Vertrauenswürdige Marke
In der repräsentativen Studie wählten Konsumentinnen und Konsumenten unter 421 Marken Ricola zur vertrauenswürdigsten Marke.
Warum ich Ihnen dies erzähle? Interessant ist, mit welcher Begründung Ricola diese Auszeichnung verdient, nachdem das Momentum von Ricola nach der Absetzung des Werbeslogans «Wer hat’s erfunden» etwas gelitten hatte. Ricola habe es verstanden, in den letzten Jahren durch eine hohe Konstanz des Markenversprechens, eine innovative Produktentwicklung und eine starke kommunikative Präsenz zu ihrer alten Stärke zurückzufinden.
Da könnte sich die katholische Kirche doch eine Scheibe davon abschneiden! Es ist also möglich, dass konstant wertvolle Produkte eine innovative Produktentwicklung und starke Präsenz in der Öffentlichkeit nicht ausschliessen, sondern die Firma oder die Institution in dieser Kombination sogar zur vertrauenswürdigsten Marke machen können. Tradition und Konstanz bedeuten eben nicht stehen zu bleiben und zu verharren.
Es ist die Aufgabe und Kunst einer Kirche, ihre «Produkte» wie Gottesdienste, Tauf-, Trauungs- und Beerdigungs-Feiern, Werte- und Sinnvermittlung, Seelsorge- und karitative Angebote und Vieles andere mehr an die Menschen heranzutragen. Und dass die Kirche mit vielen guten «Produkten» unterwegs ist und damit in der Gesellschaft grossen Nutzen stiftet, dokumentiert aktuell sogar das jugendliche SRF-Format Forward mit einer präzis recherchierten Reise.
Der Weg hin zu einer vertrauenswürdigen «Marke» gelingt offensichtlich, wenn die Kirche ihre konstant wertvollen «Produkte» innovativ weiterentwickelt und den Menschen im Hier und Jetzt in einer verständlichen Sprache präsentiert. Selbstverständlich muss darüber auch in der Öffentlichkeit gesprochen werden, was starke Persönlichkeiten und eine aktive kommunikative Präsenz voraussetzt.
Leider fehlen die souveränen Auftritte der Kirchen in der Öffentlichkeit gerade in der Coronazeit weitgehend, wie mein Kollege Arnold Landtwing im letzten Newsletter feststellte. Oder die Kirchen bieten den Medien Stoff für Negativschlagzeilen wie zum Beispiel «Die oberste Kirchenleitung hat versagt» (Causa Gottfried Locher im Tages-Anzeiger von gestern und guter Kommentar zu den Ereignissen auf ref.ch) oder «Bistum Chur: Absetzung führt zu Protest» (Absetzung von Generalvikar Martin Kopp in der NZZaS von Ende März).
Der Protest gegen die Absetzung von Martin Kopp als Generalvikar in der Bistumsregion Urschweiz geht weiter. Am 13. Juni macht sich eine Gruppe von «Vielstimmig. Kirche sein» beim Zürcher Central auf und pilgert nach Chur. Im Rucksack trägt die Gruppe die Petition «In Solidarität mit Martin Kopp. Wir distanzieren uns vom Entscheid von Peter Bürcher» mit, die von über 3'800 Personen unterschrieben wurde. Darüber hinaus soll in der Kathedrale für einen Menschen gebetet werden, der das Bistum Chur geistlich und menschlich leiten kann. Denn noch immer warten viele mit Skepsis und Bangen auf die Ernennung eines neuen Hirten.
Zurück in den Kanton Zürich: Für den diesjährigen Jahresbericht realisierte der renommierte Fotograf Joseph Khakshouri Porträtbilder von zwölf Menschen, die sich in der Zürcher Kirche engagieren. Es sind Gesichter von Menschen, die stellvertretend für viele andere Köpfe und Hände für andere Menschen da sind. Ein eindrückliches Gespräch mit dem Fotografen offenbart uns nicht nur einen Fotokünstler, sondern auch einen Menschenfreund.
Mit dem Beitrag von Martin Ruhwinkel, Leiter der Abteilung Diakonie bei Caritas Zürich, schliessen wir die Interview-Serie zum Thema «Kirche leben in Corona-Zeiten» ab: «Ich hoffe, dass der Lockdown einmalig bleibt. Mich beeindruckt, wie Menschen in diesen Tagen und Wochen füreinander Verantwortung übernommen haben.» Alle Interviews, Impulse und Fundstücke finden Sie hier.
Zum Schluss: Gönnen Sie sich doch auch ein Kräuterbonbon von Ricola. Nur schon das Gefühl, das Produkt der vertrauenswürdigsten Marke im Mund und Rachen zu schmecken, wirkt himmlisch! Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Stöbern im druckfrischen Jahresbericht und in den inspirierenden Interviews, Fundstücken und Impulsen. Ebenso ein entspanntes Wochenende.
Herzlich
Aschi Rutz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Nicht so ganz ernst gemeint...
Frohen Gruss!
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