Heute ist (St.) Joseph(f)-Tag!
Ein guter Tag für uns Katholikinnen und Katholiken: der Heilige Joseph/f gilt als besonnener Mann, der schwierige und unklare Situationen aushält und ist so natürlich bestens geeignet als eine Art «Götti» und Weihepate für den neuen Churer Bischof Joseph Bonnemain. An ihn richten sich neben vielen aufmunternden, unterstützenden und bestätigenden Wort auch sehr hohe Erwartungen – wie Sie unserer digitalen Pinnwand bischofswuensche.ch entnehmen können. Eine fast übermenschliche Aufgabe stehe ihm bevor, heisst es in der NZZ von gestern.
Mit einem durch den Kanton genehmigten Schutzkonzept können heute 114 Menschen beim Weihegottesdienst vor Ort dabei sein, inklusive der Mitwirkenden. Gestern lieferten Floristen Frühlingsblumen. Am Vormittag probten die wichtigsten Akteure einen Durchlauf, das Fernsehen RSI hatte bereits vor einigen Tagen die Kameras installiert. kath.ch überträgt den Weihegottesdienst – unterstützt vom Fernsehsender RSI. Auch Radio Maria und Radio Gloria übertragen den Gottesdienst ab 16 Uhr. Sie haben also mehr als genug Möglichkeiten teilzunehmen – andächtig und doch gemütlich von zu Hause aus. Wärmer als in der Kathedrale ist es sicher.
Joseph und Josef, Josephina und Josefa, Jo und Jo: Sich liebende Paare jedweder Kombination gibt es auf dieser Welt. Für solche, die im katholischen Glauben zu Hause sind und dennoch keine Partnerschaft oder Ehe zwischen Mann und Frau leben, war eine Meldung von Montag aus dem Vatikan ein (erneuter) Schlag ins Gesicht. Gleichgeschlechtliche Beziehungen könnten nicht gesegnet werden, da Gott nicht «die Sünde segnet». Eine Moral-Theologie aus dem Mittelalter steht Pate. Diese Haltung wurde nicht nur in der breiten Öffentlichkeit (SRF online sprach von Tausenden Kommentaren!), sondern auch aus kirchlichen Kreisen wie von verschiedenen Bischöfen wie Bischof Felix Gmür kritisiert. Auch die katholischen Jugendverbände Jubla, Pfadi und die Organisation der Minis reagierten: «Wieder einmal wird die Kirche hinter dicke Mauern zurückgeworfen, die scheinbar den Blick in eine freie, fröhliche, liebende Welt verstellen – viel weiter zurück, als wir sie zu stehen glaubten», und fordern alle in der katholischen Kirche auf, ihren Einfluss geltend zu machen und schliessen: «Wir danken allen, die nicht nur Strassen, Autos, Tiere und Rosenkränze segnen, sondern auch die Liebe zwischen Menschen.»
Aus Protest trug Meinrad Furrer, Seelsorger bei kirche urban, diese Tage die Regenbogen-Maske in Tram und Bus: «Zum Glück segnet Gott, und nicht die Kirche!», kommentierte er das veröffentlichte Bild.
Josef, Maria und Jesus! Die heilige Familie als idealisierte bürgerliche Kleinfamilie gilt so langsam als Auslaufmodell – auch im heute beginnenden Jahr der Familie. Ein Video hat das Bistum St. Gallen dazu heute veröffentlicht. Arbeitstitel: «Familie – nicht immer heile Welt, aber immer heilig». Wer Familie hat, weiss: Es wird auch mal geflucht, Türen geknallt, sich geärgert, aneinander gerieben. Familie ist es dennoch – oft auch heilig. Die Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz hat dazu eine Broschüre erarbeitet, die sich an «Menschen in vielfältigen Lebenssituationen» wendet. Sie heisst: «Paare und Familie. Kirche und Pastoral betreten heiligen Boden.» Diese kann per Mail unter generalvikariat@zhkath.ch bestellt werden.
Zum Josef-Tag heute startet auch eine neue Online-Plattform: coronagedenken.ch. Hintergrund ist eine Aktion der europäischen Bischöfe, nach der an jedem Tag der Fastenzeit Corona-Gedenkgottesdienste gefeiert werden sollen. Am 29. März ist es in der Klosterkirche Einsiedeln soweit. Da um 11.15 Uhr aber wenige junge Menschen teilnehmen können, haben verschiedene Jugendverbände und City-Pastoral-Teams den Anlass kurzerhand verschoben - auf den Abend und ins Netz. Ab 20 Uhr gibt es an diesem Montag in 10 Tagen einen Online-Gottesdienst mit Bischof Felix Gmür. Bereits heute werden Corona-Wünsche, Hoffnungen aber auch der Frust über die Einschränkungen auf coronagedenken.ch gesammelt.
«Ein schöner Josefstag ein gutes Jahr verheißen mag», besagt eine alte Bauernregel. So beten wir doch alle für (mindestens) fünf gute Jahre mit unserem neuen Bischof Joseph und hoffen auf Gottes Segen!
Herzlich Kerstin Lenz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Geschichtsklitterung und Tatsachenverdrehung bezüglich gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen
Im Tätigkeitsprogramm 2020-2025, wofür die reformierte und die katholische Kirche jährlich 50 Mio. CHF staatliche Kostenbeiträge erhalten, schreiben diese quasi als Versuch den Geldfluss zu legitimieren:
Kirchen würden im kulturellen Kontext entstandene Werte vermitteln, weshalb sie hier einen wichtigen Beitrag leisten würden. Denn nur, wer die Quellen kenne, aus denen sich die in unserer gesellschaftlich anerkannten Werte speisten, könne sie nachhaltig vermitteln. Gerade auch einer sich als säkular verstehenden Gesellschaft komme es zugute, wenn sie sich regelmässig die Fundamente vergegenwärtige, auf denen sie stehe.
Warum diese Geschichtsklitterung? Gerade die kirchliche Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gehört zu diesen „kulturellen Kontexten“. Diese Ablehnung hat jedoch den Anschluss an die Werte der säkularen Gesellschaft längst verloren. Die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen speist sich eben gerade nicht aus kirchlich-religiösen, sondern aus säkulargesellschaftlichen Quellen (Aufklärung, Vernunft, Humanismus) und die heutige Offenheit der Kantonalkirchen diesbezüglich ist ein Trittbrettfahren auf dem Zug der säkularen Gesellschaft. Es besteht also bei der Gesellschaft und sogar bei den Kantonalkirchen kein Bedarf an anschlussunfähige, kirchlich-religiöse Quellen erinnert zu werden.
Es ist aus säkulargesellschaftlicher Sicht entttäuschend und entlarvend: Wenn es um Privilegien, insbesondere um viel Geld geht und den Kantonalkirchen ins Konzept passt, identifizieren sich diese mit der Romkirche und distanzieren sich von der säkularen Gesellschaft. Sobald die Privilegien gesichert sind, machen sie eine 180-Grad Kehrwende: Sie distanzieren sich von ihrer Kirche und identifizieren sich mit der säkularen Gesellschaft. Dieses Vorgehen ist orientierungslos und unglaubwürdig und damit auch der Rechtfertigungsversuch staatlicher Kostenbeiträge.
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