Grüss Gott Zürich Stürmische Herbstwoche
Da bittet eine ganze Gruppe von Seelsorgenden, Laien wie Priestern, mit zusammen wohl einigen hundert Jahren Erfahrung und Engagement im kirchlichen Dienst, den Bischof um ein klärendes Gespräch in Folge der Absetzung von Generalvikar Martin Kopp. Ihr Klopfen am Tor der bischöflichen Burg zu Chur bleibt über Wochen und Monate unerhört.
Deshalb klopfen sie etwas heftiger, so dass auch die Öffentlichkeit es hört. Wie reagiert der oberste Hirte? Drohung statt Dialog, Konfrontation statt Kommunikation, Verurteilung statt Verständigung, Donnergroll statt Demut - hier nachzulesen. Nur gut, bewahrte die vielstimmige Gruppe der Seelsorgenden Besonnenheit. In solch einem Sturm der Beschuldigungen versteht keiner mehr die Worte des anderen, jedes Gespräch wird im verbalen Lärm übertönt. Leider fast ein Dauerzustand seit vielen, vielen Jahren.
Einer, der diesen Donnergroll seit vielen Jahren über sich ergehen lassen musste, ist Generalvikar Josef Annen. Er, ein Mann der leisen, aber auch klaren Töne, versuchte immer in seinem Einflussbereich in Zürich und Glarus, den Dialog in der Kirche aufrecht zu halten. Dass dieser permanente Dauerdruck nicht nur Kräfte zehrt, sondern krank macht, musste er am eigenen Leib erfahren. Nun tritt er entkräftet zurück.
Wir wünschen Josef Annen rasche Genesung und neue Lebensfreude in ruhigeren Gefilden, wo der goldene Herbst seine schönen Seiten zeigt. Diese Seiten gibt es im übertragenen Sinn auch in unserer Kirche. Nur gehen sie leider oft im Sturmgeheul unter. Aber es gibt sie! Gott sei Dank – und ein Stück weit auch dank Josef Annen. Herbstzeit ist auch Erntedank-Zeit! Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding und der Doyen der Dekane, Hugo Gehring, würdigen sein Engagement auf unserer Homepage.
Aufhorchen lässt uns wieder einmal Papst Franziskus, einige hat er wohl regelrecht aufgeschreckt. Im Dokumentarfilm „Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski, der auf dem Filmfestival in Rom präsentiert wurde, sagt er doch tatsächlich im Hinblick auf die gesetzliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften: „Homosexuelle sind Kinder Gottes und haben ein Recht auf eine Familie“.
„Ehe für alle“ ist zwar in unseren Breitengraden längst gesetzliche Norm, aber in vielen Ländern der Welt überhaupt nicht, im Gegenteil. Auch nicht in Ländern, die sich als „katholisch“ verstehen. Insofern bedeutet das Wort des Papstes schon eine kleine Revolution. Einmal mehr fragt man sich aber, warum er so etwas in einem Film sagt, nicht an einer Bischofssynode oder in einer Enzyklika.
Und was genau meint er mit „Familie“? Auch ein Adoptionsrecht? Für uns als Kirche eine besonders drängende Frage: Warum darf dann ein homosexuelles Paar nicht kirchlich gesegnet werden? Trotzdem bin ich dem Papst dankbar, denn er ermöglicht so zumindest eine offene Diskussion in der Kirche und damit auch eine Meinungsvielfalt, die andere nur zu gern verbieten wollen.
Meinungsvielfalt herrscht auch gegenüber der Konzernverantwortungsinitiative, über die wir bald abstimmen. Doch hier wird die öffentliche Debatte zunehmend gehässiger und polemischer. Statt Argumente auszutauschen, bestimmen zunehmend Fake News die Schlagzeilen der Gazetten. Vor allem die komplett faktenfreie Behauptung etlicher Initiativgegner, die Kirchen finanzierten diese Kampagne mit Kirchensteuermitteln.
Ich kenne keine einzige kirchliche Körperschaft, welche auch nur einen Rappen Steuermittel für die Kampagne ausgegeben hat. Klar, viele kirchliche Persönlichkeiten bis hin zu den Bischöfen unterstützen ideell das Anliegen – hoffentlich auch! Schliesslich geht’s um Menschenrechte und Gerechtigkeit. Wo, wenn nicht hier, müssen Kirchen Stellung beziehen. Gerade heute hat das auch die bischöfliche Kommission Justitia et Pax getan. Aber was die Stimmbürger am Schluss ankreuzen, das ist ihrer eigenen Vernunft und ihrem Gewissen überlassen. Doch wenn die Argumente ausgehen, sind Polemik und Fake News nicht nur in den USA willkommene Ablenkungsmanöver.
Im Hinblick auf die positiven Umfrageergebnisse zur Initiative dürften die Kirchen in den nächsten Wochen noch einiges mehr an Gehässigkeiten über sich ergehen lassen müssen. Leider auch aus gewissen kirchlichen Federn.
Kompetenz und Objektivität sind Qualitätsmerkmale der Religionssendungen des Schweizer Fernsehens und Radios. Nun soll auch hier der Sparhammer angesetzt werden: Die Sendezeit für journalistische Religionssendungen im Radio wird drastisch reduziert.
Es geht nicht darum, dass alles so bleiben muss, wie es immer war. Wie alle Medien muss auch SRF seine Sendungen immer anpassen. Aber wenn das im Rahmen einer gewaltigen Sparaktion verkündet wird, läuten die Alarmglocken. Hier geht es wohl nicht nur um einzelne Sendungen, sondern um Personalabbau. Und das heisst Abbau von Fachkompetenz. Das katholische Medienzentrum will diesen befürchteten Kahlschlag mit einer Petition verhindern. Fast 2400 Personen haben bereits unterzeichnet, darunter Christen, Juden, Muslime und generell Interessierte an seriöser Religions-Berichterstattung. Hier können Sie die Petition unterzeichnen.
Mit dem Herbst neigt sich auch das alte Jahr langsam dem Ende entgegen. Zeit, sich um einen Kalender fürs neue Jahr zu kümmern. Wie wäre es mit dem Kalender der Religionen mit vielen eindrücklichen Bildern und noch mehr Informationen zu religiösen Festen und Riten aus den verschiedensten Kulturen? Sie können ihn für 15 Franken bei Iras Cotis bestellen. Oder mit Glück und Schnelligkeit ein Gratisexemplar unter info@zhkath.ch erhalten. Es gibt zwei Stück für die ersten beiden, die sich melden.
Es kommen nun ja auch wieder die abendlichen Stunden daheim unter der Kuscheldecke. Gern auch mit einem guten Buch (und einem Glas Wein). Da kann ich Ihnen nur das neueste Werk von Mönch Martin Werlen empfehlen „Raus aus dem Schneckenhaus!“ Vorsicht: Man könnte verführt werden, sich selbst zu hinterfragen. Aber das kann durchaus heilsam sein.
Ich wünsche Ihnen allen ein erholsames Herbstwochenende, vielleicht mit einem Spaziergang durch den modrig duftenden Wald. Vielleicht sind Sie wie ich ein Pilzliebhaber. Dann passen Sie gut auf. Nicht alles, was sich aus dem Moder ins Licht der Öffentlichkeit reckt, ist auch geniessbar.
Ihr Simon Spengler
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Es ist wenig überzeugend, wenn Kirchen von der SRF etwas verlangen, wozu sie selber in derselben Situation ausserstande sind. Wunder zu vollbringen gehört nicht zur Kompetenz der SRF, wohl aber der Kirchen oder alles nur erfunden? Gegenseitiges Verständnis und die Hoffnung auf bessere Zeiten wäre angebrachter!
Da wird ein gewisser Herr Kopp glorifiziert und dabei verschwiegen, dass er erst kürzlich vor dem Obwaldnergericht strafrechtlich wegen übler Nachrede verurteilt worden ist. Und der Clou dabei, indem er sich weigerte an die Verhandlung zu gehen, just eine Gesprächsverweigerung zu begehen.
Eine solche Gesprächsverweigerung werfen Sie, Herr Spengler, - entgegen jeglicher journalistischen Sorgfalt - einem eigenen Bischof in Chur vor und zeigen wie mit zwei Ellen gemessen wird.
Unterschlagen hier die Tatsache, dass die genannte Gruppe der Seelsorgerinnen und Seelsorger dem Bischof Vorbedingungen für das Gespräch stellt, die aus kirchenrechtlichen Gründen nie und nimmer akzeptiert werden können. Nachzulesen über Ihren im Artikel aufgeführten Link über die öffentliche bischöfliche Stellungnahme vom 20.10.2020.
Es täte gut jene Brüderlichkeit, die mit ‚Fratelli tutti‘ des Papstes Franciskus angesprochen wird, im Haus der Kirche Christi gelebt würde.
Das wäre wohltuend und aufbauend.
N.B.
Zum Nichterscheinen Kopp‘s vor Gericht, machte er öffentlich einen seelsorgerischen Auftrag zu diesem Gerichtstermin geltend. Wies aber die Möglichkeit der anwaltliche Vertretung vor Ort zurück, um möglichst eine Verjährung der Klage zu erreichen.
Es ist zunächst Bischof Peter, der den Dialog verweigert und nicht bereit ist zu hören, was (noch) engagierte Katholiken zu sagen hätten. Sie werden disqualifiziert als Pressure Group und abgefertigt mit Paragrafen aus dem Kirchenrecht. Dialog wird nicht geführt, denn die Bedingungen des Bischofs müssen zunächst eingehalten werden, wie zu den Zeiten, als Könige noch herrschten. Auf die klar lokalisierten „Bösen“ ist nicht einzugehen. Denn sie sind es, die „Hass, Spaltung und Verleumdung“ streuen. So einfach ist die Welt in Chur, abgewandt von den tatsächlichen Realitäten in der zurzeit stark und vielfach gebeutelten Welt und in den Kirchgemeinden. Eine Meisterleistung elitärer Abgehobenheit!
Einigen Herren des Bistums scheint es offenbar auch egal zu sein, dass sich viele von der Katholischen Kirche abwenden. Hauptsache sie gehören zum Kreis der Seligen, die wissen, wo Gott hockt.
Felix Caduff, Präsident der Katholischen Synode im Kanton Zürich
Nicht der Bischof stellte Vorbedingungen, sondern diese kleine Gruppe nur über das zu reden, was ihnen genehm ist. Das aber kann in der Kirche nicht spielbar sein, weil das dem Lehramt vorbehalten ist und kanonisches Recht betrifft.
Als Präsident der Synode sollten Sie das wissen und sich im Ton mäßigen, denn der größte Teil der Gläubigen steht zum Bischofamt und der Lehre der Kirche.
In brüderlicher Ermahnung
Styger Emil
Kommentare anzeigen