Realitäten träumen
Am Mittwoch sind die Verantwortlichen der katholischen Kirche gemeinsam mit Frauen und Laien an die runden Tische der Bischofssynode in Rom zurückgekehrt.
Die runden Tische, die letztes Jahr so viel Hoffnung generiert haben, stehen nicht mehr so fest im Fokus, wie die Frage, ob alles was in diesem Jahr geredet, spekuliert, gewünscht und verwünscht wurde, umgesetzt wird. Und wenn ja, wie, und wenn nein, warum nicht.
Sicher ist, wir werden keine Revolution erleben. Keine – je nach eigener Position – weder nach vorwärts oder nach rückwärts.
Die ersten Resultate wurden schon beschrieben, bevor das erste Wort gesprochen war. Und wenn man sich schon über die Lesart der Bussliturgie am Vorabend streiten kann, dann dürfen wir uns auf spannende Wochen einstellen, in denen wir viel hören werden.
In Rom sind die allseits bekannten Delegierten. Im DACHSBAU sind Jugendliche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anzutreffen, die mit den Bischöfen, den Delegierten ins Gespräch kommen, ihre Meinung sagen, zur Meinungsbildung beitragen.
Ein Modell, das letztes Jahr und vor allem bei der Jugendsynode vor Jahren von den Bischöfen sehr geschätzt wurde.
So können die Diskussionen ohne grossen Aufwand auf eine persönliche Art gespiegelt und die eine oder andere Idee eingebracht werden. Und es ist nicht verboten, wenn man mit Entwicklungen nicht einverstanden ist (wie die Entwicklung rund um die Rolle der Frau), unseren Delegierten in Rom die eine oder andere Idee zuzustecken.
Nicht in der internationalen Öffentlichkeit und auch ohne vorherige Bussfeier hat auch das Bistum Chur einen Prozess der Kirchenentwicklung gestartet. Auch bei uns im Bistum ändern sich die Gesellschaften und Bedürfnisse. Diese Veränderungen möchte das Bistum mitgestalten und startete darum kirchenentwicklung-chur.ch
Rund 30 Personen aus Pfarreien, Dienststellen und des Generalvikariats haben diese Woche während drei Stunden einen intensiven Austausch gepflegt und damit die ersten Pflöcke für eine Kirche der Zukunft eingeschlagen, Wie ist hier nachzulesen.
Hat früher das Bistum die Reformpläne von oben nach unten mit fixen Konzepten eingebracht, versucht Kirchenentwicklung-chur.ch zuallererst Menschen in Beziehung zu bringen, Netzwerke zu bilden, zu verstärken und so erste kleine und grössere Schritte in eine Zukunft zu gehen, die von so vielen externen Einflüssen bestimmt ist, dass man sie nicht in einem dicken Pastoralplan festhalten kann.
In diesem ersten Schritt ging es darum Probleme zu benennen, Lösungen zu kreieren und in diesem Prozess nicht zu vergessen, um wen es geht: um die Menschen für und mit denen die Kirche unterwegs sind. Für Interessierte lohnt sich ein regelmässiger Blick auf die Projekt-Website.
Ein anderes Projekt dafür reüssierte bereits: Seit zwanzig Jahren pflegen Vertreterinnen und Vertreter der grossen Religionsgemeinschaften einen regelmässigen Austausch am Interreligiösen Runden Tisch im Kanton Zürich (IRT). Hier werden aktuelle Probleme diskutiert, gemeinsame Stellungnahmen erarbeitet, Kontakte zu Politik und Gesellschaft geknüpft und Verantwortung für ein friedliches Miteinander der Religionen übernommen.
Diese Woche traf man sich in der Paulus Akademie, um zu reflektieren und gemeinsam über die aktuellen Herausforderungen zu diskutieren. Vorab äusserte sich Islamwissenschaftlerin Amira Hafner-Al Jabaji zum interreligiösen Miteinander und Pfarrerin Esther Straub, Kirchenratspräsidentin der reformierten Landeskirche, blickte auf die wichtigen Etappen des IRT zurück.
Unter der Leitung von Moderator Sandro Brotz, SRF, diskutierte ein illustres Podium: Jacqueline Fehr, konfessionslose Regierungsrätin und Religionsministerin, Raphael Meyer, katholischer Synodalratspräsident, die jüdische Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel und die muslimische Präsidentin des Schlieremer Gemeindeparlaments, Rixhil Agusi.
Das Fazit der Runde formulierte eindrücklich Jacqueline Fehr: Es gelte insbesondere, die Asymmetrie zwischen den vom Staat anerkannten und mitfinanzierten gegenüber den nicht anerkannten Religionsgemeinschaften zu überwinden. Gerade auch die nicht anerkannten Gemeinschaften bräuchten die Unterstützung aller. Jeder offenen Religionsgemeinschaft müsse der Rücken gestärkt werden.
Die Botschaft, dass wir in der Kirche alle am gleichen Strick ziehen (und möglichst in dieselbe Richtung), ist wichtiger denn je, auch mit dem Rechtsrutsch der Politik in Europa, der sich früher oder später auch auf die Religionen und ihre Mitglieder auswirken wird. Schön, dass die Botschaft der Zusammenarbeit auch von Zürich aus geht.
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Synodalität, Interreligiösität und Missbrauch mit viele Fragen dazu, die noch auf Antworten warten; dazu das Gefühl, dass es eigentlich nur regnet. Die leichten Themen scheinen mit dem Sommer weggeschwemmt zu sein. Das macht das Träumen von einer neuen Realität schwerer als es sein müsste. Aber es gibt sie schon noch, die freudigen und eher leichteren Themen.
Heute beginnt das hope.fight.love Festival in der Citykirche Offener St. Jakob. Dieses Festival, das seine Ausrichtung und Ziele schon im Titel trägt, hat in diesem Jahr Clara Ragaz ins Zentrum genommen. Eine Frau, die sich politisch und in der Arbeiterinnenbewegung für andere eingesetzt hat. Alles weitere zu ihr wäre spoilern. Machen Sie sich ein eigenes Bild davon
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In der Stadt flattern trotz des Wetters viele schwarz-goldene Fahnen. Ein Zeichen, dass das Zurich Film Festival (ZFF) begonnen hat. Am Donnerstag verkünden die Kirchen gemeinsam mit einer fachkundigen Jury, wer den diesjährigen Preis der Zürcher Kirchen gewonnen hat. Zum Engagement der Kirchen am ZFF stellt Synodalrat Tobias Grimbacher fest: «Filme und das ZFF sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft, bei dem die Kirchen nicht abseitsstehen dürfen. Kulturförderung ist auch heute ein kirchlicher Auftrag.»
Lesen sie auf unserer Website zhkath am nächsten Freitag, wer den Kirchenpreis gewonnen hat. Denn unser Newsletter verabschiedet sich wie gewohnt in die Herbstferien
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Für Kurzentschlossene lohnt sich heute Freitagabend noch ein Ausflug nach Zürich-Leimbach. Dort findet in der Katholischen Kirche Maria-Hilf ein Filmabend zur Enzyklika Laudato Si` statt: ein Abschluss der Schöpfungszeit mit Film und einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten.
In der Mitte der Herbstferien finden Freunde und Freundinnen von Kirchenmusik in der Liebfrauenkirche einen ganz besonderen Anlass. Am 12. Oktober um 20 Uhr wird das gregorianische Reimoffizium aus dem Jahre 1230 aufgeführt. Etwas, was es so schnell nicht wieder gibt, sind diese Reimoffizien doch eher selten und erst recht in der Schweiz.
Damit bleibt mir und der Kommunikationsabteilung, allen Lesern und Leserinnen eine gute Herbstferienzeit zu wünschen. Wenn der nächste Newsletter erscheint, ist der Blick in die Welt nicht nur wegen der fallenden Blätter hoffentlich ein wenig einfacher. Weitere Schritte auf dem Weg der Synodalität und in die Zukunft sind dann wieder gemacht worden.
Herzlichst
Thomas Boutellier
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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