Versteckspiel mit Gott
Ein Youtube-Filmchen von «Katholisch für Anfänger» brachte zumindest ein wenig Erleuchtung. Die Frage blieb: Wie wollen wir als Kinder Gottes sein? Gütig, freundlich, geduldig? Oh, oh! In meiner vergangenen Woche haben sich der Heilige Geist und auch Gott ganz schön gut versteckt. Hmpf.
Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein… Auf Suche begibt sich auch Thomas Münch, Seelsorger an der Predigerkirche. Er lädt zu einem ökumenischen Fernsehgottesdienst auf TeleZüri (Beginn 9.30 Uhr) anlässlich des Dreifaltigkeitssonntags. Ha, gefunden: Da ist er auch wieder dabei, der Heilige Geist, so eine Woche nach Pfingsten. Unter dem Titel «Versteckspiel mit Gott» (ja, der Titel meines Newsletters ist hier geklaut – Danke für die Inspiration!) ist Münch unterwegs im Pfarrhausgarten der Predigerkirche, in der Kirche und am Froschauerbrunnen gleich nebenan, auf dessen Brunnensäule die Insignien des Druckers Froschauer: ein riesiger Frosch, auf dem ein Junge mit einer Fahne reitet.
Auf der Suche nach Gott, dem Heiligen Geist oder «nur» nach Stille? Irgendwie dann doch alles drei – am liebsten. Wer Stille sucht, sucht sicher nicht in der Stadt – eher in den Bergen, im Wald, im Garten. Doch auch die Stadt – das Zuhause vieler Menschen – bietet Raum für Stille. Man muss nur wissen, wo. Dabei hilft das Festival «Stilles Zürich». Zehn Tage lang spürt es die Stille in der Stadt auf, lädt ein innezuhalten und zu entschleunigen. Mit dabei ist auch das Jenseits im Viadukt als «Stille Insel» samt der «stillen Pille» und einer Pinnwand.
Stiller ist es seit Anfang Jahr auch in Zürich: die reformierten Kirchgemeinden haben eine neue Läuteordnung, in der Nacht schweigen die Glocken. Grund genug für Simon Hehli in der «NZZ» ein paar grundlegende Gedanken zum Angebot der Kirchen – jenseits des Glockengeläuts – zu formulieren: «Kirchen bieten ihren Mitgliedern spirituelle Unterstützung und Trost. Man kann sie aber auch ganz prosaisch als Hilfswerke sehen. Und als solche bleiben sie wichtige Akteure für die ganze Gesellschaft. … Der Sozialstaat sorgt zwar für die materiellen Grundbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Doch die Überweisung des Arbeitslosengeldes oder der AHV kann nicht die zwischenmenschliche Wärme ersetzen, wie sie viele Menschen von den Kirchen bekommen.» Der Artikel von Mittwoch ist hinter der Bezahlschranke erschienen.
Das Versteckspiel satt hatten kulturinteressierte Frauen in Zürich. Sie stellten fest, dass «Schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler nach wie vor Rollen besetzten, die diskriminierende, stereotypisierende und rassistische Zuschreibungen aufweisen oder von kolonialistischen Vorstellungen von Schwarzen Menschen geprägt seien. «Dies erachten wir als höchst problematisch, da diese Zuschreibungen und Bilder von Schwarzen Menschen weitergeschrieben und zementiert werden,» schreibt . Also initiierten sie das «Black Film Festival», um schwarze Perspektiven sichtbar zu machen und zeigten 2017 erstmals Filme von schwarzen Regisseurinnen und Regisseuren sowie Filme mit schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern. In diesem Jahr werden zwei Specials lanciert – die Katholische Kirche im Kanton Zürich unterstützt das kleine Festival finanziell.
Ebenso engagieren wir uns für das Filmfestival «Yesh!», das sich ganz dem Filmschaffen der jüdischen Welt widmet. Gestern Abend eröffnete der Film «Sublet» das einwöchige Festival.«Wir glauben daran, dass die thematische Vielfalt unserer Filme aufklärt, Vorurteile abbaut und Verschwörungstheorien entgegenwirken kann, die sich in der aktuellen Krise ausbreiten können», erklärt Michel Rappaport, Direktor der Yesh!-Filmtage. Er hat wiederum ein Programm zusammengestellt, das Lust auf Kino macht und zeigt auch den in Cannes ausgezeichneten Schweizer Trickfilm «Where is Anne Frank?».. Im Film sucht 75 Jahre nach ihrem Tod die imaginäre Freundin Kitty nach Anne. derzeit widmet das Schweizer Landesmuseum Anne Frank eine Ausstellung. «Anne Frank und die Schweiz» zeigt unter anderem Bilder ihrer Ferienreisen nach Adelboden und Sils-Maria.
Mit diesem «Grüss Gott Zürich» verabschiede ich mich von Ihnen. Mich locken neue, berufliche Herausforderungen ausserhalb der Kirche. Das mit dem lachenden und weinenden Auge erspare ich uns. Nur so viel: Ich werde vieles sehr vermissen, die Menschen, die Gespräche, den Tiefgang. Und dennoch halte ich es mit Hermann Hesse:
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Das wünsche ich auch Ihnen allen. Ich winke ein herzliches «Adieu!» zu.
Ihre Kerstin Lenz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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