Über uns

In guter Verfassung?

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Diese Woche war wieder viel los: von schönen, spannenden, entspannenden Momenten bis zu traurigen war alles dabei. Ging es Ihnen auch so? Da kommt bei mir auch immer wieder einmal die Frage auf: Welche Prioritäten setze ich in meinem Leben? Die Katholische Kirche im Kanton Zürich hat auf alle Fälle eine neue Verfassung.
22. Juni 2023

Am Sonntag war ich damit beschäftigt, die Ergebnisse der Abstimmungen zu verfolgen, zum Klima, zu Steuern, zu Mindestlöhnen (Städte Zürich und Winterthur) und vor allem zur neuen Kirchenordnung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Ich weiss, wieviel Zeit und Energie die Synodalen und weitere Personen in diese Vorlage gesteckt haben. Aber auch wegen der Zielsetzung freue ich mich, dass diese Vorlage mit grosser Mehrheit angenommen wurde; in einigen Gemeinden sogar zu 100% der abgegebenen Stimmen (Truttikon, Schleinikon, Schlatt). Am tiefsten war die Zustimmung in Benken (68%), in sieben Gemeinden gab es «nur» über 70% Ja-Stimmen. Und was war in Marthalen los? Da lag die Stimmbeteiligung bei nur 4% (aber mit 87,1 Prozent Ja-Stimmen). In allen anderen der 174 Gemeinden des Kantons aber war die Zustimmung in den hohen 80er- und 90er-Prozent-Zahlen bei einer durchschnittlichen Stimmbeteiligung von 25,04 Prozent. Im Total heisst das 64.225 Ja-Stimmen gegenüber 8.577 Nein-Stimmen; alles nachzulesen und zu nachzuschauen beim Statistischen Amt oder auf der Voteinfo-App auf dem Handy mit der entsprechenden Auswahl. So hoffe ich auf die gemeinsame Umsetzung hin zu einer Kirche, die sich einer generationenübergreifenden Gemeinschaft verpflichtet und sich ausdrücklich für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzt, unabhängig von Zivilstand und Lebensform, und in der Nachhaltigkeit ein Kernthema bleiben wird. Für eine bessere Verfassung der Kirche.

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Am Abend davor war ich in der Stadt Zürich unterwegs. Bei der Wasserkirche und beim Grossmünster wehten tausende Fähnchen. Die Leute gingen daran vorbei, manche schauten sich die Zettel genauer an. Jedes Fähnchen, jeder Zettel steht für eine eigene Geschichte, einen einzigartigen Menschen, einen Menschen, der auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken ist. Es ging um den Anlass «Beim Namen nennen». Gedacht wurde bei der Aktion an über 52'000 Menschen, die gestorben sind, weil sie in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sahen. Die Beachtung der Aktion war aus meiner Sicht eher mässig. Auch waren die Kirchen um 20 Uhr bereits geschlossen. Gerne hätte ich für ein kurzes Gebet in der Kirche innegehalten. Ich habs dann eben draussen gemacht. Ich werde da sicher noch nachfragen, was tagsüber gelaufen ist und dann am Sonntagmorgen.

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Fähnchen mit Namen derjenigen, die im Mittelmeer auf der Flucht gestorben sind. Foto: Sibylle Ratz

Umso ver-rückter (der Bindestrich ist bewusst gesetzt) die Aufmerksamkeit, die ein U-Boot mit fünf Passagieren hat, dass wohl nach neusten Erkenntnissen am Grunde des Ozeans implodiert ist. Das ist zweifellos schrecklich für die Menschen und deren Angehörigen. Die Medien sind darüber voll. Es ist faszinierend, überhaupt in solche Tiefen von fast 4'000 Metern vorzudringen. Ich hab schon grossen Respekt davor, wenn meine Füsse den Boden im Wasser nicht mehr spüren. Und da gab es wohl einen Bruchteil einer Sekunde, die das U-Boot und die fünf Menschenleben auslöschte. Irgendwie unvorstellbar.

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Völlig unter dem Radar laufen derweil die Katastrophen, die sich in Afrika tagtäglich abspielen. Es ist mir bewusst, dass ich das Wort «Katastrophe» im Moment etwas inflationär benutzt habe. Aber manchmal ist es echt kaum zum Aushalten, was Schreckliches auf der Welt passiert. Nebst dem Krieg in der Ukraine spielt sich im Sudan und anderswo ebenfalls Grausames ab. In Darfur, im Westsudan, verüben Milizen Massaker und im Westen kümmerts keinen (Tages-Anzeiger vom 21. Juni). Aber seitenweise Berichte über das vermutlich implodierte U-Boot. Da zeigt sich auch, wie wichtig die Medien sind, welche Rolle sie spielen für die Demokratie, für die Informationen. Und wie wichtig, unabhängige Berichterstattung ist. Der Bericht über Darfur wird weniger Klicks und Aufmerksamkeit der Leserschaft bekommen haben als die Kurznachrichten in 20 Minuten. Trotzdem: In allen Bereichen ist unabhängige Berichterstattung für unser Zusammenleben wichtig. Das gilt übrigens auch für alle kirchlichen Kommunikationskanäle.

Das Zurich Pride Festival gilt als der grösste LGBTIQ Anlass der Schweiz. In diesem Jahr gingen das Festival und die nachmittägliche Demonstration ohne grosse Zwischenfälle über die Bühne. Ebenso wie der Gottesdienst dazu am Sonntag in der Kirche St. Peter und Paul in Zürich.

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Pfarrer Martin Stewen feiert am Sonntag einen Gottesdienst im Rahmen des Zurich Pride Festival. Foto: Charles Martig

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Letzten Herbst ging er in den Ruhestand. Diese Woche ist Hugo Gehring, zuletzt Pfarrer in St. Peter und Paul in Winterthur, verstorben. Generalvikar und Synodalratspräsidentin würdigen den Priester und Theologen, der über 40 Jahren zu den bekannten Persönlichkeiten der Katholischen Kirche im Kanton Zürich zählte.

Die Beisetzung und Trauerfeier: Donnerstag, 29. Juni um 9.00 Uhr, Beisetzung im Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Rosenberg Winterthur, anschliessend um 10.30 Uhr Trauerfeier in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Winterthur.

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Hugo Gehring war im Kanton Zürich eine bekannte Persönlichkeit. Foto: Arnold Landtwing

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Die letzte Synode in der aktuellen Legislatur bedeutete auch das Ende der Synodentätigkeit für 37 Synodale. Franziska Driessen-Reding, Synodalratspräsidentin, Peter Brunner, Synodalrat, sowie Felix Caduff, Präsident der Synode, und Caesar Pelloli von der Geschäftsleitung der Synode werden ab Juli nicht mehr dabei sein.

Nebst verschiedenen Geschäften, über die wir demnächst noch auf zhkath berichten werden, konnte auch wieder der Ethikpreis der Katholischen Kirche vergeben werden. Preisträgerinnen sind in diesem Jahr Martina Grinzinger (Berner Fachhochschule, «Palliative Betreuung in der Physiotherapie: Ethische Aspekte»), Alena Derron (Berner FH Gesundheit, «Pflegestudierende in moralischer Not: Ethische Herausforderunge im Praxiseinsatz») sowie Joya Etterli (Hochschule für Wirtschaft Zürich, MAS, «Ethische Chancen und Herausforderungen digitaler Psychotherapie auf Basis von künstlicher Inteligenz»). Alle drei haben exzellente Abschlussarbeiten aus dem Bereich der angewandten Ethik eingereicht.

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Die Gewinnerinnen des Ethikpreises der Katholischen Kirche im Kanton Zürich: Alena Derron, Joya Etterli, Martina Grinzinger (v.l.n.r). Foto: Sibylle Ratz
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Abschiede sind nicht immer einfach. Ich hasse sie eigentlich. Vor allem, wenn es um Menschen geht, die mir lieb und teuer und ans Herzen gewachsen sind. Wie bekannt ist, nimmt auch die streitbare oberste Katholikin des Kantons Abschied aus dem Synodalrat. Franziska Driessen-Reding hätte gerne noch vier Jahre weitergemacht, was wegen der Amtszeitbeschränkung nicht möglich ist. Hörenswert ist der Podcast mit ihr auf Laut + Leis von kath.ch. Darin berichtet sie von ihren Glücksmomenten, über das Verhältnis zum Bischof, den interreligiösen Dialog. Auf Antwort vom Vatikan zu einem gemeinsam mit dem ehemaligen Generalvikar Annen geschriebenen Brief wartet sie heute noch. Gedankt sei an dieser Stelle auch allen Synodalen, die sich in der Synode für eine lebendige, aktive Katholische Kirche im Kanton Zürich und auch für die neue Verfassung eingesetzt haben.

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Franziska Driessen-Reding mit ihrer Mutter Susanne auf der Tribüne im Rathaus. Foto: Sibylle Ratz

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Eigentlich wollte ich noch etwas schreiben zum Synodenpapier. Aber da brauche ich noch ein wenig Zeit. Das Dokument mit vielen Seiten ist für «Normalsterbliche» schwer zu lesen und das Konkrete kaum zu fassen. Seitens «Allianz Gleichwürdig Katholisch» kam noch eine ergänzende Stellungnahme zuhanden der Bischofskonferenz. Sie ärgert sich darüber, dass in der Bischofskonferenz die von der Prager Delegation eingereichten Anregungen offenbar gar nicht zur Kenntnis genommen wurden. Nur das vorgeschlagene Lesezeichen für Gesangbücher wurde im SBK-Communiqué verdankt. Auf alle anderen Vorschläge und Forderungen, die viel substantieller sind, haben die Bischöfe mit keiner Silbe reagiert.

Dringend unterstützenswert finde ich die Forderung, dass die Bischöfe doch bitte ihre Stellungnahmen oder Briefe an die Gläubigen von ihren Kommunikationsverantwortlichen erst gegenlesen lassen, damit nicht wieder ungeschickte Formulierungen zu noch mehr Unruhe führen oder Aussagen schlicht unverständlich sind (siehe Synodenpapiere).

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Nun bleibt mir nur noch, auf kommende Veranstaltungen hinzuweisen:

Mittwoch, 28 Juni, 18.30 bis 20 Uhr
Brot und Gesetze brechen: Ein Dokumentarfilm zur radikalen Nachfolge für Frieden und Gerechtigkeit, Film und Gespräch in der Paulus Akademie

Samstag, 1. Juli: Wallfahrt nach Einsiedeln. Es bietet sich die Gelegenheit, den Weg nach Einsiedeln auf eine andere Art und in Gemeinschaft zu erleben.

Ein wunderschönes Wochenende und eine ebensolche kommende Woche wünsche ich Ihnen, hoffentlich im Kreise Ihrer Liebsten. Weil: Das ist doch das, was uns wärmt und wo wir Energie tanken können für die Herausforderungen des Alltags. Und hier gleich auch noch dank an alle, die am Wochenende arbeiten, damit andere ihre Freizeit geniessen können oder diejenigen, die Unterstützung brauchen, diese zum Beispiel in der Pflege und in der Seelsorge bekommen.

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Der Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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