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Hirn und langer Schnauf

Informationsbeauftragter des Generalvikariates bis Ende April 2023
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
Ach du heiliger Strohsack! Da zeigte die Schweizer Fussballnationalmannschaft dem BAG noch vor ein paar Tagen die kalte Schulter, als es um die Frage des Mitwirkens für eine Impfkampagne ging.
03. September 2021

Wie monetarisiert dann die Aussage zu verstehen ist, das BAG könne Sponsoringpartner werden, bleibe hier mal unkommentiert, da umstritten. Kurz darauf dann aber der Knaller, nicht an die Latte, sondern mit Corona: Captain Granit Xhaka ist zweimal positiv getestet und macht unfreiwillig beste Werbung für die Impfkampagne. Hätte er seiner Sportlerschulter zwei kleine Piks zugemutet, könnte er draussen auf dem Platz Fussball spielen statt in der Isolation die Qualispiele gegen Italien und Irland im Fernsehen anzuschauen. Und auch das mit dem Vorbildcharakter geht glaubs bitzli anders. Auf den Punkt gebracht hat es gestern im Zug ein Mitreisender, der seinen Nachbarn fragte: «Was isch für en Tschütteler wichtiger: Hirni oder Lunge? Und was geföhrdet de Tschaka grad? Scho no blöd, gäll!» Xhaka und allen anderen wünsche ich einen milden Verlauf der Krankheit.

 

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Hätte Xhaka nur auf den Fussballfan Franziskus gehört. Dieser hat nämlich vor zwei Wochen eine internationale Impfkampagne mit einem Aufruf zum Mitmachen unterstützt und betont, sich impfen zu lassen habe etwas mit Liebe zu tun: mit Liebe zu sich selbst, Liebe gegenüber Angehörigen und Freunden. Angesichts der hohen Fallzahlen und wieder vollen Intensivstationen wohl nicht die schlechteste Idee. Womit wir also bei Papst Franziskus angekommen wären und seinem Video mit dem Gebetsanliegen im Monat September: Das Gebet um einen umweltbewussten nachhaltigen Lebensstil.

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Wörtlich sagt er: «Beten wir, dass wir alle mutige Entscheidungen, das heisst die für einen einfachen und umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil notwendigen Entscheidungen, treffen und uns über die jungen Menschen freuen, die sich bereits für diese Veränderung einsetzen.»

Word, lieber Papst Franziskus, Word! Ich kenne viele Katholikinnen und Katholiken, die sich ebenso engagiert für dieses Anliegen einsetzen, wie sie mutige und notwendige Entscheidungen für Veränderungen in der Kirche einfordern. Ich befürchte: Hier braucht es noch einen langen Schnauf.

Da wären zum Beispiel die sechs frisch diplomierten Katechetinnen, die nach einer mehrjährigen Ausbildung vor einer Woche den Fachausweis Katechese entgegennehmen durften. Wir gratulieren diesen Frauen und freuen uns, dass sie sich an der Basis für eine lebendige Kirche einsetzen.

 

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Apropos Kirche: Wem gehört die eigentlich? Diese Frage beleuchtete Daniel Bogner, Professor für Moraltheologie und Ethik an der Universität

Freiburg i. Üe. an der Generalversammlung des Vereins tagsatzung.ch. Mit Blick auf die Kirchenkrise stellte er fest, dass eine notwendige Erneuerung ohne Chance sei, solange die biblisch nicht begründbare hierarchische Struktur bestünde. Einen Ansatz zur Lösung sieht er durch pastoralen Ungehorsam mit ein paar Schritten zur Seite. Und: Die Schweizer Kirche soll Sondertraditionen in Weltkirche einbringen.

Walter Ludin hat den Vortrag zusammengefasst. Gespannt schaue ich auch der «Synode 22» entgegen. Der Verein will 50 Jahre nach der Synode 72 am 11. Juni 2022 in Zürich eine Veranstaltung organisieren «im Zeichen einer «gefährlichen Erinnerung» an die uneingelösten Beschlüsse und Empfehlungen dieser grossangelegten Versammlung der Schweizer Katholiken (1972 bis 1975).»

 

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Nicht eine gefährliche Erinnerung, sondern ein «besinnliches und heiteres Gedenken» hatte sich der vor einigen Monaten verstorbene Theologe Hans Küng gewünscht. Diesem Wunsch kommen die Stiftungen «Herbert Haag – für Freiheit in der Kirche» und «Weltethos Schweiz» mit einer Gedenkfeier nach, die heute ab 17.30 Uhr bis 19.00 Uhr, auf SRF info übertragen wird.

 

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In Glarus findet am Sonntag die Landsgemeinde statt und die hat es in sich. Es steht eine Vorlage zur Abstimmung mit der die Kirchensteuern juristischer Personen abgeschafft werden soll. Ob die Abstimmenden sich bewusst sind, welche Leistungen von gesamtgesellschaftlichem Interesse die Kirche mit dem Beitrag aus diesen Steuern leistet? In etlichen Kantonen ist eine Abschaffung abgeschifft. Trotzdem ist Generalvikar Luis Varandas gespannt, was in Glarus in urdemokratischer Form entschieden wird. Sicher ist heute nur eines: Die Kirche wird an den Brennpunkten des Lebens präsent bleiben.

 

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Sehr versteckte Brennpunkte des Lebens kennen spezialisierte Beratungsstellen in der Schweiz wie etwa FIZ, die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration.
Diese Woche teilten sie mit, dass sie im letzten Jahr über 500 Opfer beraten und betreut haben. 176 von ihnen haben sie als Opfer von Menschenhandel identifiziert. Grossmehrheitlich Frauen sind in der Prostitution ausgebeutet worden. Und, was vielen von uns kaum bewusst sein dürfte: ein Drittel der Opfer sind als Arbeitskraft in privaten Haushalten, in der Gastronomie, in Nagelstudios oder im Baugewerbe eingesetzt worden. Die Spezialistinnen sprechen mit diesen Zahlen von der Spitze des Eisbergs. Das macht nachdenklich und ich frage mich: Könnte dies auch in meiner Nachbarschaft sein? Zum Glück gibt es die mutigen Fachfrauen der Beratungsstellen wie der FIZ. Und dank der Kirchensteuern hat die katholische Kirche im Kanton Zürich die Möglichkeit, die FIZ finanziell zu unterstützen.

 

Lassen Sie gesunden Menschenverstand walten, bleiben Sie aufmerksam, unbequem, katholisch und gesund. Ich wünsche ihnen einen gesegneten Sonntag.

 

Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.