Starke Auftritte vor Pfingsten
Der Einsatz kirchlicher Organisationen, Pfarreien und Exponenten der Kirchen für die Konzernverantwortungsinitiative (KVI) war gross. Entsprechend laut und hart wurde das Engagement der Kirchen kritisiert. Die Kirchen werden sich aber auch künftig zu wichtigen Zukunftsfragen der Gesellschaft den Mund nicht verbieten lassen. Auszahlen tut sich Stellung beziehen nicht immer, lohnen aber schon, wie folgende Beispiele deutlich machen.
Das katholische Hilfswerk Fastenopfer bleibt dran und drängt auf einen besseren rechtlichen Schutz vor Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne. Die starke Sichtbarkeit des Hilfswerks bei der Kampagne zur KVI zahlt sich aus, weiss Geschäftsleiter Bernd Nilles im Gespräch mit kath.ch zu berichten: Im letzten und diesem Jahr sind weitere 12'000 zu den bereits bestehenden 40'000 Spenderinnen und Spendern dazugekommen.
Das Fastenopfer setzt sich auch für das CO2-Gesetz ein, über das wir am 13. Juni abstimmen. Unterstützt wird die Vorlage beispielsweise von den Schweizer Bischöfen über ihre Kommission «Justitia et Pax», von den christlichen Frauendachverbänden und von Caritas Schweiz, indem sie sich in einem Positionspapier für Klimagerechtigkeit einsetzt. All dies wird einmal mehr einigen nicht gefallen und als politische Einmischung kritisiert. Andere begrüssen und erwarten geradezu klare kirchliche Stellungnahmen.
Für ihr mutiges Auftreten durfte Veronika Jehle, Spitalseelsorgerin und forum-Journalistin, letzten Sonntag in der Kirche St. Benignus in Pfäffikon die Wandermedaille für Freiheit in der Kirche der Herbert-Haag-Stiftung entgegennehmen. Ihre Vorgängerin Brigitta Biberstein überreichte ihr die Medaille mit den Worten: «Die Hoffnung auf eine geschwisterliche Kirche lässt mich diese Medaille weiter reichen an eine junge Frau, die für eine mutige und vielstimmige Kirche eintritt.» Und wer Veronika Jehle kennt weiss, dass sie sich weiterhin für eine gleichberechtigte Kirche einsetzen wird.
Einen speziellen Auftritt im Kosmos hatte am Montag dieser Woche die Präsidentin Franziska Driessen-Reding. Sie legte am Anlass mit Kirchenratspräsident Michel Müller und anderen Persönlichkeiten dar, warum sie sich für die «Ehe für alle» einsetzt, über die wir im September abstimmen werden. Dass sie sich mit diesem Engagement für die Liebe zweier Menschen unabhängig vom Geschlecht innerkirchlich nicht nur Lorbeeren holt, ist sie sich bewusst. Wer den hybriden Anlass nachsehen will, kann dies hier tun.
Die beiden Präventionsbeauftragten des Bistums Chur, Karin Iten und Stefan Loppacher, analysieren das bestehende System kritisch, decken Schwachstellen auf und schlagen Massnahmen vor. Und sie haben einen Kodex zu spirituellem und sexuellem Machtmissbrauch in der Kirche erarbeitet. Im Gespräch mit dem forum sagen sie, warum dieser Kodex auch vom Bischof zu unterschreiben ist.
Der Jahresbericht 2020 liegt druckfrisch vor und zeugt von einem starken Auftritt der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Die Pandemie hat auch die Kirche wie selten zuvor gefordert. Vom international ausgezeichneten Schweizer Fotografen Dominic Nahr liegen ein Dutzend bewegende Bilder zum Thema Corona vor. Er war mit seiner Kamera unterwegs im Spital bei Coronapatienten, mit Schwester Ariane auf der Langstrasse, in der Kirche beim Gottesdienst und einer Taufe, auf der Bahnhofstrasse und vor einer Suppenküche sowie leergefegten Plätzen und Hallen. Seine grossformatigen Fotos machen den Jahresbericht 2020 zu einem wertvollen und optisch anspruchsvollen Zeitdokument. Die Broschüre kann hier kostenlos bestellt werden: synodalrat@zhkath.ch, 044 266 12 12.
Ein starker Auftritt der Kirchen findet Ende des Monats mit «Lange Nacht der Kirchen» statt. Die Zürcher Kirchen laden erstmals im ganzen Kanton zum Feiern und Entdecken ein. Eines der Highlights wird das Sprechstück «Die mit dem Himmel im Haar» von Jacqueline Keune sein, das durch die Bewegung Maria 2.0 angeregt ist. Das Grundanliegen der Bewegung ist die volle Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche.
Kirchen, kirchliche Institutionen und Mitarbeitende treten auf und beziehen Stellung. Das macht die Kirche zu einer pfingstlichen Kirche.
Ich wünsche Ihnen erholsame und (be)sinnliche Pfingsttage.
Herzlich
Aschi Rutz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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