Rituale
Einmal mehr haben wir gespannt auf das geschaut, was zu erwarten war: auf den Prämienschock bei den Krankenkassen. Das alljährliche Ritual mit den Krankenkassen-Prämien ist auch heuer mit einer hohen Prognose (10%) gestartet, dann sind es, oh glückliche Fügung, «nur» 6,6 Prozent. Und in den Medien folgen schlaue Tipps, wie gespart werden kann, obwohl die Menschen definitiv mehr bezahlen.
Wegen den aktuell generell steigenden Lebenskosten trifft es jene, die schon immer mit einem schmalen Budget unterwegs sind. Das Hilfswerk Caritas macht sich Sorgen, ist doch bereits heute jede siebte Person in der Schweiz von Armut betroffen oder bedroht und kann zusätzliche Kosten kaum mehr stemmen. Konkret fordert Caritas Schweiz von der Politik Direkthilfen für Menschen in Notlagen
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Was ist passiert: Kardinal Kurt Koch hatte gestern in der rechtskatholischen Wochenzeitung «Die Tagespost» über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen (Synodaler Weg in Deutschland) und solchen aus der NS-Zeit gesprochen: «Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht.» Wörtlich fügte er hinzu: «Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten ‘Deutschen Christen’ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben.»
Die Empörung über diese «inakzeptable Entgleisung» ist gross. So haben auch Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist auf die Nazi-Keule Kochs reagiert und seine Aussage auf kath.ch «unerträglich und eines katholischen Kardinals und Intellektuellen unwürdig» bezeichnet. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) verlangte umgehend eine Entschuldigung, andernfalls werde er, so der Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing, «eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen». Diese Beschwerde ist noch nicht vom Tisch, auch nachdem sich Koch heute entschuldigt hat. Bätzing doppelt nach, weil sich dieser seiner Ansicht nach im Kern nicht für die unhaltbaren Äusserungen entschuldigt habe, sondern an seiner Aussage festhalte.
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In seiner Stellungnahme auf die geharnischte Reaktion der deutschen Bischöfe schob Kardinal Kurt Koch zudem nach: «Der christliche Glaube muss stets ursprungsgetreu und zeitgemäss zugleich ausgelegt werden. Die Kirche ist deshalb gewiss verpflichtet, die Zeichen der Zeit aufmerksam zur Kenntnis und ernst zu nehmen. Sie sind aber nicht neue Offenbarungsquellen. Im Dreischritt der gläubigen Erkenntnis – Sehen, Urteilen und Handeln – gehören die Zeichen der Zeit zum Sehen und keineswegs zum Urteilen neben den Quellen der Offenbarung.» Die Zeichen der Zeit gehören also auch nicht zum Handeln, was bedeutet, dass sich in der Kirche nichts bewegen soll. So verstehe ich wenigstens Bischof Bätzings Einschätzung: In den Äusserungen des Kardinals zeige sich die «pure Angst, dass sich etwas bewegt». Damit wird der vom Vatikan propagierte Synodale Weg zur Makulatur.
Noch zwei Ausblicke aufs Wochenende: Der 1. September gilt in der katholischen und orthodoxen Kirche als Tag der Schöpfung, die SchöpfungsZeit dauert bis zum 4. Oktober. Als Abschluss dieser speziellen Zeit bietet die Pfarrei St. Anton, Zürich, am kommenden Sonntag einen Familiengottesdienst mit Tiersegnung an. Den Anlass organisiert hat Katechetin Heidi Hürlimann. Sie ist überzeugt davon, dass alle Geschöpfe dieser Erde, also auch Tiere und Pflanzen eine Seele haben.
Einem Ritual gleich, werde ich am Samstag meine betagte Mutter besuchen und erwarte am Sonntag unsere drei erwachsenen Kinder zum Brunch.
Ich wünsche Ihnen schöne Rituale und ein gesegnetes Wochenende.
Herzlich
Aschi Rutz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Ich bin überzeugt, alles was atmet, hat eine Seele. Bereits Herr Drewermann hat das in seinem Buch " Ich steige hinab in die Barke der Sonne" überzeugend dargelegt. (2. Aflage 1989, Walter Verlag)
Herzlichen Dank für Ihren guten ‘Brief / Grüss Gott’ und Ihre persönliche Stellungname, ganz in meinem Sinn. Ihnen alles Gute und auch Ihrer Familie
Beste Grüsse aus der Ostschweiz
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