Über uns

Heiliger Bimbam!

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Mit dem Ausruf «Heiliger Bimbam!» beziehe ich mich nicht auf einen geschätzten Zürcher Weihnachtsmarkt; auch wenn es nur noch 117 Tage bis Heiligabend und 118 bis zum ersten Weihnachtstag sind. Wir sind ja noch mitten im Spätsommer.
30. August 2024

Die Assoziation drängt sich vielmehr mit der Schöpfungszeit auf, die am Sonntag beginnt, aber auch mit anderen Themen dieser Woche. Der 1. September gilt als Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung und läutet die fünfwöchige Schöpfungszeit bis zum 4. Oktober ein, dem Gedenktag des Hl. Franz von Assisi.

Dieses Jahr steht die Schöpfungszeit unter dem Thema «Biodiversität – Heilige Vielfalt». Melden Sie noch vor dem 2. September über unsere Website an, um an den Challenges teilnehmen zu können, die jeweils mittwochs aufgeschaltet werden. Es lohnt sich.

 

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Der Supermond in Frankreich im Juli 2024. Foto: Sibylle Ratz

Den Ausruf konnte ich mir nicht verklemmen, als ich die Dutzenden Kommentare gesehen habe unter einem Facebook-Eintrag, in dem kath.ch darüber berichtet, dass die Geschäftsführerin von Allianz Gleichwürdig Katholisch, Mentari Baumann, Mutter geworden ist. Aktuell 210 (!) Einträge.

Wie viele Bemerkungen da gemacht wurden, die absolut deplatziert und böse sind. Die Geburt eines Menschen ist nach wie vor ein kleines Wunder. Jedes Mal und überall auf der Welt.

Vermeintliche «Kirchenmoral» hin oder her. Wir gratulieren auf alle Fälle ganz herzlich und uneingeschränkt. Wir wünschen dem neuen Erdenkind und auch dir alles Gute, liebe Mentari.

Und keine Angst, unser Newsletter wird jetzt nicht ständig mit guten Wünschen für Babys und ihre Mütter geflutet. Aber das musste sein.

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Das Familien-Mobil im Testeinsatz vor der JVA Pöschwies in Regensdorf. Foto: Christoph Wider

Extramural, unsere ökumenische Fachstelle für die Beratung und Begleitung für Angehörige von Inhaftierten, hat seit dem Sommer zusammen mit dem Team72 ein Pilotprojekt am Start.

Mit einem Familien-Mobil sind sie jeweils samstags und teilweise mittwochs vor der Justizvollzugsanstalt in Regensdorf. Angehörige von Inhaftierten haben damit direkt vor der JVA ein niederschwelliges Kontaktangebot vor oder nach einem Besuch im Gefängnis; zum Reden, zum Schweigen, um sich trösten zu lassen.

Die Pilotphase, die um einen Monat verlängert wurde, dient dazu, herauszufinden, ob der Bedarf eines solchen aufsuchenden Angebots längerfristig vorhanden ist.

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«Tu Gutes und rede darüber», eine alte Public-Relations-Weisheit. In der Kommunikation werden wir immer wieder darauf hingewiesen, dies zu tun. Das tun wir auch, immer und überall. Wie eben gerade mit dem Familien-Mobil.

Was in der Wahrnehmung meistens hängen bleibt, sind aber die negativen Schlagzeilen. Und um die kommen wir leider auch in diesem Newsletter nicht drumherum, wenn wir darüber berichten, was so in einer Woche in der Kirche alles läuft.

Dies tun wir aus der Überzeugung heraus, dass wir mit konstruktivem Umgang auf Kritik nur besser werden können und weil wir uns der Transparenz verpflichtet haben. Gerade im Rückblick und Ausblick auf die Vorstudie zur Missbrauchsthematik in der Katholischen Kirche in der Vergangenheit. 

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Dazu gehört die Geschichte von Denise Nussbaumer, einer vom Missbrauch betroffenen Frau. Bischof Gmür hatte sich in der Vergangenheit schützend vor den zuständigen Domherr gestellt in dem Sinne, dass er die volle Verantwortung übernommen hat für die Fehler, die gemacht wurden beim Umgang mit der Meldung (was ich ihm hoch anrechne).

Dass dieser besagte Domherr jetzt aber «automatisch» zum Ehrendomherr ernannt wird, ist für die Betroffene schwer nachvollziehbar. Die Information ist mittlerweile nicht mehr auf der Bistums-Website oder ich hab sie zumindest nicht mehr gefunden.

Ach, meine Herren, die Sensibilität und das Einfühlungsvermögen, wie ein solches Verhalten bei den Leuten ankommt und was das für eine Botschaft an die Betroffenen aussendet, fehlen. Echt: Da hat es noch Luft nach oben.

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Eine Mitarbeiterin von kath.ch indes schaffte es kürzlich in Rom dem Papst direkt eine Frage zum Frauenpriestertum zu stellen. Seine Antwort «Fai una brava donna», deutsch und deutlich: «Sei eine gute Frau.» Wie das genau zu verstehen ist? Frauen sind wohl lange genug brav und gut gewesen. Jetzt sind mal auch die Männer dran. Oder etwa nicht?

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 Immer wieder in den Medien wird die Finanzierung der Kirchen diskutiert und in Frage gestellt. Einzelne Exponenten melden sich da prominent zu Wort. Unter anderem wurde diese Woche in der NZZ in einem Kommentar kritisiert, die Kirche würde «Tanzkurse» mit Steuergeldern finanzieren.

Konkret geht es dabei um Tanzangebote für Teenager, Jugendliche, Mädchen und mittlerweile auch Jungs, denen im «Roundabout» ein Ventil gegeben wird, sich statt mit dem Handy zu beschäftigen, mit körperlicher Bewegung mit Streetdance Stress abzubauen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ist das derart falsch in einer Zeit, in der die Wartezeit für eben diese Zielgruppe bei Psychologinnen und Psychologen bis zu einem Jahr oder länger dauert? Auch der Medienkonsum und die Interessen in renommierten Zeitungen dürfen durchaus einmal kritisch hinterfragt werden. Wir sind für klärende Auskünfte immer gerne für den Dialog bereit.

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Bei allen kritischen Fragen möchte ich auch festhalten, es gibt so viel Schönes auf der Welt. Darum schliesse ich den Newsletter mit einer persönlichen Empfehlung aus meinen Ferien, für die ich sehr dankbar bin.

Ich durfte ein paar Sommertage mit einem Esel in Frankreich, in den Cevennen verbringen. Also genauer gesagt waren wir zu dritt, eine Freundin, ich und unser Leih-Esel «Archie». Ich denke, so in etwa fühlt sich pilgern an.

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Unser Leih-Esel «Archie», der in den Cevennen unser Gepäck getragen hat. Foto: Sibylle Ratz

Den ganzen Tag bekamen wir niemanden zu Gesicht. Wir mussten uns auf den Weg und auf Archie konzentrieren (oder er sich auf uns), um den richtigen Weg zu finden und den Fuss an die richtige Stelle zu setzen. Das hat das Hirn gelüftet.

Paris, die Schweiz, die Welt waren ganz weit weg. Das Gefühl von Getragen-Sein war hingegen sehr nah, von Gott, von der Natur, von der Schöpfung. Und abends dann die Tavolata in der Herberge mit mehreren Reisenden unter freiem Himmel. Entschleunigung. Dankbarkeit. Freiheit. Purer Luxus.

Etwas, das sich nicht alle leisten können. Das bin ich mir voll und ganz bewusst. Aber um zu helfen, muss jeder und jede auch schauen, dass die eigenen Batterien wieder aufgeladen sind.

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Vielleicht können Sie das bei einem der Tipps für das kommende Wochenende und die nächste Woche:

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Schauen Sie gut auf sich, damit Sie in christlicher Nächstenliebe auch weiterhin für Ihre Pfarrei, für Ihre Kirchgemeinde, für Ihre Nächsten Da-Sein können.

Herzlich
Sibylle Ratz

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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