Film ab!
Voller Erleichterung und maskenfrei, da 3G-Regime, konnten die Kirchen und ihre Gäste aus Film, Kultur und Politik den Filmpreis der Kirchen feiern. Christian Jungen, Direktor des Zurich Film Festivals, machte seine Aufwartung und outete sich als perfekt ökumenisch. Die erste Hälfte des Lebens war er katholischer Reformierter, die nächste Hälfte werde er als reformierter Katholik unterwegs sein. Er wünschte sich und den Kirchen, mehr bewegte Bilder: «Jesus würde twittern und einen Youtube-Kanal haben.»
Die Kirchenjury zeichnete den Film «La Mif» in Anwesenheit von Regisseur Fred Baillif und Kamera-Direktor Joseph Areddy aus. Der Film spielt in einem Heim für Mädchen und schnürte mir zuweilen ob seiner Direktheit zum Thema sexueller Missbrauch in der Familie die Kehle zu. Die Jury begründet ihre Wahl: «Der Film gibt den Frauen, die sonst nicht gesehen werden, Visibilität. Er hebt mit einer dringlichen Stimme die Wichtigkeit solcher Institutionen für unsere Gesellschaft hervor. In ihnen finden die jungen Menschen trotz allen Widrigkeiten und traumatischen Erlebnissen einen sicheren Raum.»
Auch Regisseur Baillif, der mit seiner Frau Rebecca und zwei kleinen Kindern zur Preisverleihung aus Genf anreiste, sieht klare Bezüge zur Kirche: «Mit meinen Filmen leiste ich Sozialarbeit – es geht ums Teilen ohne zu urteilen. Die Grundlagen der sozialen Arbeit stammen von der Kirche.»
Klappe, die zweite: Zu den drei Musketieren mutierten diese Woche drei Bischöfe – zwar fechten sie nicht mit dem Florett, ziehen aber an einem Strick! Die Bischöfe Markus Büchel, Felix Gmür und Joseph Bonnemain eröffneten den synodalen Weg in den Bistümern Basel, St. Gallen und Chur. «Wir sind ganz Ohr», sagen die drei Musketiere… ähh Bischöfe. Was genau das heisst, sagt Bischof Bonnemain im Interview.
Ein richtig guter Film braucht natürlich den fiesen Gegenspieler – bei den drei Musketieren ist das der Kardinal Richelieu. Hier meldet sich Domherr Martin Grichting aus Deutschland und schiesst in der Tageszeitung «Die Welt» (Artikel hinter der Bezahlschranke) gegen den synodalen Weg. Grichting kommentiert: «Vordergründig geht es dort um Theologie. Letztlich aber ist es der Versuch, die Mehrheitsfähigkeit der Kirche zu erhalten – und damit ihre finanziellen Privilegien.» Ah ja – die alte Leier rund um Kirchensteuern habe ich nicht vermisst, seit es ruhiger geworden ist um den ehemaligen Generalvikar im Bistum Chur.
Schön, dass die deutschen Kirchenfrauen auf Zack sind und postwendend reagieren. Claudia Lücking-Michel schreibt als Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: «Es ist absurd zu behaupten, die Synodalversammlung tage nur, um die Finanzlage der Kirche zu verbessern und sich des Wohlwollens staatlicher Stellen zu versichern. Stattdessen geht es um existenzielle Fragen der Glaubwürdigkeit des Christlichen in einer demokratischen Gesellschaft. Und es geht für viele Synodale um die Frage, dass sie Glaube, Leben und Engagement in Kirche und Gesellschaft künftig nicht mehr unter einen Hut bringen können, wenn kirchliche Machtmechanismen sich nicht ändern.»
Also jetzt der Aufruf: Greifen Sie ein und nehmen Sie teil bei Wir sind ganz Ohr!
Wenn ein Motorradfahrer knapp über die Madonna-Statue einer Prozession im pittoresken süditalienischen Ort Matera fliegt – dann sind wir mitten im Film und zwar im neuen «James Bond – No time to die»! Dem Zurich Film Festival ist ein Coup gelungen: Es konnte den Film diesen Dienstag fast zeitgleich mit der Premiere in London zeigen.
Das Örtchen Matera, das die Hauptrolle in den ersten 30 Minuten des neuen Bond-Films spielt, blickt auf eine lange Film-Geschichte zurück: Hier drehte schon Pier Paolo Pasolinis «Il Vangelo secondo Matteo» (Das Erste Evangelium nach Matthäus, 1964) und Mel Gibsons seine «The Passion of the Christ» (2004). Auch Milo Raus Film «Das neue Evangelium» entstand in Matera. Ist ja nichts Neues, dass Filme Geschichten aus der Bibel aufnehmen – und der Filmort Matera scheint sich dafür bestens zu eignen. Filmauskenner und Theologe Charles Martig von kath.ch hat den neuen Bond-Film schon gesehen und analysiert: «Man kann den neuen James Bond als ein Passionsspiel eines Frühpensionierten im Mainstream-Kino lesen.»
«The End»: Für diese Woche ist auskommuniziert, jetzt wird nur noch konsumiert – wie wäre es zum Beispiel mit dem neuen James-Bond-Film? Ich bin wirklich kein Fan, aber ich wurde am Dienstag bestens unterhalten. Wenn nur nicht die Stühle im frisch renovierten Kongresshaus Zürich so unbequem gewesen wären….
Mir bleibt, Ihnen (und meinen müden Knochen) ein ruhiges oder anregendes Wochenende (ganz wie beliebt) inklusive eines gesegneten Sonntags zu wünschen. Ihre Kerstin Lenz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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