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Wie viel GRÜSS GOTT gibt es noch in Zürich?

Mitarbeiterin Kommunikation
Magdalena Thiele
Magdalena Thiele
30. Juni 2023

Die Staatsanwaltschaft Köln durchsucht Räume des Generalvikariats und des Erzbischöflichen Hauses. Bäm! So eine Schlagzeile hätte es in meiner Kindheit nicht gegeben – das hätte sich kein Staatsanwalt in der katholischen Vorzeigeregion Deutschlands getraut. Aber die Zeiten haben sich geändert.

Auch die Kirche muss sich heute in der Öffentlichkeit rechtfertigen – der eine oder andere Kleriker hält das leider immer noch nicht für notwendig. Und so riskiert die Kirche allzu oft, missverstanden oder gar nicht gehört zu werden. Die diese Woche veröffentlichten Zahlen der Kirchenaustritte in Deutschland sprechen für sich.

Mehr als eine halbe Million Katholiken hat im vergangenen Jahr in Deutschland der Kirche den Rücken gekehrt. In der Schweiz sieht es nicht besser aus: 34.000 Menschen haben einer Institution ihr Vertrauen entzogen, die christliche Werte in einer Zeit in Europa hochhält, in der sie so dringend gebraucht werden.

Wie traurig – dokumentieren diese Zahlen offensichtlich nicht eine Abkehr vom Glauben an Gottes Botschaft an sich, sondern die Unzufriedenheit mit deren Verkündigung durch kirchliche Institutionen und deren Stellvertreter.

Wie schön – die Menschen treten aus einer Institution aus, kehren aber nicht ihrem Glauben den Rücken. Das Institutionelle lässt sich vielleicht reparieren. Das hat die Kirche selbst in der Hand. Wir haben es in der Hand.

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Erst der Anfang

Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche gestaltet sich langwierig und schwierig. Deshalb wird das wissenschaftliche Pilotprojekt zum sexuellen Missbrauch in der Schweiz, dessen Ergebnisse am 12. September erwartet werden, fortgesetzt. Die Finanzierung eines zweijährigen Folgeprojekts ist gesichert, teilten Bischofskonferenz, Römisch-Katholische Zentralkonferenz und Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens am Mittwoch mit. Wer Aufarbeitung sagt, muss auch Prävention sagen. Der Synodalrat etabliert dementsprechend in Absprache mit Generalvikar Luis Varandas ein anonymes Online-Hinweisgebersystem. Eine gute Sache, sicherlich. Aber auch dieses System greift erst, wenn das Kind in den kirchlichen Brunnen gefallen ist. Prävention sollte noch früher ansetzen - Vorschläge liegen auf dem Tisch: freiwilliges Zölibat für alle!

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Eine verstummte Stimme
 
Abschied von jemandem, den ich persönlich leider nicht kannte. Wieso leider? Er war ein Geschichtenerzähler, habe ich gehört. Ich liebe Geschichten, vor allem die authentischen – sonst hätte ich wohl den falschen Beruf gewählt. Hugo Gehring «erzählte Geschichten, die das Leben schreibt und die uns etwas vom Geheimnis des Lebens ahnen lassen», zitiert die katholische Kirche Winterthur in einer Medienmitteilung von Donnerstag Josef Annen, ehemaliger Generalvikar Zürichs, beim Trauergottesdienst in St. Peter und Paul in Zürich am Donnerstag. Eben in dieser Kirche wurde Hugo Gehring am 6. Juni 1981, vor über vier Jahrzehnten, zum Priester geweiht. 

Geschichten, die das Leben schreibt – davon sollten wir mehr in den Kirchen erzählen. Jahrelang sprach Gehring im SRF das «Wort zum Sonntag». Leider bin ich beim Versuch gescheitert, mir die Aufnahmen auf der Homepage des Fernsehsenders anzusehen – Fehlermeldung, nicht verfügbar. An welche seiner Geschichten erinnern Sie sich, können Sie mir eine erzählen? Ich würde mich freuen…

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Kennen Sie die Playlist ihres Lebens?
 
Jesu meine Freude – BWV 227 (Bach-Werke-Verzeichnis). Das wäre gesetzt auf der «Playlist meines Lebens». Eine Melodie, die ich zum ersten Mal bewusst bei der Beerdigung meiner Grossmutter wahrgenommen habe; dann später beim Eintreten meiner ersten grossen Liebe in den diplomatischen Dienst – was damals unsere Trennung bedeutete. Später kamen freudige Erlebnisse hinzu, bei denen tatsächlich zufällig diese Musik erklungen ist. Jedes Mal dachte ich mir: Jesus ist gerade bei dir – du bist nicht allein. Noch heute kämpfe ich mit den Tränen, wenn die berühmte Bach-Motette erklingt. Absichtlich höre ich sie mir deshalb nie an.

Nicht Bach, sondern die britische Rockband Genesis stand bei der scheidenden Synodalratspräsidentin Franziska-Driessen-Reding an erster Stelle. «Der Weg ist frei, obwohl keine Augen sehen können» folgt die Textzeile auf das gut einminütige virtuose Klaviersolo. «Das Klavier war schon immer meine Lieblingsinstrument», erklärt Driessen-Reding. Sie habe dieses Stück auch eingeübt, komme aber nicht an das Original heran, urteilt sie selbst. «Wenn ich als Kind mit schlechter Laune nach Hause gekommen bin und mich ans Klavier gesetzt habe, wurde meine Stimmung schlagartig besser. Meine Mutter erzählt das bis heute.»

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Die Veranstaltung aus der Reihe «Kulturelle Biographien» in der Paulus-Akademie hat hier in der Kommunikationsstelle der Katholischen Kirche im Kanton Zürich eine wunderbare Unterhaltung beim gestrigen Mittags-Imbiss angeregt: Was ist der Soundtrack meines Lebens? Haben Sie sich das einmal gefragt? Ich lade Sie ein, sich darüber Gedanken zu machen und Ihre fünf Highlights aufzuschreiben. Für mich war das eine sehr wertvolle Erfahrung.

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Wertvolle Erfahrungen können indes nicht nur gesammelt, sondern auch verteilt werden. Beispielsweise im Religionsunterricht. Für Religionslehrer und Theologen, die idealerweise schon Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen haben, bietet die Katholische Kirche Zürich ab Januar kommenden Jahres eine ökumenische Zusatzausbildung für den heilpädagogischen Religionsunterricht an. Ein Jahr und drei Monate lang werden die Grundlagen einer inklusiven Religionspädagogik in Pfarreien und Kirchgemeinden vermittelt.

Für wen die Ausbildung geeignet ist, sagte mir Ingrid Dettling, die für die Abteilung Behindertenseelsorge die Projektkoordination übernommen hat: «Interessierte sollten geduldig sein und eine gewisse Ruhe mitbringen. Sie müssen offen sein für eine neue Herangehensweise an die Materie.» Aus eigener Erfahrung könne sie sagen, dass jeden das Wort Gottes erreichen kann. Die Methodik, alle Sinnesorgane anzusprechen, ermögliche auch einem selbst einen ganz neuen Zugang zu kirchlichen Themen. Der nächste Ausbildungsgang beginnt im Januar 2024 und dauert bis im März 2025. Mehr Informationen zu Inhalten und Anmeldung finden Sie hier

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Eine Frage der Anerkennung

Das religiöse Zürich hat viele Gesichter. Allerdings gibt es nicht nur aus theologischer SIcht gravierende Unterschiede: Nur fünf Religionsgemeinschaften sind auch rechtlich als solche anerkannt. Die Folge: Nur fünf bekommen ein Stück vom Geld-Kuchen aus staatlicher Subvention. Klar, dass das dem Rest (22) nicht gefällt. Von Oktober 2021 bis September 2022 hat das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) eine Befragung durchgeführt, um herauszufinden, was nicht-anerkannte Gemeinschaften vom Staat und von den glorious-five erwarten. Das Ergebnis ist da. Und es zeigt: Sie wollen reden.

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Zum Abschluss bleibt mir noch Gelegenheit, Sie auf bevorstehende Veranstaltungen hinzuweisen:
 

  • Hurra! Es ist Züri-Fäscht-Zeit. Und die Katholische Kirche im Kanton Zürich feiert mit: Eingeladen wird von Freitag, 7. bis Sonntag, 9. Juli in den «Garten Eden».  Alle Infos zum Programm finden Sie auf der Veranstaltungs-Homepage.
  • Wallfahrt nach Einsiedeln: Die traditionelle Juli-Wallfahrt zum Kloster Einsiedeln findet am morgigen Samstag statt. Die Eucharistiefeier in der Klosterkirche mit Generalvikar Luis Varandas findet um 12.45 Uhr statt.
  • Die Veranstaltungsreihe «Umhüllt. Kleider im religiösen Kontext» ist bei ihrem katholischen Programmpunkt angelangt. Am kommenden Dienstagabend wird in der Pfarrei St. Peter und Paul in Zürich von Seelsorger und Liturgiewissenschaftler Martin Conrad die theologische Bedeutung kirchlicher Gewänder erläutert. Mentalcoach Zoe Wüst zeigt, wie im Kloster Fahr Messgewänder herstellt werden und welche aktuellen Trends im Kleiderschrank des Priesters oder der Nonne von heute nicht fehlen dürfen.
  • Alles neu. Die Katholische Kirchgemeinde Dielsdorf lädt am Sonntag, 2. Juli ein zum feierlichen Einweihungsgottesdienst der frisch renovierten St. Paulus Kirche und des neu gestalteten Pfarramts. Die Messe um 10.30 Uhr wird gehalten von Dr. Josef Annen – ehemaligem Generalvikar, Diakon Michael Kerssenfischer, Don Gabriel Tirla, Pater Jose Paryathara und Pater Salu Mathew. Anschliessend Apéro – feiern können wir Katholiken.


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine feierliche Woche, voller berührender Begegnungen und der passenden Hintergrundmusik. Vielleicht treffen Sie auf den ein oder anderen verbliebenen Katholiken und sprechen mit ihm über die Causa Wölki. Wir haben es in der Hand: Sprechen wir über unseren Glauben und unsere Kirche. 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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