Über uns

No, basta!

Bereichsleiter Kommunikation, Sekretär Interreligiöser Runder Tisch im Kanton Zürich
Simon Spengler

Gesamtverantwortung Kommunikation der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Katholischer Theologe und Journalist.

Simon Spengler
So, jetzt nur noch einmal schlafen, dann vernehmen wir das Resultat des über drei Jahre laufenden, weltweiten «Synodalen Prozesses» zur Erneuerung der katholischen Kirche.
25. Oktober 2024

Na ja, ganz so gross wird die Überraschung nicht werden, denn beim heissesten Punkt hat der Papst ja bekanntlich Anfang Woche noch im Schlussspurt die rote Karte gezogen: «No basta» zum Thema Zugang der Frauen zu Weiheämtern – nachzulesen auf der Homepage des Pfarrblatts Bern.

Da kann der Heilige Geist noch so viele Gläubige aus allen Kontinenten dazu bewegen, ihre Forderung nach Gleichberechtigung der Geschlechter klar zur Sprache zu bringen, in der obersten Kirchenhierarchie findet er kein Gehör.
 
Irgendwie kann ich die Herren aber verstehen: Würde Mann den Frauen mit der Diakoninnen-Weihe den kleinen Finger ausstrecken, nähmen die früher oder später die ganze Hand. Denn es wäre ja absurd, Frauen nur zum kleinsten und unscheinbarsten Amt zuzulassen, zu den anderen aber wieder nicht. Dann besser gleich ganz ausschliessen.

Geweihte Diakoninnen würden zwangsläufig das gesamte männliche Machtkartell der Kirche aushebeln. «No basta!» ist angesichts dieser Perspektive die naheliegende Reaktion der Kirchenfürsten.
 
Ob ihre Rechnung aufgeht? Ich hege Zweifel. Denn sie sägen am Ast, auf dem sie sitzen. Der tragende Stamm ist nämlich nicht das von ihnen selbst definierte Lehramt, sondern das Vertrauen der Menschen. Und das nimmt nun weiter empfindlichen Schaden. Was ich bedauere, auch im Blick auf diejenigen Priester, die redlich und selbstlos ihren Dienst verrichten. Auch ihre Glaubwürdigkeit nimmt Schaden. Eigentlich müssten sie endlich aufstehen.
 
Und die Frauen? Ihr Exodus wird weitergehen. Etliche drehen den Spiess um und sagen dieser Kirche nun «No basta».
 

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Zurück zur Weltsynode. Ausser Spesen nichts gewesen? Das glaube ich trotz allem nicht. Nie wieder wird ein Papst eine Synode abhalten können, ohne auch Nicht-Geweihte und vom Thema Betroffene teilhaben zu lassen. Zumindest diesen Pflock hat Papst Franziskus ins Gebälk der Kirche eingeschlagen. Und für das kirchliche Leben ist es eh relevanter, was die Ortskirchen aus den Anstössen der Synode machen. Schluss-Papiere sind geduldig, spannend wird es bei der Umsetzung.
 
Hier hätte ich einen konkreten Vorschlag. Bischof Felix Gmür, der ja für die Schweizer Bischöfe an der Synode teilnimmt, liess verlauten: «Der Einbezug aller Gläubigen ist neu ein ernstes Anliegen.» Schön. Nun wurden ja drei Bischöfe vom Vatikan wegen ihres schludrigen Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen ganz offiziell «gerügt», drei weitere Bischöfe warten noch auf Post aus Rom und Felix Gmür wurde bereits früher gerügt. Was heisst es nun, «alle Gläubige einzubeziehen»?
 
Jetzt könnten die betroffenen Bischöfe ernst damit machen, indem sie 1. die Abmahnungen aus Rom transparent veröffentlichen (bisher dürfen die Gläubigen nicht wissen, was Rom wirklich den Bischöfen geschrieben hat), und 2. dem Kirchenvolk in ihren Diözesen die Vertrauensfrage stellen: «Bin ich noch die richtige Person im Bischofsamt? Geniesse ich als Hirte noch das Vertrauen der Herde, oder soll eine andere Person dieses Amt übernehmen?» Das wäre mutig und verantwortungsvoll. Die bislang von den Bischöfen publizierten Communiqués mit der eigenen Reinwaschung sind hingegen nur erbärmlich! No basta!
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An dieser Stelle möchte ich drei Priestern danken, die kürzlich verstorben sind. Der Jesuit Josef Bruhin und sein reformierter Pfarrersfreund Gerhard Traxel waren zwei ökumenische Pioniere in Zürich. Sie wollten vor 11 Jahren, zusammen mit dem Kapuziner Willi Anderau, in Gfenn ein gemeinsames Abendmahl feiern, was von der Amtskirche unter Androhung wüster Strafen verboten wurde. Für diese «Interzelebration» war die Zeit auch noch nicht reif, gleich wie für die Frauen. Nun starben Bruhin und Traxel am genau gleichen Tag – und feiern im Himmel ihr gemeinsames Mahl. Willi Anderau erinnert sich an seine mutigen Weggefährten.
 
In Mexiko, genauer in Chiapas, wurde am Montag der indigene Priester Marcelo Pérez nach der Messe ermordet. Die Zürcher Kirche hatte erst letztes Jahr ein filmisches Porträt dieses im ganzen Land bekannten «Padre Marcelo» finanziell unterstützt. Auf ihn war von kriminellen Banden ein Kopfgeld von einer Million Dollar ausgesetzt. Frieden und soziale Gerechtigkeit standen für Marcelo im Zentrum der christlichen Botschaft, für die er sein Leben gab. «Unsere Riten, Gebete, Sakramente und all das haben nur dann einen Sinn, wenn sie zu einer gerechteren Gesellschaft beitragen.» Padre Marcelo, presente!

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Beerdigung von Pater Marcelo in Chiapas. Foto: zvg

 
Für die Ärmsten da sein, das ist das christliche Credo des Café Yucca. Diesen Samstag lädt es uns ein zum Tag der offenen Tür. Jeder Besuch berührt!
 
Passend zum Thema startet Cartias Zürich ihre neue Kampagne «Armut gefährdet die Existenz».
 
Berührt vom Schicksal der Ärmsten ist auch Nicola Neider Ammann, Theologin und Leiterin des Bereichs Migration der Luzerner Kirche. Für ihr langjähriges Engagement für Migranten und Sans-Papiers wird die Mitautorin der christlichen «Migrationscharta» am 18. November mit dem renommierten Fischhof-Preis der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus sowie der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz ausgezeichnet. In Zeiten, in denen Politiker verschiedener Couleur wetteifern mit Forderungen zur Verschärfung der Asylpolitik ein wichtiges Zeichen.
 
Zum Thema Migrationscharta kann ich Ihnen das gerade erschienene Buch «Migration in der Bibel und heute» nur wärmstens empfehlen, herausgegeben u.a. vom Zürcher Theologen Pierre Bühler und der Zürcher Pfarrerin Verena Mühlethaler. In den Herbstferien begann ich darin zu lesen – eine Reise zum Fundament der jüdisch-christlichen Botschaft, die in der Exodus-Erfahrung verankert ist.
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Gegen Ende lade ich Sie noch ein zur Vernissage des neuen «Zürcher Zeitzeichens» zur Volkskrankheit Demenz am Mittwoch in der Paulus Akademie. «Ich bin doch da» will Anstösse geben zur kirchlichen und seelsorgerlichen Arbeit mit Demenzkranken und ihren Angehörigen.
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Und zum Schluss möchte ich dem (rein weiblichen) Redaktionsteam des Berner Pfarrblatts ein Kränzchen binden. Ihre Online-Plattform mausert sich mehr und mehr zur zentralen Informationsdrehscheibe über aktuelle und relevante kirchliche News. Kein Wunder, wird sie im ganzen deutschsprachigen Raum von kirchlichen Portalen fleissig zitiert (oder abgeschrieben). Wer katholisch informiert sein will, kommt ums Berner Pfarrblatt nicht mehr herum. Vielen Dank für euer Engagement, ihr Berner Frauen.
 
Ich wünsche uns nun allen ein erholsames Wochenende
Simon Spengler
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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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