Los jetzt, freut Euch!
Das ging aber zackig! In den letzten Tagen und Stunden der Umfrage zum synodalen Prozess schlossen noch hunderte von Gruppen ihre Antworten ab und trieben damit die Zahlen raketenmässig in die Höhe. Am Schluss zählte GFS Bern 1246 Gruppen mit insgesamt 7987 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. «Die Resonanz ist eine gute Basis für die weiteren Schritte», heisst es gross auf der Kampagnenhomepage «Wir sind Ohr». Die Auswertung für die einzelnen Bistümer folgt im Januar. Gerade berauschend wirken 8000 Teilnehmende ja nicht gerade.
Wie viele Katholikinnen und Katholiken hat es in den drei Bistümern Basel, Chur und St. Gallen gleich nochmal, etwa 1,6 Millionen? Und wer sich an die Umfrage zu «Ehe, Familie und Partnerschaft» 2014 erinnert, weiss, dass sich damals rund 25‘000 Personen aus allen Diözesen beteiligt haben. Rechne, wer will, mir gibt der eklatante Unterschied zu denken. Den Bischöfen hoffentlich auch.
Mit einer gemeinsamen Erklärung zum synodalen Prozess zu Wort gemeldet haben sich auch 75 Synodale. Sie begrüssen Erneuerungen und vor allem Änderungen in der Haltung von Kirchenverantwortlichen wie auch in kirchlichen Strukturen. Nur so werde die Glaubwürdigkeit des synodalen Prozesses hergestellt, eine Basis für eine echte Partizipation gelegt und ein Dialog mit Gesellschaft und Politik ermöglicht. Gebührende Wertschätzung sowie eine Aufwertung der Mitsprache- und Entscheidungskompetenz fordert der kantonale Seelsorgerat ebenfalls in einer Erklärung ein, die an den Bischof und die Bischofskonferenz geht.
Vor ein paar Jahren hat der heutige Synodale Michael Lindner eine 48-seitige Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof in München eingereicht, weil er als Ausland-Bayer für ein politisches Amt kandidieren wollte. Ob er sein Ziel erreicht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Dafür beschäftigt ihn jetzt eine andere Kandidatur, bzw. Wahl, nämlich diejenige von Martin Stewen für den Synodalrat. Rekurse und Beschwerden entsprechen grunddemokratischen Vorgängen, auch wenn der mit grosser Mehrheit gewählte Priester sein Amt noch längere Zeit nicht antreten kann. Im Interview erklärt Lindner seine Überlegungen und argumentiert: «Ich habe kein Problem, wenn Priester und Diakone als Minderheit besonders geschützt sind». Wenn ich dies lese, bin ich froh, kein Kleriker zu sein. Wer sich nämlich der Wahl stellt, muss sich fragen, ob es um seine Person und Kompetenz geht oder um Artenschutz. Um Letzteres zu unterstützen, kann ich unabhängig von Weihestatus beim WWF Mitglied werden.
Am 6. Dezember war nicht der Samichlaus die Überraschung des Tages, sondern die Information zum Pilotprojekt mit dem Auftrag an zwei Forscherinnen der Uni Zürich, die Aktenlage von sexuellen Übergriffen im Umfeld der Katholischen Kirche in der Schweiz seit den 1950er-Jahren bis heute zu untersuchen. Damit ist der Startschuss gegeben, dass alle Bischöfe den Worten Taten folgen lassen können, alle Akten und Archive für die Forscherinnen öffnen und sie ihre Arbeit tun lassen. Im Tagesanzeiger-Interview lässt aber Forscherin Monika Dommann durchblicken, dass sie Erfahrungen hat, dass «bei heiklen Themen oftmals die Bereitschaft nicht gross ist, sich der Vergangenheit zu stellen»
und sie rechne schon fast damit, dass Akten verschwinden oder die Archive nicht überall geöffnet werden.
Sollte sich diese Vermutung bewahrheiten, braucht es dann weit konsequentere und überzeugendere Massnahmen als eine Standpauke vom Samichlaus (der ja selber auch Bischof war) und die Fitze vom Schmutzli. Als ich früher selber als Samichlaus unterwegs war, machte ich jeweils eine Qualitätskontrolle, ob die Abmachungen vom Vorjahr auch umgesetzt worden sind. Das verblüffte die Eltern meistens mehr als die Kinder. Machen wir doch das gleich bei den Bischöfen: 2019 habt ihr alle in eurer Konferenz beschlossen, dass jedes Bistum einen Präventionsbeauftragten braucht. Zwei Jahre später haben das noch nicht alle umgesetzt. Schmutzli? Schmutzli?! Hat jemand den Schmutzli gesehen? Ah, er ist schon unterwegs…
Der Wochenrückklick (sic!) hat mir nicht nur den Schmutzli, sondern auch Schmunzeln gebracht. So etwa in der Kummerspalte des Psychoanalytikers Peter Schneider, der sich hingebungsvoll dem Problem eines Konfessionslosen R.C. widmet. Der will wissen, wie er die «besinnlichen» Tage unbeschadet überstehen kann. Bevor Sie jetzt den Kopf schütteln: Wissen Sie, um was es beim Transsubstantiationsstreit geht? Oha! Lesen Sie Schneiders Antwort und Sie sind gewappnet, wenn ein Konfessionsloser Sie in eine Diskussion verwickelt…
Und wenn Sie bei der Frage nach dem Inhalt des «Hochfestes der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria» (8. Dezember) auch nur eine Sekunde zwar katholisch sozialisiert, aber dennoch unwissend innerlich zusammenzucken, dann machen Sie doch heimlich das Quiz zu diesem Fest. Kann nicht schaden. Und bei einer Umfrage auf der Strasse oder einer Diskussion mit Herrn R.C. können Sie dann brillieren statt sich zu blamieren.
Am 12. Dezember hätte wie jedes Jahr das Friedenslicht aus Betlehem mit dem Schiff am Bürkliplatz in Zürich ankommen sollen. Ja, hätte. Zwar hat es Corona nicht geschafft, das Friedenslicht auszuhusten, aber aus epidemiologischen Gründen ist der Anlass abgesagt. Abholen können Sie das Friedenslicht ab 17 Uhr bei der Jugendseelsorge, Auf der Maur 13, ein paar Schritte oberhalb des Central. Hier findet auch ein Kerzenverkauf statt.
Wenn Sie am Wochenende in den Gottesdienst gehen, wundern Sie sich sie nicht: Der Liturge wird ein rosa Messgewand tragen und der Sonntag hat sogar einen eigenen Namen «Gaudete» – «Freuet euch». Mit dem 3. Adventssonntag ist der Bergpreis geschafft und nun geht es rassig dem Weihnachtsfest entgegen. Weil bereits der Festglanz von Weihnachten aufleuchtet, ist das fastenzeitliche Violett (ja, früher war die Adventszeit tatsächlich auch eine Fastenzeit…) aufgehellt. Sollte Herr R.C. auf dieses besinnliche Wissen verzichten wollen, wird er sich möglicherweise wieder lieber der Zeitungslektüre widmen. Nehmen Sie es dann nicht persönlich. Geniessen Sie das Besinnliche. Und bleiben Sie gesund.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten und gfreuten Gaudete-Sonntag – und ein Friedenslicht, das ganze Jahr für Sie leuchtet.
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Sie können den Newsletter hier abonnieren
Kommentare anzeigen