Wir hoffen weiter
Am Dienstag hat Papst Franziskus seine Autobiografie mit dem Titel «Hoffe» veröffentlicht. Erstmals in der Geschichte erscheint damit eine Papstbiografie zu Lebzeiten des Papstes. Wer auf viel Neues und bisher unveröffentlichte Einblicke aus dem Leben von Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen heisst, hoffte, wird enttäuscht. Das mit Unterstützung des langjährigen Co-Autors Carlo Musso verfasste Buch ist eher ein Kompendium bekannter Inhalte aus früheren Interviews und Veröffentlichungen.
Neu und ein Hoffnungsschimmer sind die Passagen zur «Kirche für alle» und der Teilhabe der Frauen.
«Es gibt keine Gründe, warum Frauen in der Kirche keine Führungsrolle übernehmen sollten».
Dennoch bezieht sich diese Aussage eher auf ausführende, organisatorische Funktionen mit Verantwortung. Die Position am Altar ist damit nicht gemeint. Die bleibt weiterhin den Männern überlassen.
Beim Thema Homosexualität wagt sich Franziskus etwas weiter vor. Seine Kirche ist für alle da, ohne Unterschiede. Er bekennt sich zum pastoralen Segen für Menschen in «irregulären Beziehungen» und spricht sich deutlich gegen die Verfolgung von Homosexuellen aus, die noch in zahlreichen Ländern der Welt gang und gäbe ist.
2025 ist ein «Heiliges Jahr». Unter dem Motto «Pilger der Hoffnung» steht es ganz im Zeichen dieser. Bischof Bonnemain hat in seiner Eröffnungsrede des Heiligen Jahres im Dezember 2024 äusserst hoffnungsvolle Worte an alle Gläubigen gerichtet.
«Es geht um die Hoffnung auf sich selbst. … Gott schenkt uns Licht und Gnade, die Zuversicht, das Selbstvertrauen nicht zu verlieren. Es geht um die Überzeugung, dass Gott uns so liebt, wie wir sind, ohne von etwas anderem zu träumen. Wir dürfen die Hoffnung auf uns nicht aufgeben, sondern die Hoffnung sollte vielmehr in uns wachsen, die Hoffnung, dass - gestützt auf diese Liebe Gottes zu uns - wir uns weiterentwickeln, unsere Schwächen beheben können. Ja, die Hoffnung, dass es für Gott nie zu spät ist und deswegen unser Leben gelingen kann und gelingen wird.»
Grosse Hoffnung setzt das Forum-Team auf das neue Konzept des Blattes. Das ehemalige Pfarrblatt kommt seit Januar in neuem Design und im Magazinstil daher und möchte vom Taxifahrer bis zur erfolgreichen Geschäftsfrau alle Katholiken und Katholikinnen im Kanton ansprechen.
Das Forum erscheint neu einmal im Monat, dafür aber in grösserem Umfang. Zudem wird verstärkt auf digital gesetzt. Auf der komplett neu aufgebauten Website finden sich zusätzliche Inhalte und eine riesige Agenda mit Angeboten aller Pfarreien und Missionen im Kanton. Wer ob des beindruckend grossen Angebotes im Kanton nicht vor Schreck die Seite wieder verlässt und ein wenig Zeit in die Such- und Filterfunktion investiert, wird hier garantiert fündig.
Gerechtigkeit und Verantwortung sind zentrale Werte des Glaubens. Und zwar in allen Lebensbereichen. Auch im wirtschaftlichen Umfeld ist es wichtig, ethische Massstäbe anzusetzen. Deshalb ist das Neuaufrollen der Konzernverantwortungsinitiative, über das meine Kollegin Sibylle Ratz bereits letzte Woche im Newsletter berichtete, äusserst begrüssenswert.
Warum ich die erneute Lancierung der vor vier Jahren am Ständemehr gescheiterten Initiative heute nochmal erwähne? Weil ich hoffe, dass Sie morgen, Samstag 18. Januar, den offiziellen Sammeltag des Frauenbundes mit über 1000 Standaktionen schweizweit mit Ihrer Unterschrift unterstützen.
Letzte Woche schlug das Thema Bewilligung des Rahmenkredits 2026 bis 2031 aufgrund des NZZ Beitrages von Martin Grichting hohe Wellen. Wir hoffen sehr, dass sich unsere Leser und auch der Kantonsrat nicht zu sehr von der Stimmungsmache des Herrn Grichtings beeinflussen lassen.
Mit einer Zusprache des Zürcher Kantonsrats von 300 Millionen Franken können die anerkannten Religionsgemeinschaften zahlreichen Menschen nicht nur Hoffnung schenken, sondern ganz aktiv tätig sein und in verschiedenen Lebenslagen unterstützen.
Am Schluss möchte ich Sie noch auf einige Veranstaltung in den kommenden Tagen hinweisen.
- Am Samstag, 18. Januar, beginnt die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die Tage bis zum 25. Januar stehen unter dem Bibelvers «Glaubst du das?» (Joh 11, 26). Materialien für gemeinsame Gebete und Meditationen stehen online zur Verfügung.
- Am Sonntag, 19. Januar, findet am Zürichhorn die Grosse Wasserweihe der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche statt. Hoffen wir auf einige wärmende Sonnenstrahlen, die das Bad im Zürichsee für unsere orthodoxen Brüder und Schwestern erfrischend, aber weniger frisch machen.
- Am Dienstag, 21. Januar, organisiert solinetz den Gesprächsabend «Eritrea transnational», an dem es um in der Schweiz lebende Eritreer und Eritreerinnen, die Situation in ihrem Heimatland und ihre Hoffnungen auf ein Leben in der Schweiz geht.
- Am Donnerstagabend, 23. Januar, findet in der Paulus Akademie eine Informationsveranstaltung zur Umweltverantwortungsinitiative statt.
Mit einem Zitat aus der Eröffnungsrede unseres Bischofs zum Heiligen Jahr verabschiede ich mich ins Wochenende und wünsche Ihnen Glaube, Liebe, Hoffnung:
«Ein weiser orthodoxer Diakon hat einmal geschrieben: Geduld mit Gott zu haben, ist Glaube, Geduld mit den anderen zu haben, ist Liebe und Geduld mit sich selbst zu haben, ist Hoffnung.»
Ihre Saskia Richter
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Sie können den Newsletter hier abonnieren
Unter dem Titel "Ein Menschenfreund mit Schwächen" ist im Tages-Anzeiger vom Samstag
u.a. folgendes zu lesen: "... schreibt Papst Franziskus in seiner in vielerlei Hinsicht wuchtigen
Autobiographie..." Oder: "...Man lässt sich gerne an die Hand nehmen vom erzählenden Papst
Franziskus, der hier mit der Bilderverliebtheit lateinamerikanischer Autoren sein Familienalbum
präsentiert..." Schliesslich: "...Als Leser ist man nicht gewohnt, die Hand des Erzählers so vertrauensvolll auf die Schulter gelegt zu bekommen, aber hier geht es auch ums Prinzip: Franziskus stellt sich in 'Hoffe' als der fehlbare, mit Sünden beladene, gleichwohl durch Vorsehung und
glückliche Umstände zu Gott gelangte Papst vor..."
Hinsichtlich Ihres Kommentars zum Artikel von Herrn Grichting wäre zu fragen, warum niemand ,Höheres' aus der Synode oder aus der Bistumsverwaltung mal den Mut fasst und eine Replik in die NZZ setzt. Die Zeitung nimmt Repliken gerne auf, das sieht man immer wieder.
Mit dem Stillschweigen der Züricher Katholiken werden viele Leser den Schluss ziehen, dass Grichting mit seinen Artikeln recht hat.
Das Jammern der Zürcher Kantonalkirche bringt uns nicht weiter, eine fundierte offizielle Replik an Grichting schon eher. Man sollte ihm das Feld nicht überlassen, denn das ist ein Zeichen der Schwäche.
Freundliche Grüsse, Max Raemy
Kommentare anzeigen