Friede sei mit euch
Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters «Grüss Gott Zürich»
Eines der bewegendsten kirchlich-kulturellen Ereignisse im kirchlichen Leben Zürichs der letzten Zeit war das Oratorium für den deutschen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Der Text dieser «politischen Messe» stammt aus der Feder von Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist, die Musik von Hans-Jürgen Hufeisen. Auch Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding wirkte an den Aufführungen im letzten Dezember und diesen Oktober mit.
Bonhoeffers radikal gelebtes Christsein war in seiner Zeit vor und während des Nationalsozialismus für viele Christinnen und Christen eine «Zumutung». Diese «Zumutung» ist heute so aktuell wie damals. Ein zentrales Motiv im Denken des Theologen Bonhoeffer war der Friede. In seiner berühmten Rede am 28. August 1934 auf der Fanö-Konferenz rüttelte er die Zuhörenden mit diesen Worten auf:
«Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen?
Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern, das heisst durch die Grossbanken, durch das Geld?
Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens?
Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird.
Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit.»
Eine Provokation, eine Zumutung, sind diese Worte gerade auch heute. Wie auch die Menschwerdung Gottes, die wir an Weihnachten feiern, immer wieder neu eine Zumutung und Provokation ist. Der Friede, der von der Krippe ausgeht, ist nicht der Friede der Mächtigen, sondern der Hirten und Engel auf dem Feld. Möge dieser Friede Gottes uns an Weihnachten neu bewusst werden und unser Wirken als Kirche im neuen Jahr prägen.
Das Kommunikationsteam der Katholischen Kirche im Kanton Zürich wünscht Ihnen allen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr.
Simon Spengler, Sibylle Ratz, Arnold Landtwing, Saskia Richter, Dominique Anderes
«Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.»
(Dietrich Bonhoeffer aus dem berüchtigten Gestapo-Gefängnis in Berlin in einem Brief an seine Geliebte am 19. Dezember 1944, wenige Monate vor seiner Hinrichtung.)
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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