Über uns

Schmerzgebirge

Informationsbeauftragter des Generalvikariates bis Ende April 2023
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
Noch immer weiss ich nicht genau, was die emotionale Kraft von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion ausmacht. Selbst der Schriftsteller Rainer Maria Rilke staunte als bekennender Atheist: «Während des Eingangschors haben sich wahre Schmerzgebirge vor mir aufgetürmt».
06. April 2023

Dem Publikum fordert sie mit fast drei Stunden Dauer gehörig Sitzleder ab. Ich hatte schon die grossartige Chance, als Sänger aktiv mitwirken zu können und nach wie vor schwingt beim Erklingen dieses Werks jede meiner Zellen mit. Vom ersten langgezogenen Ton an bis zum letzten Akkord. Liebe und Angst, Freude, Schmerz, Verzweiflung und Verrat kennen wir alle aus eigener Erfahrung. Bach verdichtet die Grunderfahrungen des Lebens musikalisch derart, dass der Leidensweg Jesu unser Innerstes anrührt, weil es auch unser eigener ist.

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Ein anders gelagertes «Schmerzgebirge» habe ich diese Woche an der Vorpremiere des Dokumentarfilms «Unser Vater» im ausgebuchten Kino Riffraff wahrgenommen. Der Trailer ist schon über 12'000 Mal angeklickt worden – über solch grosses Interesse staunen die Verantwortlichen des Filmverleihs, das haben sie noch nie erlebt. Ich weiss nicht genau, was die emotionale Kraft dieses Filmes ausmacht. Ist es die Persönlichkeit des Priesters Toni Ebnöther, die im ganzen Film mitschwingt und die zwischen Vergewaltiger und Liebhaber schillert? Ist es der unsägliche Leidensweg, der missbrauchten Frauen und vaterlos aufgewachsenen Kindern ein konkretes Gesicht und einen Namen gibt?

Der Film rückt gleichsam einen jahrzehnteschweren Stein des Schweigens weg. Er verzichtet auf Wertungen, indem er in dokumentarischer Ruhe und Distanz Biografien der sechs Priester-Kinder aneinanderreiht. Die Wertung entsteht im Kopf des Zuschauers. Erstaunlicherweise gibt es auch heitere Momente, in denen im Kino gelacht wird. Dieser Spannungsbogen prägt den Film und lässt ihn auch Tage später noch in mir nachklingen – manchmal sogar verbunden mit einzelnen Passagen aus der Matthäus-Passion.

Unglaubliche sieben Jahre lang hat Miklós Gimes an diesem Film gearbeitet. Was hat ihn dazu getrieben? Welche Erkenntnisse und Einsichten hat er gewonnen? Präventionsfachmann Stefan Loppacher und ich haben den Regisseur dazu befragt – und Antworten bekommen. Hier das Interview unter dem Titel «Wie lange kann sich Doppelmoral halten?»

So wie der Film das Tabu von Familiengeheimnissen bricht, richtet er den Fokus auf das Thema Klerikersexualität, das noch viel zu diskutieren geben wird. Die Präventionsbeauftragte des Bistums Chur, Karin Iten, gibt heute im Blick-Interview «Viele Priester können nicht auf Sex verzichten» eine Steilvorlage.

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Wenn am Karfreitag zum 27. Mal der Ökumenische Zürcher Kreuzweg durch die Strassen und Gassen der Stadt zieht, tragen die Teilnehmer ein grosses, schweres Holzkreuz mit. An verschiedenen Stationen wird die Leidensgeschichte Jesu vorgetragen und konkret mit dem Schmerzgebirge, dem Leiden und der Not von Menschen heute verbunden. Alle Informationen und Stationen finden sich hier im Flyer.

 

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«einfach beten!» ist nicht ein verzweifeltes Motto, sondern der Titel des neuen Podcasts der Jesuiten in Zentraleuropa. Er startet am heutigen Hohen Donnerstag mit einer vierteiligen Serie bis zum Ostersonntag, später erscheint er dann täglich. In kurzen Episoden von 10 bis 15 Minuten soll Gottes Botschaft für den persönlichen Alltag greifbar werden. Perfekt für unterwegs im Zug, Bus oder Tram. Die Bibeltexte des Tages laden zusammen mit verschiedenen Musiktiteln und angeleiteten Fragen ein, sich auf das Thema einzustimmen und lassen Raum für Reflexion und persönliches Gebet. Da bin ich gespannt und höre sicher mal rein. Hier der Link zum Podcast «einfach beten!»

Zur Freude der einen und zum Bedauern der anderen verabschiede ich mich mit diesem Newsletter. Ab dem Tag der Arbeit am 1. Mai nehme ich eine neue Herausforderung als Fachstellenleiter Kommunikation der Katholischen Kirche im Kanton Zug wahr.

Im Namen des Kommunikationsteams wünsche ich Ihnen ein intensives Gemeinschaftserlebnis am Hohen Donnerstag, nachdenkliche Betroffenheit am Karfreitag, Aushalten der stillen Leere am Karsamstag - und dann einen frohmachenden Aufstand des Lebens an Ostern.

Adieu!

Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat

 

PS: Das Projekt «50 Hallelujas» bietet für die 50 Tage zwischen Ostern und Pfingsten täglich einen Impuls. Fragen Sie in Ihrer Pfarrei nach dem kostenlosen Karten-Set.

PPS: Das nächste «Grüss Gott Zürich» schicken wir am 21. April auf Reisen.

Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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