Auffahrt mit Brücke zum Feiern
Ja, was feiern wir morgen eigentlich? Unter den Hochfesten, so lasse ich es mir als Nicht-Theologe sagen, hat Christi Himmelfahrt eine Sonderstellung: Bei keinem anderen begegnet einem so häufig die Frage, was überhaupt gefeiert wird. In Kürzestform bezeichnet Auffahrt im christlichen Glauben die Rückkehr von Jesus als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel. Die Himmelfahrt erinnert aber nicht an ein historisches Ereignis aus dem Leben Jesu, sondern illustriert vielmehr eine theologische Aussage: Jesus hat Teil an der Herrschaft Gottes und ist ihm so nahe wie kein anderer.
Wie das religiöse Fest seit über 500 Jahren von Menschen gefeiert wird, zeigen vor allem im Kanton Luzern einige Gemeinden auf eindrückliche Art und Weise. So wird am Hochfest Christi Himmelfahrt noch heute in Beromünster, Grosswangen, Hitzkirch, Altishofen, Ettiswil und Sempach zu Fuss und per Pferd über Felder und Wiesen gepilgert und um den Segen gebeten. In Sempach wird dieses Jahr mit zwei Jahren Corona-Verspätung 500 Jahre «Umritt» gefeiert – mit einer Gastpredigt von Bischof Felix Gmür in Hildisrieden und einem Apéro für alle im Städtchen.
Als gebürtiger Hitzchiler erinnere ich mich noch in bunten Farben an den Brauch, zu Fuss hinter einer Reitergruppe über Feld, Wald und Flur betend zu pilgern: Der über 20 Kilometer oder eine halbe Marathonstrecke lange Auffahrts-Umritt startete bereits um 5 in der Früh, unterbrochen mit Zwischenhalten bei einem Wegkreuz, für eine kurze Lesung, für einen Gottesdienst unter freiem Himmel oder in einer Kirche sowie für die Pferdesegnung. Für mich, ich gestehe es freimütig, war nicht der feierliche Einzug in die Dorfkirche mit Blasmusik, Kavallerieverein und Festpredigt hoch zu Ross der Höhepunkt des Umrittes, sondern die Einkehr ins Restaurant, wo mir mein Vater jeweils eine Bratwurst mit Zwiebelsauce und Röschti sowie ein Glas Süssmost offerierte …
Morgen ist in einigen europäischen Ländern auch ein Feiertag für die Männer: Der volkstümliche Vatertag - auch Herren- oder Männertag genannt – hat vor allem in Deutschland eine über 100jährige Geschichte und wird jeweils an Christi Himmelfahrt gefeiert. In unserem nördlichen Nachbarland wird der Tag sehr unterschiedlich begangen und kontrovers diskutiert. Medienwirksam sind Gruppen von Männern wandernd unterwegs mit einem Bollerwagen voller Bierkästen. Die Statistik besagt, dass am Vatertag auf Deutschlands Strassen aufgrund des Alkoholkonsums drei Mal so viele Unfälle passieren wie sonst. Viele deutsche Männer feiern den Vatertag allerdings auch als Familientag. Die Schweiz kennt einen inoffiziellen Vatertag erst seit 2007 und begeht ihn jeweils am ersten Sonntag im Juni. Der Tag soll wertschätzend an das väterliche Engagement erinnern.
Das Feiern geht weiter. So am Freitag im Kloster Einsiedeln: Im Rahmen eines Pontifikalamts wird die gesamte h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach nach über 70 Jahren wieder aufgeführt. Abt Urban wird zelebrieren, sein Amtsvorgänger Pater Martin Werlen hält die Festpredigt.
Wer am Freitag/Samstag musikalisch lieber an einem charmanten Quartier-Festival teilnehmen will, hat mit «Vorstadt Sounds» in der Stadt Zürich direkt bei der Kirche St. Konrad in Albisrieden eine überzeugende Alternative. Über 20 Bands sorgen am kleinen grossen Festival auf drei Bühnen für ein stimmungsvolles Erlebnis. Die Pfarrei St. Konrad unterstützt «Vorstadt Sounds» seit 2001 als Hauptsponsor.
Schon mal an einer Töffsegnung gewesen? Wenn nicht, bietet sich am Sonntag eine Gelegenheit auf dem Richterswiler Horn mit Festwirtschaft und Livemusik. Pfarrer Mario Pinggera wird kurz vor Mittag den grössten Harley, aber auch das Kindervelo segnen.
Wer sich gerne lukullisch betören lässt, der meldet sich für kommenden Donnerstag im Johanneum der Kirchgemeinde Zürich-Wiedikon (Herz Jesu) zum Benefizanlass an und unterstützt damit ein Projekt für Frauen und Kinder aus der Ukraine. Bei Brot & Wein zaubert Irma Dütsch, renommierte Chefköchin aus dem Greyerzerland, zusammen mit dem Küchenteam von Herz Jesu kulinarische Köstlichkeiten auf die Teller.
Apropos Teller und Essen für alle: Im Tages-Anzeiger vom letzten Montag ist Max Elmiger, der langjährige Direktor der Caritas Zürich, mit einem Interview (Artikel hinter der Bezahlschranke, für Berechtigte im Intranet iKath aber nachlesbar) verabschiedet worden. Elmiger nimmt nochmals deutlich Stellung und sagt mit Blick auf Bedürftige im Kanton Zürich: «Physisch verhungert in der Schweiz niemand, emotional aber schon. Kürzungen der Sozialhilfe, die diskutiert werden, sind nicht mehr menschlich.»
Ging da noch was vergessen? Irgendeine kritische Geschichte zu Personen, Ereignissen oder Strukturen, ein kleiner oder grösserer kirchlicher Knatsch?
Nein, morgen ist Auffahrt, für viele von uns mit einer Brücke ins Wochenende verbunden. Wir bitten an Christi Himmelfahrt um den Segen für alle und alles, geniessen dankbar die Natur und feiern die vielen kleinen und grossen Dinge, die uns das Leben schenkt!
Herzlich grüsst
Aschi Rutz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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