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Grüss Gott Zürich Freude herrscht - um Himmels Willen

Bereichsleiter Kommunikation, Sekretär Interreligiöser Runder Tisch im Kanton Zürich
Simon Spengler

Gesamtverantwortung Kommunikation der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Katholischer Theologe und Journalist.

Simon Spengler
08. November 2019

Diese Woche ermahnte mich ein kirchlicher Würdenträger, in „Grüss Gott Zürich“ doch einmal nur über das Schöne und Gute zu schreiben, das es in unserer Kirche auch gebe und worüber wir uns auch freuen dürften. Diesen väterlichen Rat nehme ich ernst. Denn just diese Woche gab es tatsächlich Vieles, worüber wir uns freuen dürfen. Heute also nichts als Good News aus der Kirche!

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Fangen wir ganz oben an, bei der Bischofskonferenz. Ohne wenn und aber stellen sich die Bischöfe hinter die parlamentarische Initiative der Genfer grünen Nationalrätin Lisa Mazzone. Diese verlangt, dass Hilfe für Menschen in Not nicht länger kriminalisiert wird, wenn die hilfsbedürftige Person keinen geregelten Aufenthaltsstatus hat. Für unsere Bischöfe ist klar: „Hilfe in Not ist kein Verbrechen!“ Auslöser für die Initiative, welche demnächst in den eidgenössischen Räten verhandelt wird, war die Verurteilung von Flüchtlingshelferin Anni Lanz. Auch die kürzliche Verurteilung unseres Zürcher Pfarrers Josef Karber gehört in dieses Kapitel. Ich danke den Bischöfen für ihr klares Wort, über das ich mich sehr gefreut habe!

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Schauen wir nun über den konfessionellen Graben zu unserer reformierten Schwesterkirche. Dienstag beschlossen die Delegierten des Kirchenbundes mit grosser Mehrheit, die Ehe für schwule und lesbische Paare zu öffnen. Auch darüber habe ich mich sehr gefreut und ich möchte an dieser Stelle unserem Zürcher Kirchenratspräsidenten Michel Müller für sein glaubwürdiges und mutiges Engagement persönlich danken.

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Noch mehr würde es mich freuen, wenn unsere Bischöfe nicht nur bei Debatten ausserhalb der Kirche mutig wären, sondern auch in innerkirchlichen Fragen. Aber zu „Ehe für alle“ sind sie mal wieder auf Tauchstation. Sie erklären, es gehe ja ‚nur’ um die staatliche Ehe und schweigen in der Hoffnung, diesmal unter dem Radar der Öffentlichkeit hindurch zu schlüpfen.

Doch das Problem wird uns schnell einholen. Denn natürlich geht es nicht ‚nur’ um die staatliche Ehe, sondern um die Frage, ob die Kirche den Segen Gottes auch über homosexuelle Paare spricht oder nicht (auch wenn wir theologisch ein etwas anderes Ehe-Verständnis haben als die Reformierten). Da gibt es von unserer Seite bislang nur die typisch katholisch-schlaumeierische Antwort: „Wir segnen den einzelnen schwulen oder lesbischen Menschen, aber nicht die Beziehung.“ Und das mit Bezug auf ein überkommenes „Naturrecht“, wonach gleichgeschlechtliche Beziehungen gegen die Natur seien – was von den modernen Humanwissenschaften längst widerlegt ist. Hoffen wir, dass auch unsere Kirchenleitung der Debatte nicht länger ausweicht. Denn nur, wenn wir uns darauf einlassen, können wir glaubwürdig auch auf die sehr problematischen Aspekte hinweisen, Stichwort Leihmutterschaft. Umso mehr habe ich mich im Sommer über die mutige Stellungnahme unserer Synodalratspräsidentin gefreut: „Ich persönlich bin klar der Überzeugung, dass die katholische Kirche eine liturgische Form finden muss, mit der auch homosexuellen Paaren der Segen Gottes zugesprochen werden kann.“

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Gefreut habe ich mich über den biblischen Kommentar des St. Galler Theologen Bernd Ruhe zu den problematischen Aussagen des Apostels Paulus über die Frauen, die in der Gemeinde zu schweigen hätten. Diese Bibelverse werden ja oft bemüht, um die Diskriminierung der Frauen in der Kirche zu begründen. Aber was hat es wirklich damit auf sich, und was würde es für uns heute bedeuten, wenn wir den historischen Kontext dieser Aussagen ernst nehmen würden? Ruhe gibt eine überraschende, positive Antwort.

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Gutes und Wertvolles gibt es aus unserer Synode zu berichten. Gestern verabschiedete sie ohne Gegenstimme glasklare Präventions-Massnahmen gegen sexuelle Übergriffe: strafrechtliche Überprüfung vor der Anstellung, die für Mitarbeitende in der Seelsorge und in der Betreuung in regelmässigen Abständen wiederholt wird sowie die Finanzierung von zwei Stellen für Präventionsbeauftragte. Vielen Dank, geschätzte Synodale, für dieses deutliche Zeichen, das auch in den Medien breit wahrgenommen wurde!

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Good News auch aus deutschen Landen. Letztes Wochenende vernetzten sich in Stuttgart kirchlich engagierte Frauen aus den deutschsprachigen Ländern zum „Catholic Women’s Council“. Mit dabei auch Priorin Irene vom Kloster Fahr, Simone Curau vom katholischen Frauenbund und unsere Synodalratspräsidentin. Trotz aller Enttäuschungen und Rückschläge geht’s doch weiter. Ich danke all diesen Kirchenfrauen für ihren langen Atem. Sie machen Mut und beschenken uns mit ihrer Freude an einer lebendigen, menschenfreundlichen Kirche, für die sie sich einsetzen. Zum Beispiel mit ihrer Kampagne #overcomingsilence. Hier können auch Sie Ihr Votum abgeben.

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Zum Schluss noch eine Freude der besonderen Art: Die von mir so geliebte Nonnen-Serie „Um Himmels Willen“ ist Quotenrenner im deutschen Fernsehen. Über vier Millionen Menschen schauen sich die Serie mit den Ordensschwestern aus dem Kloster Kaltenthal und ihrer Oberin Schwester Hanna (alias Janina Hertwig) an, die regelmässig dem geltungssüchtigen Bürgermeister Wolfgang Wöller (alias Fritz Wepper) den Meister zeigt. Einfach zu schön! Wann endlich lassen sich unsere Kirchenfürsten von der Freude anstecken und realisieren, wer im Volk die wahren Sympathieträger der katholischen Kirche sind?

 

Ich wünsche Ihnen allen ein freuden-reiches Wochenende und einen gesegneten Sonntag.

 

Simon Spengler

 

Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wider. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.