Ein Glas auf Ingwer, den Knecht und das volle Leben
«Es hat keinen Ingwer mehr!» grenzt für die japanische Küche an eine Katastrophe und ist Synonym geworden für eine Krise. Karatelehrer Bruno Koller gehörte zu den besten der Welt. Sein Schüler und Filmemacher Fabio Biasio hat ihn im letzten Kampf begleitet – nicht auf der Matte im Dojo, sondern im Alltag. Im Kampf gegen und mit seiner Alzheimer-Erkrankung.
Der Film «Tiger und Büffel» war zum Welt-Alzheimer-Tag am 21. September zu sehen und läuft jetzt in den Kinos. Das Magazin «auguste» von Alzheimer Schweiz hat den Filmemacher interviewt. Es zeigt auch auf, was Alzheimer für Betroffene, Pflegende wie Angehörige bedeutet und informiert über Anlaufstellen wie das Alzheimer-Telefon. Alexander Bayer ist Pfarradministrator in Herrliberg und Musiker. Mit seinem Song «Du bleibst bei mir» hat er einen künstlerischen Beitrag zum Welt-Alzheimertag beigesteuert.
Nicht nur erschüttert, sondern fassungslos gemacht hat mich die Nachricht, dass mitten in der Stadt Zürich ein 20-Jähriger grundlos einen Obdachlosen erschlagen und die Tat auch noch gefilmt hat. Obwohl das Opfer sich am Rand der Gesellschaft bewegt hat, war es auf eigene Art integriert. Dies zeigen die vielen Zeichen der Trauer, die beim GZ Bachwiesen Abschied nehmen. Nicht wirklich überrascht hat das Tötungsdelikt Schwester Ariane. Sie und Pfarrer Wolf beobachten nach einer Welle der Solidarität zu Beginn der Pandemie jetzt eine zunehmende «Entsolidarisierung». Linda Koponen, Oliver Camenzind und Zeno Geisseler haben für die NZZ recherchiert (Artikel hinter Aboschranke).
Die Frage nach Sterben und Tod stellte sich auch bei der Eröffnung Zurich Film Festivals des Zurich Filmfestival mit dem Film «Und morgen seid ihr tot». Im Film geht es um ein Schweizer Paar, das auf seiner Reise durch Pakistan entführt und an die Taliban übergeben wurde. In der achtmonatigen Geiselhaft lebte es in ständiger Todesangst. Spannend zu erfahren wäre es, was die über den grünen Teppich flanierenden Promis zu Sterben und Tod denken. Da war aber kaum etwas Substanzielles zu vernehmen. Viel lieber räsonierten sie darüber, welche Filmrolle zu ihnen passt.
Der Blick weiss: Während Bundesrat Guy Parmelin sich als Spartacus sehen möchte, ZFF-Direktor Jungen von der Rolle des muskelbepackten Rambo träumt, gibt sich der einzige mit Muckis in der Runde bescheiden. Unser Bischof sieht sich als Knecht und Diener. Knechte wissen bekanntlich anzupacken und vortrefflich mit der Heu- oder Mistgabel umzugehen. Ob der Bischof im Bistum eher ans Heuen oder Ausmisten denkt? Das werde ich ihn bei nächster Gelegenheit mal fragen. Und beim Blick auf die Fotos auch, ob die Schauspielerin Paz de la Huerta am Kontakt mit dem Bischof oder eher an seinem Brustkreuz interessiert war.
Gespannt bin ich auch schon auf den Filmpreis der Kirchen, der am 30. September vergeben wird. Es sind noch Gratis-Tickets für die Vorführung am Abend vorhanden.
Kein Teppich ausgerollt wird gleichenabends für ehrenamtliche Projekte Pfarreien, aber immerhin gibt es auch da eine Preisverleihung des Wettbewerbs Freiwilligenarbeit: Am um 19 Uhr kürt das Publikum aus den eingereichten Projekten den Sieger. Klingt irgendwie sympathisch. Demokratisch. Oder doch synodal?
Womit ich dank Preisverleihung die Kurve zum Thema Synodalität auch noch gekriegt habe. Das Pastoralinstitut der Theologischen Hochschule Chur lädt ein zur Jahrestagung
unter dem Titel «Synodalität – Solidarität – Partizipation». Beworben wird diese Veranstaltung, die im November in der Paulus Akademie in Zürich stattfindet, mit einer Reihe Kurzvideos. So erklären etwa Priorin Irene vom Kloster Fahr oder Synodalrätin Petra Zermin, was sie unter Synodalität verstehen.
Vor einer Woche besuchte ich hinter dem Landesmuseum ein Konzert von Patent Ochsner. Abgesehen davon, dass ich es sehr genossen habe, dank Zertifikat wieder einmal live und mit vielen anderen zusammen einen eindrücklichen Abend zu erleben, klingt in mir heute noch einer der letzten dargebotenen Songs nach: «Für immer uf Di». da tritt der Sänger Büne Huber mit einem Glas Wein ans Mikrofon und die Besucher werden still – und dann singen sie, sich umarmend, sichtlich berührt mit.
Im Lockdown hat Moderator Reeto von Gunten jeweils am Sonntag um 10.45 Uhr diesen Song im Radio auf SRF3 eingespielt – und ich weiss von vielen, die Sonntag für Sonntag darauf gewartet haben, mitzusingen. Es ist ein Lied auf das Leben, auf alle Menschen mit grossem Herzen. Nehmen Sie sich vier Minuten Zeit. Hören Sie rein. Lassen sie sich berühren. Und widmen Sie sich dann dem, was wirklich wesentlich ist.
Ein Glas auf Sie, liebe Leserin, lieber Leser! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Und immer genug Ingwer.
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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