Über uns

Mut zur Veränderung

Informationsbeauftragte, stellvertretende Bereichsleiterin
Sibylle Ratz
Sibylle Ratz
Die letzten Tage waren die Medien-Schlagzeilen geprägt von Abschieden: von Queen Elisabeth II, der englischen Königin; von «King» Roger Federer als «unser aller» Tennisstar, der von seiner aktiven Tenniskarriere zurücktritt. Die Welt verändert sich und wir uns mit ihr. Tagtäglich. Wie sagt man so schön: «Die einzige Konstante ist die Veränderung». Abschied nehmen müssen wir ständig, auch ohne, dass wir es merken, von alltäglichen Gewohnheiten und Mustern oder es kommen neue dazu.
22. September 2022

Seit September fahre ich nun täglich wieder zu Stosszeiten mit dem Zug. (Ich bin die Neue im Team Kommunikation beim Synodalrat. Mehr zu meiner Person erfahren Sie am Schluss des Newsletters.) Ursprünglich in der Stadt Zürich aufgewachsen, hab ich das über rund zwei Jahrzehnte nicht mehr gemacht, weil ich anderswo und zu unregelmässigen Zeiten unterwegs war. Mit fällt auf, dass praktisch alle Bahnfahrenden in den kleinen Bildschirm ihres Smartphones starren. Sie sind alle in ihrer eigenen Blase, in ihrer Wirklichkeit eingeschlossen. Gesprochen wird kaum miteinander.

Ich war die letzten Jahre auf eine andere Weise in meiner Blase. In der Agglomeration sind kaum Bettler, Obdachlose oder andere Bedürftige sichtbar. Hilfsangebote sind da, aber alles läuft eher im Verborgenen. Die ersten Tage in Zürich musste ich mich wieder an den Anblick gewöhnen, so zum Beispiel, dass da ein Mensch, dem ich auf dem Heimweg begegnet bin, eingewickelt in einen Schlafsack auf der Strasse lag, im strömenden Regen. Die Leute gingen unberührt an ihm vorbei. Es kümmerte keinen. Ich kenne seine Geschichte nicht. Ich bin auch weitergelaufen, weil ich im Moment überfordert war und nicht wusste was tun.

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Zu viel läuft gerade nicht so gut und in ungewohnten Bahnen. Wir werden eingedeckt mit schlimmen Nachrichten: Corona, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel. Wuchtige Gefahren, die auf die eine oder andere Art Angst machen können und wir als Menschen müssen lernen, damit umzugehen, uns davon nicht kaputt machen zu lassen. Es ist eigentlich zum Davonlaufen. Auf die berühmte einsame Insel, wo alles reibungslos läuft und immer die Sonne in angenehmen Temperaturen scheint und das Meer rauscht…. Ich drifte ab ins Tagträumen.

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Manchmal möchte man auf eine Insel... (Foto: Unsplash / Marek Okon)

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Ich will aber weder davonlaufen, noch tagträumen. Darum habe ich die Herausforderung der neuen Stelle bei der Katholischen Kirche angenommen. Auch wenn mich viele darauf ansprechen, warum ich das machen würde. Das Image der Kirchen, insbesondere der Katholischen, ist aktuell nicht das beste. Aber ich bin eine unverbesserliche Optimistin. Ich vertraue darauf, dass auch hier Veränderung möglich ist. Nicht nur im Schein, sondern auch im Sein.

Bei meinem Arbeitsbeginn bin ich mitten in den Sturm der Diskussionen geraten über den Synodalen Prozess, über strukturelle Veränderungen, darüber, was eine Frau in der Katholischen Kirche darf und was nicht, was Seelsorgende, die nicht Priester sind, dürfen und was nicht. Diese Kräfte zum Umbruch, zur Veränderung, habe ich davor zwar wahrgenommen, aber nicht in dieser Heftigkeit. Was ich realisiert habe aus den Gesprächen, aus den Zuschriften, aus den emotionalen Diskussionen auch anlässlich der Bischofskonferenz in Deutschland von letzter Woche, ist, in welchen Nöten diese engagierten Menschen stecken. Es ist der starke Wunsch, dass diese Institution, für die sie sich einsetzen, die sie lieben, nicht daran zugrunde geht, dass der Mut für Veränderung vielerorts fehlt. Dass Männer, die in der Blase ihres Priestertums und Zölibats zu weit weg sind vom Leben und dem Druck, dem die Menschen in der Arbeitswelt, im Familienleben, in der Partnerschaft durch die immer grösser werdenden Anforderungen gegenüberstehen, Angst haben, Strukturen zu öffnen. Veränderungen machen Angst. Aber sie können auch Mut machen.

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So wie beispielsweise meiner Tochter Mut gemacht wurde, weil sie und das Minileiter-Team einen Anlass von A bis Z selber organisieren und durchführen konnten. Sie bekamen das Vertrauen des neuen Gemeindeleiters. Sie konnten und durften Verantwortung übernehmen. Das machte die Jugendlichen und jungen Erwachsenen stolz.

Verantwortung an andere zu übergeben bedeutet Kontrolle abzugeben. Das ist nicht immer und nicht für jeden einfach. Aber es würde eigentlich allen so guttun. Weil dann eine Kommunikation auf Augenhöhe möglich wird. Das traue ich der Katholischen Kirche der Zukunft zu. Das traue ich den Frauen zu. Das traue ich auch den Priestern zu. Es geht darum, Mut zu haben, auf die Menschen zuzugehen, ihnen – und auch sich selbst – etwas zuzutrauen. Dann wird es ein Überleben der Katholischen Kirche geben. Denn das macht für mich die Katholische Kirche aus: Liebe, Wärme, für die Menschen dasein, Inklusion, Begegnungen, offene Gespräche. Das brauchen die Menschen. So erlebe ich es zumindest in meinem Umfeld, in meiner Gemeinde.

Die Kirche, unser Bischof, unsere Kirchenobersten, können und sollen eine Stütze und nicht verurteilend, ausschliessend und dermassen mit sich selbst beschäftigt sein. Die Katholische Kirche muss die Türen, die Herzen öffnen, alle Menschen teilhaben lassen.

Jetzt aber genug zu meinen Gedanken und meiner Motiviation, mich für die Katholische Kirche zu engagieren.

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Hier kommen noch ein paar Tipps zum Erleben, Lesen, Nachdenken:

50 Jahre Behindertenseelsorge

Das Herz aufgegangen ist mir, als ich die Bilder von der Feier zu 50 Jahren Behindertenseelsorge gesehen habe. Da sind Menschen für Menschen da. Da wird miteinander gelacht und gefeiert. So soll es sein. Klicken Sie sich durch die Bilder. Ich bin überzeugt, sie werden Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

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Das Jubiläum der Behindertenseelsorge wurde mit viel Spass gefeiert. (Foto: Linda Pollari)

Umzug Jugendseelsorge
Bye Bye sagte diese Woche die Jugendseelsorge zusammen mit Jungwacht/Blauring, Pfadi und roundabout. Nicht von ihrer Tätigkeit verabschieden sie sich. Aber sie ziehen alle um von ihrem aktuellen Standort Auf der Maur an die Birmensdorferstrasse 50 in Zürich. Am Donnerstag, 6. Oktober ist dann die Eröffnungsfeier um 16.30 Uhr am neuen Ort.

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Bye Bye Jugendseelsorge: Der Umzug an die Birmensdorferstrasse 50 steht bevor. (Foto: Saskia Richter)

An Grenzen stossen
Auf unseren Aufruf, wie Menschen in der Katholischen Kirche mit den aktuell laufenden Diskussionen über den Synodalen Prozess denken, haben sich weitere Personen, Frauen und Männer gemeldet und erzählt, wie sie an ihre Grenzen stossen. Hier der Artikel.

Pures Gold
Nur kurz in Zürich war gestern ein goldener Klotz auf dem Münsterhof in Zürich im Wert von 12 Millionen. Gold. Pur. Kunst ist das eine. Der Wert das andere. Mit dem Geld hätte man viel Gutes tun können und ich denke an den Obdachlosen, dem ich begegnet bin. Ich werde mich wieder daran gewöhnen müssen, wenigstens ein wenig Münz im Sack zu haben. Seit Corona habe ich praktisch nur noch mit Karte oder dem Handy bezahlt.

Natur bewegt
Vermehrt nachhaltig unterwegs wollen und sollen in Zukunft die Kirchgemeinden sein. Bis Sonntag kann man sich noch anmelden für die ökumenische Impulsveranstaltung «Natur bewegt», die am Donnerstag, 28. September, von 18 bis 20 Uhr, in Zürich stattfindet.

Was Frauen noch sein können
Podcast auf SRF, Samstag, 17.59 Uhr: Nymphen, Feen, Nonnen: Die Quelle als Heiligtum der Frau. Wasserquellen sind Orte des Ursprungs und sind seit jeher heiligen Frauen geweiht. Barbara Hutzl-Ronge hat ein Buch über Quellgöttinen verfasst.
 
Missio in Dietikon
Morgen Samstag bekommen 5 Männer und 3 Frauen in Dietikon die Missio. Sechs Personen davon werden im Kanton Zürich tätig sein. Die Gottesdienst Missiofeier mit Bischof Josef Maria Bonnemain findet in der St. Agata Kirche in Dietikon um 10.30 Uhr statt.
 
Hugo Gehring wird verabschiedet
Ein Mensch, der immer wieder Gehör gefunden hat mit seiner kritischen Meinung und Menschen bewegte, geht Ende Monat in Pension: Hugo Gehring, 70-jähriger Pfarrer und Dekan in Winterthur, wird am Sonntag, 25. September, 10 Uhr, in einem Festgottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul, Tellstrasse, Winterthur, verabschiedet.
Heute ist ein Interview mit ihm im Landboten erschienen (Bezahlschranke). Wir haben ebenfalls mit Hugo Gehring über sein Wirken und sein Leben gesprochen. Der Artikel wird nächste Woche auf zhkath.ch veröffentlicht.

Zürcher Film Festival
Es ist wieder Filmzeit. Das Zürcher Film Festival ZFF hat gestartet.  Am ZFF wird auch wieder der Filmpreis der Kirchen im Kanton Zürich ausgelobt. Die Kirche will damit ihren Beitrag für eine Vernetzung von Gesellschaft, Religion und Kultur fördern. Schauen Sie rein.  

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Es läuft viel in der Katholischen Kirche. Es ist und bleibt spannend. Ich bin Sibylle Ratz, 56 jährig, Mutter einer bald 18-jährigen Tochter, Journalistin und PR-Beraterin. Seit meinem Berufseinstieg bin ich in der Kommunikation zuhause, die letzten drei Jahre als stellvertretende Redaktionsleiterin bei Swiss Regiomedia für die Titel Furttaler, Rümlanger und Unterland Zeitung. Davor habe ich für verschiedene Grossunternehmen und Agenturen Kommunikation gestaltet und sie beraten. Das Wichtigste für eine erfolgreiche Tätigkeit in all diesen Jahren war und ist eine ehrliche, offene, transparente Kommunikation und dann: das Tun. Dieser letzte Schritt ist das Wichtigste und erfordert Mut.

Ich hoffe, wir bleiben im Gespräch und finden jeden Tag den Mut, das Richtige zu tun und Veränderungen auch als Chance zu verstehen.

Herzlich, Sibylle Ratz

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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