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Grüss Gott Zürich vom 2. Oktober Vergeschwistert euch!

Informationsbeauftragter des Generalvikariates bis Ende April 2023
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
Fratelli e sorelle tutti, Ihr seid alle herzlich willkommen geheissen zur geneigten Lektüre des heutigen «Grüss Gott Zürich»! Genüsslich kommentiere ich die vergangene Woche, freue mich auf ein paar Ferientage… und schaue gespannt dem Wochenende entgegen.
02. Oktober 2020

Fratelli e sorelle zum Ersten: Nach «Laudato Si’» mussten wir nun seit 2015 satte fünf Jahre auf eine nächste Enzyklika von Papst Franziskus warten. Am symbolträchtigen Vortag des Franziskusfestes unterzeichnet er morgen in Assisi seine dritte Enzyklika «Fratelli tutti». Mooooment mal… ausgerechnet er, dessen erste Worte nach der Wahl zum Papst «fratelli e sorelle, buonasera» lauteten, wendet sich jetzt nur an «Alle Brüder»? Bevor irgendetwas zum Inhalt bekannt ist, sorgt der Titel bereits mächtig für Wirbel. In einem offenen Brief an Franziskus schreibt das Catholic Women’s Council, es wäre einfach, beide Geschlechter im Titel einzubeziehen und würde jeglichem Missverständnis der von Papst Franziskus gemeinten Adressaten und Adressatinnen vorbeugen.

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Aufgefallen ist mir einmal mehr Vatikanjournalistin Gudrun Sailer mit einem klugen Kommentar: «Papst Franziskus wäre kein Zacken aus der Krone gefallen, hätte er zum Einstieg in seine Enzyklika ein anderes Zitat, eine andere Wortfolge gewählt, eine, die Schwestern (und mitfühlende Brüder) nicht mit unnützen Fragezeichen zurücklässt.» Um dann das Fazit zu ziehen, es dürfe nun nicht passieren, «dass «fratelli tutti» wegen seines Titels aus Trotz nicht gelesen wird.» Und Kapuziner Niklaus Kuster nimmt den päpstlichen «fratelli tutti»-Steilpass dankbar auf, um in einem spirituellen, die Textquellen erhellenden Beitrag aufzuzeigen, wie Franz von Assisi als Vorbild steht «für eine universale Geschwisterlichkeit, die sich im Sonnengesang auf alle Menschen und alle Geschöpfe weitet.»

Nach dieser feurigen linguistischen Debatte freue ich mich auf den Inhalt der Enzyklika und hoffe, dass die Anregungen für eine gerechtere Welt nach Corona uns als Brüder und Schwestern alle zum konkreten Tun inspirieren.

 

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Fratelli e sorelle zum Zweiten, vom Papst zu den Bischöfen und den Frauen. Die Schweizer Bischofskonferenz ist «Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung der Kirche» und hat sich mit einer Delegation des Frauenrates der SBK und der Delegation des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) getroffen. Simone Curau-Aepli und anderen Frauen haben klare Statements abgegeben. «Gute Zeichen, aber noch keine wirkliche Veränderung» ortet Angelika Hecht in ihrem Blogbeitrag. Sie ist Vizepräsidentin unseres kantonalen Seelsorgerates sowie Vorstandsfrau im Katholischen Frauenbund Zürich und war beim Treffen mit den Bischöfen dabei. Ob die bischöflichen fratelli willens sind, dem Dialog mit den sorelle auch konkrete Schritte folgen zu lassen, ist noch offen.

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Und zum Dritten: sorelle senza fratelli. Der Titel «Sami, Joe und ich» verspricht einen Film mit testosterongeladener Action, oder? Fehlanzeige! Es geht um drei Teenager-Freundinnen, die mit Regisseurin und Drehbuchautorin Karin Heberlein den diesjährigen ökumenischen Preis der Kirchen am Zurich Film Festival abräumen. Freundschaft und Solidarität schweissen die drei Protagonistinnen in einem unvergesslichen Sommer zusammen.   

 

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Einen Preis verdient hätte auch das Gestalterpaar Martina Vontobel und Bruno Wyrsch. Die Künstlerin und der Architekt haben den neuen «Raum der Stille» in der psychiatrischen Klinik Clienia Schlössli in Oetwil gestaltet. Der Raum ist bewusst nicht sakral eingerichtet. «Sakral wird der Raum durch die Menschen, die sich mit ihrer Biografie einfinden, um innezuhalten», erklärt die Künstlerin. Für Personal wie für die Patientinnen und Patienten sind Achtsamkeit und Spiritualität wichtige Themen im Alltag. Jetzt bietet ein stimmungsvoller Raum den Ort dafür.

 

Unser Newsletter macht jetzt Ferien und erscheint das nächste Mal am 23. Oktober. Ich wünsche Ihnen erholsame Herbsttage – ob mit oder ohne Ferien – und dass Sie achtsam mit sich und allen fratelli und sorelle im Alltag unterwegs sind.

 

Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat

 

 

PS: fratelli und sorelle zum Letzten. Das Rechtschreibprogramm des Dudens wollte «sorelle» immer durch «Forelle» oder «Morelle» (eine Süssweichsel) ersetzen. Immerhin das! Denn: die «fratelli», die italienischen Dudes, sind dem Duden gänzlich unbekannt…

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.