklika «Laudato si» für die Nachhaltigkeit eingesetzt. Zu bestimmten Anlässen und Zusammenkünften im Jahr kredenzte er gerne seine berühmte und sehr feine Linzertorte, natürlich selbst gebacken, war er doch vom Fach. Um den 6. Dezember war Rudolf gerne als Nikolaus unterwegs und besuchte auch einmal als Bischof von Myra das Generalvikariat. Ebenfalls im Dezember organisierte er gerne die Roratefeier, die stimmungsvolle Lichtfeier in der Adventszeit, zu der alle Mitwirkenden im C66 eingeladen sind. Sein letztes Jahr bei uns war leider von seiner Krankheit geprägt, dennoch hat er sich bis zuletzt im Rahmen seiner Möglichkeiten engagiert.

Luis Varandas, Generalvikar für die Bistumsregion Zürich-Glarus