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Waren Adam und Eva «People of Colour»?

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Eigentlich wollte ich die Katastrophen der letzten Wochen «beim Namen nennen». Aber da komme ich später noch darauf zu sprechen. Aktuell beschäftigt mich zuerst die katholische Kirche, die vor allem wieder innerkirchlich für Schlagzeilen sorgt.
01. März 2023
Früher waren alle Menschen schwarz

Kleiner Exkurs zur Einleitung: In unserer europäischen, westlichen Kultur sind Bildnisse, die in Kirchen und anderswo erscheinen, in der Regel «weiss» geprägt. Wenn man sich wissenschaftlich mit dem Thema Hautfarbe befasst, gibt es aufgrund der Fakten keinen Raum für Diskriminierung. Denn alle frühen Menschen hatten eine dunkle Farbe. Der blasse Teint entwickelte sich erst allmählich, nachdem einige unserer Vorfahren vor rund 100 000 Jahren Afrika verliessen und sich in Regionen mit weniger intensivem Sonnenlicht niederliessen. Übrigens: Wer will bestreiten, welch wunderbare Magie die schwarze Madonna in der Klosterkirche von Einsiedeln ausstrahlt und Menschen aus aller Welt in Bann zieht? Eben! Allerdings ist die schwarze Hautfarbe in ihrem Fall nicht ursprünglich, sondern dem Russ der Kerzen und dem Weihrauch geschuldet. Aufgrund der Farbe vereint sie aber verschiedenste Kulturen und Religionen. Unter anderem verehren hinduistische Tamilen sie als schwarze Göttin.

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Die schwarze Madonna in der Klosterkirche von Einsiedeln. Foto: Kloster Einsiedeln.

 

Was wäre also, wenn Gott dunkelhäutig ist? Waren Adam und Eva «People of Colour»? Hätten dann Traditionalisten in der Schweiz und anderswo ein ebenso grosses Problem, wie mit Passus über LGBTQ+ im Verhaltenskodex? Um eben diesen macht die kleine Schweizer-Gruppe von Maria 1.0, dessen Mitglieder abzuzählen man gemäss kath.ch nicht mal eine ganze Hand braucht, aktuell ein grosses Geschrei.

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Gott kennt alle Farben

Leute, bitte! Wo bleibt da eine grosse Portion Gelassenheit? Wo bleibt da die vielgelobte «Inklusion»? Was ist mit der Aussage in der Bibel «Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.» (Gen 1,27)? Das heisst doch: Vor Gott sind alle Menschen gleich und mit Würde versehen. Was massen wir uns an, über Sexualität zu urteilen, die von Liebe geprägt ist? Wenn sich zwei Menschen finden, aufrichtig lieben, was kann Gott denn dagegen haben? Er hat sie ja geschaffen. Keine Liebe, sondern schlichtweg Missbrauch ploppt jede Woche wieder als neue Nachricht in der Schweiz oder im Ausland auf. Auch das Bild der «heilen» Familie mit Vater, Mutter, Kindern kriegt Kratzer, wenn man bedenkt, wieviel Gewalt und Missbrauch gerade auch hinter verschlossenen Türen passiert. Und nein, ich weiss das nicht nur vom Hörensagen, sondern habe viele schwierige Geschichten gesehen in früheren Funktionen, in denen ich unter anderem bei einem Elternverein im Vorstand tätig war.

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Die Opfer schützen, nicht die Täter

Deshalb ausdrücklich: Danke, Bischof Bonnemain, für das Bekenntnis und die klaren Worte zum Verhaltenskodex, die schon lange überfällig waren.

Wer auch immer Mühe mit dem Kodex hat und auf hetzerischen Portalen einen grossen medialen Wirbel darum organisiert: Es geht darum, dass – endlich! – das Umdenken der Strukturen stattfindet, damit die grässlichen und unentschuldbaren Missbräuche der Täter – und leider auch Täterinnen - nicht weiterhin unter einem Deckmantel verhüllt bleiben. Es geht nicht nur um Vergangenheitsbewältigung und dann ist alles gut. In der Kirche müssen sich Strukturen ändern, die es für Missbrauch auf verschiedensten Ebenen zu leicht machen. Es geht darum, Opfer zu vermeiden und die Opfer zu schützen.

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Mit dem Verhaltenskodex geht es auch um einen Transformationsprozess in der Kirche.

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Kurs besuchen und dann mitreden

Ich oute mich hier offen als Fan von Karin Iten: Ich habe kürzlich den Kurs zum Verhaltenskodex mit ihr als Referentin besucht. Es war ein hochspannender und interessanter Tag mit ebenso aufrichtigen und interessanten Gesprächen unter den Teilnehmenden des Kurses. Nur weil Karin Iten die wunden Punkte deutlich und klar anspricht und es wohl beim einen oder anderen Kirchenmenschen einen «Autsch»-Reflex auslöst, ist es schamlos von Kirchenleuten, ein konzertiertes Personen-Bashing zu betreiben, Entlassung zu fordern und weitere persönliche Angriffe auf die Person von Karin Iten zu fahren. Um es ganz klar und deutlich zu benennen: Das ist Mobbing. Es ist übergriffig und unverantwortlich. Wer dieser Personen hatte überhaupt je direkten Kontakt mit Karin Iten? Wer hat das direkte Gespräch mit ihr gesucht? Eben! Im Übrigen hat Karin Iten den Verhaltenskodex gemeinsam mit ihrem Kollegen Stephan Loppacher erarbeitet.

Ich hoffe sehr, dass unser Bischof mit seinem klaren Statement dem Kesseltreiben endlich ein Ende setzt. Übrigens: Ich habe den Kodex voll überzeugt und ohne Vorbehalt unterschrieben, damit das auch transparent ist. Gerade weil ich der katholischen Kirche zugewandt bin und will, dass sie sich zum Guten verändert.

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Positive Gedanken

So. Genug zu diesem leidigen Thema. In den wenigen Newslettern, die ich bisher in meiner neuen Funktion schreiben durfte, habe ich mir offenbar schon einen Namen gemacht, dass ich über Postitives berichte und sich das die Leserinnen und Leser auch wünschen. Übrigens: Ganz herzlichen Dank allen, die persönlich reagiert haben auf meinen letzten Newsletter, ich konnte noch nicht allen antworten.

Es fällt mir allerdings diese Woche ehrlich gesagt eher schwer, über Positives zu berichten. Erdbeben, Kriege, andere Unglücke. So beschäftigen mich einmal mehr die Flüchtlingskatastrophen, die sich Woche um Woche im Mittelmeer abspielen. Erst vor wenigen Tagen sind wieder Dutzende Menschen ertrunken. Hier findet der Erzbischof von Palermo klare Worte und kritisiert die Regierung.

«Beim Namen nennen» ist eine Aktion, getragen von verschiedenen Organisationen und Kirchen, die im Juni stattfinden und diesen Toten einen Raum geben wird. Wir werden sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlicher darüber berichten. Es ist nur ein symbolischer Akt. Aber es ist wichtig, dass wir nicht vergessen. Ich hoffe sehr, dass die Politik und wir als Gesellschaft bald andere Lösungen finden für dieses Dramen (Asylanträge im Ausland ermöglichen, europäisches Handeln, mehr Auslandshilfe usw.).

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Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, wagen den gefährlichen Weg mit Booten übers Mittelmeer. Foto: Pixabay

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Die Sache mit den Frauen

Die kirchenrechtliche Voruntersuchung zum Abschiedsgottesdienst von Monika Schmid, bei dem gemäss Bischof ein «liturgischer Missbrauch» stattgefunden haben soll, ist jetzt abgeschlossen und zur Prüfung beim eben diesem.

Ich hoffe sehr, Bischof Joseph Maria findet da ebenso weise und klare Worte, was in unser aller Leben wichtig und richtig sein sollte: Versöhnung, ein Miteinander, offene Kirche für alle - wie jetzt beim Verhaltenskodex.

Diskussionen gab es diese Woche um die Nachfolge bei der Comedy-/Satire-Sendung «Deville». SRF war offenbar nicht in der Lage, weibliche Comedians ins Casting einzuladen, dabei kommen mir spontan reihenweise Namen in den Sinn (Patti Basler, Hazel Brugger, Lara Christ oder Lisa Stoll). Die Begründungen von SRF sind haarsträubend – beinahe wie die kirchliche Argumentation bezüglich Frauen in der Kirche. Nachzulesen unter anderem im Blick.

Vom Papst sind leider derzeit eher entmutigende Worte zum Synodalen Prozess zu hören. Wirklicher Veränderungswille scheint nur beschränkt vorhanden. Rom will einfach einem Navi folgen, ohne zu realisieren, dass es eng werden könnte, wenn die Basis und die Warnungen ignoriert werden. Dann fährt man unweigerlich in eine Sackgasse oder an einen Ort, wo es nicht mehr weitergeht. So geschehen einem Autofahrer in Österreich.

Hmm, jetzt bin ich immer noch auf der Suche nach Positivem. Dabei erlebe ich eigentlich jeden Tag so viel Positives in meinem direkten Umfeld, in meiner Arbeit. Da zehre ich von den interessanten Begegnungen, sehe das Engagement an der Basis zum Beispiel bei Seelsorgenden in Bundesasylzentren, zahlreichen Menschen, die sich freiwillig für vor dem Krieg Geflüchtete und nach einer neuen Heimat Suchende einsetzen.

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Diese Woche nahm ich auch an einem Kurs teil für Mitglieder von Sozialbehörden, weil ich selbst seit letztem Sommer in meiner Wohngemeinde in einer solchen mitarbeite. Wir mussten uns mit vielen rechtlichen Rahmenbedingungen und Regelungen auseinandersetzen. Aber auch hier ging es darum: Den Bedürftigen als Mensch zu sehen. Nicht zu urteilen. Helfen, auch zur Selbsthilfe. Menschen, die Hand zu reichen, damit sie in ihrem Leben wieder Fuss fassen, einen Schritt weitergehen können. Das ist doch auch der christliche Gedanke, der uns zuallererst leiten sollte. Wir alle könnten, auch ohne eigenes Verschulden, jederzeit ebenfalls in eine missliche Lage geraten. Und dann sind wir froh, um eine helfende Hand oder ein liebes Wort. Haben Sie heute schon jemanden angelächelt? Dann tun sie es jetzt nach der Lektüre von «Grüss Gott Zürich». Und dann ist es doch völlig unwichtig, ob Adam und Eva «People of Colour» waren, denn alles, was zählt, ist der Mensch gegenüber. Ich danke Ihnen dafür.

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Eine dargereichte Hand kann für einen Menschen in Not eine ganze Welt bedeuten. Foto: Pixabay

 

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Und hier noch die Veranstaltungstipps

Enlightment: Letzte Gelegenheit für den Besuch der tollen Musik- und Lichtshow in der St. Jakobs Kirche in Zürich noch bis diesen Sonntag.

Lesen: Sie können auch sonst wieder einmal eine Kirche besuchen im Kanton Zürich. Wenn jemand Interesse hat: Wir haben noch den wunderbaren Doppelband «Sakrales Zürich» mit allen katholischen Kirchen im Kanton Zürich zu verschenken. Bei Interesse melden Sie sich.

Nächsten Dienstag, 7. März, 18.30 Uhr, zeigt die Paulus Akademie als Premiere eine Dokumentation des deutschen Fernsehsenders ARD über den Synodalen Weg. Anschliessend diskutiert eine Runde unter anderem auch mit Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding darüber.

 

Herzlich
Sibylle Ratz

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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