Solidarität zählt und trägt
Daran erinnern die Vertreter der anerkannten Religionsgemeinschaften in einer Grussbotschaft die Mitglieder des Kantonsrats zum Beginn des neuen Amtsjahres und schreiben: «Miteinander können wir als Gemeinwesen, Kirchen und Religionsgemeinschaften in unserem Kanton an der Vision einer Gesellschaft nach der «goldenen Regel» arbeiten. Eine Gesellschaft, die auf Gegenseitigkeit, Verantwortung und Fairness aufbaut.»
Dass das Gemeinwohl vor Eigeninteressen geht, ist für Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und Generalvikar Josef Annen selbstverständlich. Mit Blick auf die Öffnung von Restaurants, Gartencenter, Baumärkten und Schulen signalisieren sie, dass Freude und Bereitschaft vorhanden sind, alles Notwendige zu unternehmen, um schrittweise auch bald wieder im gottesdienstlichen Rahmen gemeinsam feiern zu können. Wieso nicht allenfalls an Pfingsten, dem Geburtstag der Kirche? Kaum war der Beitrag auf Facebook gepostet, begann in der Kommentarspalte ein engagierter Gedankenaustausch.
Für die Rückkehr aus dem Corona-Lockdown gilt es vieles abzuwägen. Ethische Überlegungen dazu liefert in der Frankfurter Rundschau Philosophieprofessor Gunzelin Schmid Noerr mit seinem Beitrag «Corona-Krise: Die Würde des Menschen ist unverrechenbar». Einen völlig anderen, zahlenakrobatisch basierten Ansatz wählt Christoph Eisenring in der NZZ, indem er fragt, wie viel uns die Gesundheit kosten dürfe. Ich finde beide Beiträge anregend und bedenkenswert – und frage mich: Wann lässt sich eine kirchliche Stimme zu diesem brisanten Thema vernehmen? Schliesslich geht es um die Würde des Menschen und Solidarität.
Apropos Solidarität: Am Sonntag ist Muttertag. Alleinerziehende Mütter und armutsbetroffene Familien leben auf der Schattenseite der Gesellschaft und stehen vor grossen Herausforderungen. Weil die Kollekte zum Muttertag nicht möglich ist, bittet die Caritas, die Arbeit zugunsten von armutsbetroffenen Familien anderweitig finanziell zu unterstützen. Stellvertretend für die Caritas sage ich: Herzlichen Dank für jede Spende!
Spenden aus der Schweiz verwandeln in Äthiopien eine Abfallhalde in einen Gemüsegarten – eine andere Art von Corona-Schutzmassnahmen. Das Sanieren einer hygienisch bedenklichen Situation bedeutet nicht nur wirksame Prävention gegen die Ausbreitung des Virus, sondern schafft gleichzeitig eine wirtschaftliche Grundlage für die Gemüsebauern und sorgt für gesunde Nahrung. Das ist eines der vielen nachhaltigen Projekte der Peter-Bachmann-Foundation, deren Namensgeber und ehemalige Zürcher Oberländer Pfarrer sich auch als 80-jähriger vom Lockdown nicht in seinem jahrzehntelangen Engagement für Benachteiligte eingrenzen lässt. Jedes noch so kleine Projekt schafft neue Hoffnung und Zukunft.
Von Hoffnung und Zukunft kündet auch der Eisenholz-Baum, der seit anfangs Mai auf dem Münsterhof steht. Inspiriert von Winston Churchills Bonmot «Never waste a good crisis» melden sich bis Ende Monat regelmässig namhafte Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft zu Wort. Diesen Freitag um 18 Uhr ist Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding zu sehen und zu hören über www.baumderhoffnung.ch.
Hier wollte ich zur Schlusskurve ansetzen und noch den Muttertag aufnehmen. Was soll man Müttern wünschen? Was wünschen sich denn Mütter wirklich? Und überhaupt: Wie viele Frauen haben in den letzten Wochen das gleiche geleistet wie schon Jahre zuvor – und erst jetzt gibt es unter warmem Applaus ein anerkennendes Prädikat wie «grossartig» oder «systemrelevant»? Da muss noch mehr kommen. So sage ich einfach allen Frauen, ob mit oder ohne Kinder, ein grosses «DANKE» für all das Mütterliche, das trägt und schwierige Zeiten hoffnungsvoller macht.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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