Wenn alles anders kommt
Wenn alles anders kommt, dann sind wir alle herausgefordert, es auch anders zu nehmen und darauf zu reagieren. Was nicht wirklich einfach ist, wenn die Krise tatsächlich da ist. In sogenannten «normalen Zeiten» sind wir ja schnell zur Stelle und trösten einen Kollegen, eine Freundin mit gröberen Lebensproblemen wohlmeinend: «Jede Krise ist auch eine Chance!»
Jetzt gilt es, diesen Aphorismus konkret anzuwenden. Ich meine, der Zeitpunkt liegt mit der Adventszeit günstig. Es sind jene Wochen, in denen Bräuche und Rituale eine besonders grosse Rolle spielen. Es ist eine dunkle Zeit, eine Zeit der Besinnung und Erwartung.
Jede, jeder von uns erlebt die Krise auf seine Weise, nicht alle sind gleichermassen betroffen. Viele Menschen trifft es sehr schwer. Dementsprechend verschieden sind auch die Chancen, die wir für uns und andere nutzen können. Viele Chancen eröffnen sich über Anregungen. Nachfolgend für alle, ob jung oder alt, ob bekennender Glühweintrinker oder passionierte Bierliebhaberin ein paar ausgewählte, stimmige Lichtblicke in dunklen Zeiten:
Da sind einmal die Adventsaktionen der Kirchen, wie zum Beispiel das Hoffnungsfeuer auf der Limmat oder die Krippe auf dem Münsterhof, die es in den kommenden Wochen zu bestaunen gibt. Die nationale Aktion «Trotzdem Licht» bestätigt, dass alles anders ist, Weihnachten aber trotzdem stattfindet: in den Strassen, in den Häusern, in den Kirchen und an Orten, die es zu entdecken gilt. Eine faszinierende musikalische Performance bot die Wasserkirche in Zürich anlässlich des Weltaidstags vom 1. Dezember.
In einer fünfteiligen Serie von Tele Z mit «Gedanken zur Adventszeit» diskutieren Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist über persönliche und philosophische Gedanken rund um die Advents- und Weihnachtszeit. Untermalt wird die Sendung, welche jeweils am Samstag um 17 Uhr ausgestrahlt wird, mit musikalischen Einlagen.
Advents- und Weihnachtsspecials bietet das jenseits IM VIADUKT mit einem Märchenkalender und einem Podcast an. Coronabedingt präsentiert kath.ch einen eigentlichen Resilienz-Kalender. Historische Adventskalender ergänzen im Landesmuseum die Ausstellung zu Krippen mit Schwerpunkt «Krippen aus Frauenklöstern».
Eine Lichtinstallation von Nick & Clemens Prokop erhellt die Kapelle und Garten des aki, der katholischen Hochschulgemeinde am Hirschengraben in Zürich. Mit auf eine musikalisch-literarische Spurensuche zum Advent entführt das Angebot «Zweiklang» der Paulus Akademie. Studierende der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) haben mit einer ihrer Arbeiten den Innenraum der Kirche Dreikönigen in Zürich-Enge gestaltet. Und Jungwacht Blauring lassen sich mit dem diesjährigen virtuellen Ranfttreffen auf ein Abenteuer ein.
Weiteres Besinnliches zur Adventszeit aus dem Internet bietet diese Zusammenstellung.
Gerade rechtzeitig für meinen Newsletter erscheint heute das neue 180seitige Werk von Papst Franziskus «Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise.» Gelesen habe ich das Buch des Papstes, in dem er viele persönliche Erfahrungen anspricht, zwar noch nicht. Klar scheint aber, dass es für Franziskus kein Zurück zur Normalität vor der Corona-Krise gibt. Er appelliert an eine Neuausrichtung der Gesellschaften und bietet eine praktische Blaupause für den Aufbau einer besseren Welt. Sein Credo: Wir können die Welt zu einer besseren machen, wenn wir mit einem offenen Herzen und Blick auf die Armen zugehen. Notwendig dazu sei ein Wirtschaftssystem, das allen Zugang zu den «Früchten der Schöpfung» verschaffe. Speziell lobt Franziskus das frische Denken von Frauen, von denen er einige der «nützlichsten Ratschläge» bekommen habe.
Und damit sind wir bei der Frau, die den heutigen Tag prägt: Barbara. Die Heilige Barbara ist Patronin der Bergleute. Als Not-Helferin passt sie besonders in diese Zeit der Krise. Im kath-Interview meint Barbara Hallensleben, u.a. Konsultorin des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, zum Barbara-Tag dezidiert: «Die Kirche ist durch die Umstände der Zeit aufgerufen, selbst eine Nothelferin zu werden.» Sie müsse sich den Notleidenden zuwenden, wolle sie das Evangelium nicht verleugnen.
Übermorgen feiern wir mit dem St. Nikolaus einen weiteren Heiligen. Er hilft und rettet auch dort, wo die Lage aussichtslos scheint. Vertrauen wir also auf die Heilige Barbara und den Heiligen Nikolaus. Sorgen wir aber auch mit einem aufmunternden Lächeln, einem humorvollen Wort, einem überraschenden Besuch, einem kleinen Geschenk oder einer Spende dafür, dass für die meisten Menschen Weihnachten stattfindet.
Ich wünsche Ihnen einen hoffnungsvollen und besinnlichen 2. Advent und Samichlaustag.
Herzlich
Ihr Aschi Rutz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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