No, basta!
Na ja, ganz so gross wird die Überraschung nicht werden, denn beim heissesten Punkt hat der Papst ja bekanntlich Anfang Woche noch im Schlussspurt die rote Karte gezogen: «No basta» zum Thema Zugang der Frauen zu Weiheämtern – nachzulesen auf der Homepage des Pfarrblatts Bern.
Da kann der Heilige Geist noch so viele Gläubige aus allen Kontinenten dazu bewegen, ihre Forderung nach Gleichberechtigung der Geschlechter klar zur Sprache zu bringen, in der obersten Kirchenhierarchie findet er kein Gehör.
Irgendwie kann ich die Herren aber verstehen: Würde Mann den Frauen mit der Diakoninnen-Weihe den kleinen Finger ausstrecken, nähmen die früher oder später die ganze Hand. Denn es wäre ja absurd, Frauen nur zum kleinsten und unscheinbarsten Amt zuzulassen, zu den anderen aber wieder nicht. Dann besser gleich ganz ausschliessen.
Geweihte Diakoninnen würden zwangsläufig das gesamte männliche Machtkartell der Kirche aushebeln. «No basta!» ist angesichts dieser Perspektive die naheliegende Reaktion der Kirchenfürsten.
Ob ihre Rechnung aufgeht? Ich hege Zweifel. Denn sie sägen am Ast, auf dem sie sitzen. Der tragende Stamm ist nämlich nicht das von ihnen selbst definierte Lehramt, sondern das Vertrauen der Menschen. Und das nimmt nun weiter empfindlichen Schaden. Was ich bedauere, auch im Blick auf diejenigen Priester, die redlich und selbstlos ihren Dienst verrichten. Auch ihre Glaubwürdigkeit nimmt Schaden. Eigentlich müssten sie endlich aufstehen.
Und die Frauen? Ihr Exodus wird weitergehen. Etliche drehen den Spiess um und sagen dieser Kirche nun «No basta».
Zurück zur Weltsynode. Ausser Spesen nichts gewesen? Das glaube ich trotz allem nicht. Nie wieder wird ein Papst eine Synode abhalten können, ohne auch Nicht-Geweihte und vom Thema Betroffene teilhaben zu lassen. Zumindest diesen Pflock hat Papst Franziskus ins Gebälk der Kirche eingeschlagen. Und für das kirchliche Leben ist es eh relevanter, was die Ortskirchen aus den Anstössen der Synode machen. Schluss-Papiere sind geduldig, spannend wird es bei der Umsetzung.
Hier hätte ich einen konkreten Vorschlag. Bischof Felix Gmür, der ja für die Schweizer Bischöfe an der Synode teilnimmt, liess verlauten: «Der Einbezug aller Gläubigen ist neu ein ernstes Anliegen.» Schön. Nun wurden ja drei Bischöfe vom Vatikan wegen ihres schludrigen Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen ganz offiziell «gerügt», drei weitere Bischöfe warten noch auf Post aus Rom und Felix Gmür wurde bereits früher gerügt. Was heisst es nun, «alle Gläubige einzubeziehen»?
Jetzt könnten die betroffenen Bischöfe ernst damit machen, indem sie 1. die Abmahnungen aus Rom transparent veröffentlichen (bisher dürfen die Gläubigen nicht wissen, was Rom wirklich den Bischöfen geschrieben hat), und 2. dem Kirchenvolk in ihren Diözesen die Vertrauensfrage stellen: «Bin ich noch die richtige Person im Bischofsamt? Geniesse ich als Hirte noch das Vertrauen der Herde, oder soll eine andere Person dieses Amt übernehmen?» Das wäre mutig und verantwortungsvoll. Die bislang von den Bischöfen publizierten Communiqués mit der eigenen Reinwaschung sind hingegen nur erbärmlich! No basta!
An dieser Stelle möchte ich drei Priestern danken, die kürzlich verstorben sind. Der Jesuit Josef Bruhin und sein reformierter Pfarrersfreund Gerhard Traxel waren zwei ökumenische Pioniere in Zürich. Sie wollten vor 11 Jahren, zusammen mit dem Kapuziner Willi Anderau, in Gfenn ein gemeinsames Abendmahl feiern, was von der Amtskirche unter Androhung wüster Strafen verboten wurde. Für diese «Interzelebration» war die Zeit auch noch nicht reif, gleich wie für die Frauen. Nun starben Bruhin und Traxel am genau gleichen Tag – und feiern im Himmel ihr gemeinsames Mahl. Willi Anderau erinnert sich an seine mutigen Weggefährten.
In Mexiko, genauer in Chiapas, wurde am Montag der indigene Priester Marcelo Pérez nach der Messe ermordet. Die Zürcher Kirche hatte erst letztes Jahr ein filmisches Porträt dieses im ganzen Land bekannten «Padre Marcelo» finanziell unterstützt. Auf ihn war von kriminellen Banden ein Kopfgeld von einer Million Dollar ausgesetzt. Frieden und soziale Gerechtigkeit standen für Marcelo im Zentrum der christlichen Botschaft, für die er sein Leben gab. «Unsere Riten, Gebete, Sakramente und all das haben nur dann einen Sinn, wenn sie zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen.» Padre Marcelo, presente!
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Sie können den Newsletter hier abonnieren
Ich kann nicht verstehen, warum die Frauen der Synode nicht ihre Koffer gepackt haben und nach Hause gefahren sind.
Das gilt auch in der Katholischen Kirche. Beten nützt mehr als ein Kirchenaustritt, ein Austritt aus einer Gemeinschaft!
Kommentare anzeigen