Familienbande
Alle, sowohl der wenig kirchliche Familienteil aus der ehemaligen DDR wie auch der katholische Zweig aus dem deutschen Emsland, waren voll des Lobes über den kindgerechten und schönen Gottesdienst von Pfarrer Gregor Piotrowski. Herzlichen Dank dafür! Meine Nichte sass aufrecht und konzentriert in der Bank, genoss die Anspielung auf ihre zwei grossen Brüder, die sie oft strapazieren, und das grandiose Gefühl, absolut im Mittelpunkt zu stehen. Und alle anderen freuten sich einfach mit!
Ein Familienfest mit seiner Frau unbeschwert feiern – das war für Jakob Vieli sicher Zeit seines Lebens unmöglich. Er war Priester im Ruhestand und geliebter Ehemann – ja, Sie haben richtig gelesen. «Das wichtigste im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen», mit diesem Text in der Todesanzeige verabschiedet sich seine Ehefrau und (ja, blödes Klischee) langjährige Haushälterin von ihm. Jakob Vieli – unter anderem war er Priester in Herz-Jesu in Zürich Oerlikon – hat im Ruhestand im St. Gallischen still, leise und heimlich geheiratet. Kath.ch erzählt die Geschichte… und Bischof Joseph Bonnemain? Er kondoliert der Witwe – wie auch Bischof Markus Büchel.
Ein grosses Fest feierten die katholischen Kantone gestern offensichtlicher als wir hier in Zürich: Fronleichnam. Auf meiner Agenda: Im nächsten Jahr an Fronleichnam in den Appenzell reisen und dort die Fronleichnams-Tradition bestaunen, die Bilder von dort machen Lust auf dieses Fest! Auch auf der Agenda: mal wieder mit der Familie dem Kloster Fahr einen Besuch abstatten…
Dort gibt es neu den Laudato Si`-Garten. Den bestehenden, schon immer wunderschönen Klostergarten hat die Novizin Judith Samson «aufgepimpt» mit Schildern, die die Pflanzen benennen, sowie Texten aus der Papst-Enzyklika «Laudato Si`» und dazu passenden Worten der Kloster-Dichterin Silja Walter.
Sogar der Vatikan lobte per Brief den Garten… erhält aber im Gegenzug nicht nur Lob für sein erneuertes Strafgesetzbuch, das er am 1. Juni erlassen hat. Weshalb die Kirche ein eigenes Strafrecht braucht, erklärt uns Kirchenrechtler Stefan Loppacher und zeigt weiterhin bestehende Lücken auf. Sein Fazit zum neuen kirchlichen Strafgesetzbuch: «Echte Bereitschaft, aus der eigenen Vergangenheit zu lernen und Betroffene endlich ernst zu nehmen, sieht anders aus.» Nach der Lektüre ist die Einschätzung auch für Laien nachvollziehbar.
Paukenschlag am späten Vormittag: Gestern Abend noch hatte Satirikerin Caroline Kebekus in der Caroline Kebekus-Show Bischöfe aufgefordert, von ihrem Amt zurückzutreten. Dann machte Kardinal Reinhard Marx aus dem Bistum München Freising ernst: Er hatte bereits Ende Mai Papst Franziskus informiert, dass er auf sein Amt verzichten möchte, und malte ein düsteres Bild zum Zustand der katholischen Kirche in Deutschland. Von persönlichem Versagen und administrativen Fehlern war die Rede, aber auch von institutionellem oder «systemischem» Versagen, vom Übersehen und Missachten der Opfer.
In einem persönlichen Statement eben vor den Medien formulierte Kardinal Marx es so: «Menschen haben in der Institution Kirche Unheil erfahren. Das kann keiner ungeschehen machen. Aber die Verantwortung für die Institution Kirche selbst kann ja nur der Bischof übernehmen und so ein Zeichen setzen. Das ist mir wichtig.»
Kardinal Marx fand aber auch versöhnliche und ermutigende Worte: «Ich glaube fest an eine neue Epoche des Christentums, wenn wir Veränderungen zulassen.»
Marx Rücktrittsangebot ist ein mutiger, so noch nie dagewesener Schritt in der katholischen Kirche, auch wenn ganz klar ist: Fortsetzung folgt. Die Antwort von Papst Franziskus, ob er den Amtsverzicht von Kardinal Marx annimmt, steht noch aus.
Die Kirchen sind auch Thema einer neuen Studie des Amts für Statistik. Erkenntnis: Nicht nur Austritte schmälern die Anzahl der Mitglieder, sondern auch die Demografie. «Im Schnitt starben im vergangenen Jahrzehnt jedes Jahr fast 6'000 Mitglieder, geboren und getauft wurden aber nur halb so viele Kinder», schreibt das Amt in seiner Mitteilung zur Studie.
Zurück zum Feste feiern: Schon gleich steht das nächste Fest im kleinen Rahmen an, das für mich persönlich sehr speziell ist. Einen kleinen «Seelenstriptease» dazu habe ich im forum-Pfarrblatt hingelegt. Eine neue Zahlenkombination hat mich über alte und neue Freundinnen und Freunde nachdenken lassen, die man sich ja bekanntlich – im Gegensatz zur eigenen Familie – selbst aussuchen kann.
In diesem Sinn wünsche ich viele gelungene Feste in den nächsten Wochen mit Familie und befreundeten Menschen. Die neuen COVID-Regeln machen es ja – Gott sei Dank – möglich. Willkommen in der neuen Normalität!
Herzlich Kerstin Lenz
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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