Klimaschau
Beginnen wir doch gleich vor der eigenen Haustür: Wer in diesen Tagen schwungvollen Schrittes um die Liebfrauenkirche unterwegs ist, sollte sich vorsehen, denn ab dem 27. August liegt da der Klimaball vor der Kirche.
Vom Versuch, diesen wegzukicken, rate ich dringend ab, denn wer auf die drei Meter hohe Metallkonstruktion trifft, soll nicht humpelnd, sondern nachdenklich weitergehen. Der Klimaball lädt ein, darüber nachzudenken, welche Weichen wir heute nachhaltig für die Zukunft stellen können. Wer sich gerne ethischen Fragestellungen widmet, ist im Ethik-Café am 4. September am richtigen Ort. Thomas Wallimann vom Institut für Sozialethik «Ethik 22» diskutiert mit einem Journalisten, einer Sozialwissenschaftlerin und einer Künstlerin.
Der 27. August beschäftigt sich auf eigene Art mit dem Klima in der Kirche. Papst Franziskus hat mitten im römischen Ferragosto alle Kardinäle für ein Konsistorium nach Rom zitiert, um 21 neue Kardinäle zu «kreieren», wie das im Kirchenspeech so heisst. Die Begeisterung dürfte sich bei einigen in sehr engen Grenzen gehalten haben, denn in dieser Zeit sind in Rom nur Katzen und Touristen anzutreffen. Die Schulferien in Rom dauern vom 9. Juni bis zum 14. September und da geht normalerweise fast gar nichts. Vielerorts wird gerätselt und spekuliert, ob Franziskus wieder einmal eine Überraschung parat hat, wenn er sich mit den Kardinälen zum Austausch trifft. Mal sehen, ob «etwas Grosses», das in der Luft liegen soll, klimatisch ein Gewitter wird oder sich als laues Lüftchen entpuppt.
Gleiche Rechte für alle sind nicht nur in der Kirche ein aktuelles Thema, sondern auch in der Gesellschaft. Vor acht Jahren hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention (BRK) unterzeichnet. Seither ist nicht sehr viel mehr geschehen als dass die Tinte unter dem Dokument getrocknet ist. Der Kanton Zürich und die Behindertenkonferenz Kanton Zürich machen vorwärts und setzen sich jetzt mit Aktionstagen dafür ein, dass Menschen mit Behinderung dieselben Rechte bekommen wie alle anderen auch. Die Behindertenseelsorge ist mit an Bord und trägt das Thema auf ihre Art in die breite Öffentlichkeit, sei es mit inklusiven Gottesdiensten oder einem Kurs zu Beten mit Gebärden. Und wer es wahrlich «handfest» mag, besucht beispielsweise das Rollstuhlrugby .
Apropos gleiche Rechte für alle: am 15. August haben die Schweizer Bischöfe den Synodenbericht 2022 veröffentlicht, der als Beitrag aus der Schweiz nach Rom geht, dort in einen kontinentalen Bericht einfliesst und dann im Herbst 2023 als Grundlage für die Bischofssynode dient. Was von der Zusammenfassung der Zusammenfassung der Zusammenfassung dann noch übrigbleibt, wird sich weisen. Auf jeden Fall haben die Churer Theologieprofessorin Eva-Maria Faber und ihr welscher Kollege Philippe Hugo mit der Redaktion des Schlussberichtes hervorragende Arbeit geleistet. Sie fassen klar und sauber strukturiert die Rückmeldungen aus den verschiedenen Bistümern zusammen. Die Themen, die unter den Nägeln brennen sind bekannt. Seit Jahren. Nein: Seit Jahrzehnten. Weil der synodale Prozess das Bewusstsein für die Bedeutung der Taufe für das Leben der Kirche gestärkt hat, kommt «die königliche, priesterliche und prophetische Würde und Berufung“ der Getauften im Schlussdokument als Grundlage zum Ausdruck.
Schon bald meldete sich der residierende Domherr Martin Grichting mit einem Kommentar zu Wort. Er wirft den Schweizer Bischöfen vor, sich vom dreifaltigen Gott zu verabschieden, eine neue Religion zu postulieren und das 2. Vatikanischen Konzil abzulehnen. Dass er am Schluss den Bischöfen, zu dem auch sein eigener Bischof Joseph Bonnemain gehört, mit rhetorischer Akrobatik den Ausverkauf sakramentaler und lehramtlicher Substanz der Kirche unterstellt, dürfte zwar wie gewohnt ohne Konsequenzen bleiben, im Domkapitel aber klimawirksam sein.
Als getaufte Frau, die als Seelsorgerin im Dienst der Kirche steht, ist Monika Schmid in der Öffentlichkeit oftmals als mutige Stimme wahrgenommen worden, die Klartext redete. Mit dem Bischof gab es dafür Ärger, vom Beobachter den Prix Courage. Für viele war sie die bekannteste katholische Pfarrerin der Schweiz. Nach sage und schreibe 37 Jahren in der Pfarrei Effretikon nimmt sie an diesem Sonntag Abschied und geht Ende August in Pension. Im Abschiedsinterview offenbart sie auch ihre nachdenkliche und spirituelle Seite, die für die Medien nicht interessant waren, in Effretikon jedoch zu einem guten Klima einer lebendigen Pfarrei beigetragen haben. Danke, Monika! Du hast der Kirche ein Gesicht gegeben. Auch wenn Du zuweilen unbequem warst, bist Du immer dazu gestanden, dass Du in ihr beheimatet bist und nicht an ihr verzweifelst.
Nach 24 Jahren soll auch das Kirchengesangbuch der Pension entgegengehen und von einem Produktemix «Print-Web-App» abgelöst werden. Vorgesehen ist ein Basisbuch, das sowohl gedruckt als auch digital zur Verfügung steht. So bekommt dann das Handy oder Tablet im Gottesdienst einen Stellenwert – vorausgesetzt, man hat die App im Blick und nicht den Blick. Wie das neue Produkt getauft werden soll, ist noch offen. Das Liturgische Institut hofft auf knackige Ideen und nimmt Vorschläge gern entgegen.
Ist mir noch etwas entgangen, ausser dass nach den Sommerferien im Herbst vielerorts die Planung für das kommende Jahr losgeht und Weichen zu stellen sind?
Ah, ja: Die Caritas Zürich eröffnet am 1. September an der Hohlstrasse 500 in Zürich-Altstetten das Café Stellwerk 500. Hier bekommen im Quartier-Café benachteiligte Menschen niederschwellig und kostenlos Unterstützung mit Kursen und Workshops, können sich Hilfe holen für Bewerbungen oder sich vernetzen. Für Sitzungen oder Veranstaltungen können die Räume auch gemietet werden. Da schaue ich nächstens mal rein.
Auf was ich mich auch freue: Am Samstag überreicht die Fachstelle Religionspädagogik zehn Frauen und einem Mann den Fachausweis Katechese nach ForModula. Mehr davon nächste Woche auf unserer Homepage. Was sicher ist: elf Pfarreien können die Planung der Katechese entspannter angehen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten letzten August-Sonntag!
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Es ist einfach schön, nach den Ferien einen so erfrischenden, spritzigen Artikel lesen zu dürfen! - DANKE! - Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe!
Es sollten VIELE Monika Schmid in der Katholischen Kirche geben!
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