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Wer nicht fragt, bleibt dumm

Frühere Informationsbeauftragte Synodalrat
Kerstin Lenz
Kerstin Lenz
Ein bisschen Frühling weht durch die Luft. Die Krokusse und Schneeglöckchen blühen. Die Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht. Es könnte so idyllisch – ja friedlich sein. Wenn da nicht… Sie wissen schon.
11. März 2022

Ein bisschen Frühling weht durch die Luft: Die Krokusse und Schneeglöckchen blühen, in Blumenkästen leuchten die ersten Primeln. Die Sonne lacht vom Himmel, die ersten Sonnenstrahlen wärmen  das Gesicht. Es könnte so idyllisch – ja friedlich sein in dieser Woche im März 2022. Wenn da nicht… Sie wissen schon.

Gerade eben noch Experten für Viruserkrankungen, mutieren nun viele Menschen zu Politanalysten oder auch zu News-Junkies. Die Spendenbereitschaft ist enorm, die Hilfsbereitschaft ebenfalls. Auch Generalvikar und Synodalrat rufen zur Solidarität auf, eine erste Geldspende von 100 000 Franken als Nothilfe ging bereits an die Caritas Schweiz.

Angesichts des Krieges und seiner Folgen stellen sich dennoch Fragen über Fragen . Antworten zu finden, scheint unmöglich. Wir haben trotzdem nach solchen gesucht und starten eine Serie mit konkreten Fragen rund um Not und Leid, die Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft beantworten. Nationalratspräsidentin Irène Kälin beginnt und antwortet auf die Frage: «Kann man Gewalt mit Gewalt besiegen?»

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Schwierigen Fragen mussten sich auch die Gäste der neuen Folge unsere Podcasts «Gott und Filterkaffe» stellen. Wie gehen wir mit eigener und fremder Schuld um? Das schlechte Gefühl wegdrücken? Sich «entschuldigen»? Beichten gehen? Zum Start der 40-tägigen vorösterlichen Fasten-, Buss- und Besinnungszeit sagt Alt-Abt Martin Werlen, ein erfahrener «Beichtvater»: «Wichtiger als Strafen sind Versöhnen und Vergeben: Das Sakrament der Beichte ist ein Aufatmen. Christus gibt mir Mut, etwas zu lernen.» Wie schwer dies ist, wenn man grosses Unrecht erfahren, legt Sara Aduse offen: Sie wurde als Kind beschnitten.

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Viele persönliche Fragen mussten auch die Statisten im Video «Ich, du – wir alle sind Zürich» des Kanton Zürich beantworten, zum Beispiel: Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Haben Sie sich schonmal eine Schönheitsoperation geleistet? Den Film realisierte «Kirchenministerin» Jacqueline Fehr zum Ende ihres Amtsjahres als Regierungspräsidentin des Kantons Zürich. Sie schreibt zum Video, das mir - ganz ehrlich - die Tränen in die Augen treibt: «Menschen sind Menschen, egal wie sie sind. Wenn wir aufhören, Menschen in Boxen zu stecken, erkennen wir, dass uns mehr verbindet, als wir gedacht hätten.» Neue Gemeinschaften entstehen, ein neues «Wir». Nur weil gefragt wurde.

Die Woche startete am Sonntag mit einem weiteren starken «Wir» im Grossmünster. In einem historischen Moment gedachten Mennoniten, Reformierte und Katholiken des Fastenbrechens beim Buchdrucker Froschauer vor genau 500 Jahren. Hier würdigte Jacqueline Fehr den Religionsfrieden und sieht ihn als Auftrag. Dennoch blieben Differenzen, die es trotz bemerkenswerten Entwicklungen in der Ökumene auszuhalten gelte.

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Was macht die Heilige Katharina an der Supermarkt-Kasse? Der Illustrator Daniel Lienhard hat das spezielle Bild gemacht. In seinen Bildern transferiert der Künstler die Arbeiterinnen und Arbeitern zu Heiligen. Diese Heiligen werden von ihren Sockeln heruntergeholt, um Menschen  in prekären Arbeitsverhältnissen zu erhöhen. Dazu der Illustrator: «Es geht darum, die Leute anzusehen und das zu würdigen, was sie für uns tun. Wen man ansieht, dem verleiht man Ansehen - vielleicht ein Anfang für etwas mehr Gerechtigkeit.» Die Bilder sind noch bis Ende April in der Predigerkirche zu betrachten und können als Postkartenmotiv gekauft werden.

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Wer wie ich als Kind die «Sesamstrasse» geliebt hat, kennt das Titellied der Fernsehsendung. Dieser Ohrwurm lieferte auch die Überschrift für dieses «Grüss Gott Zürich»: «Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm», heisst es da. Wie oft hat interessiertes Nachfragen dem Gespräch noch eine ganz neue Wendung gegeben! Oder die Antwort auf das Wieso, Weshalb, Warum den eigenen Horizont erweitert.

Leider gibt es keine einfachen Antworten auf die komplexen Fragen unserer Zeit. Da wäre ich manchmal gern nochmal sechs Jahre alt und würde mir von der «Sesamstrasse» oder der «Sendung mit der Maus» die Welt erklären lassen. Hach!

Trotz allem: Geniessen Sie bei einem Spaziergang den Frühling. Einen gesegneten Sonntag, Kerstin Lenz

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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