Die Woche der Absender
Absender Bischof zum ersten: Mit einem persönlichen Brief mit Absender Generalvikariat Zürich will Bischof Peter Bürcher für alle Mitarbeitenden in der Seelsorge in Zürich und Glarus ein Zeichen setzen.
Da er interimistisch die Verantwortung für das Generalvikariat übernimmt, arbeitet er mit dem Team in Zürich weiter, hat Aufgaben delegiert und weilt zwei Tage pro Woche in Zürich. Coronabedingt finden Gespräche zwar nur mit Maske statt, aber immerhin. Der Brief und die Botschaft sind angekommen, wenn auch nur für «alcuni mesi».
Absender Bischof zum zweiten: Nicht einen Brief, sondern Besuch von Offizial Joseph Bonnemain als vom Bischof Gesandter hat diese Woche ein Zürcher Pfarrer bekommen. Weil er es mit seinem Gewissen nicht habe vereinbaren können, Gläubige vom Gottesdienst auszuschliessen, setzte der Pfarrer auf die Eigenverantwortung der Gottesdienstbesucher und pfiff auf die geltende Maximalgrenze von 50 Personen. Umgehend reagierten der Bischof und andere Verantwortliche und stellten ihn in den Senkel.
Der steile Anstieg der Corona-Ansteckungszahlen zeigt, dass offensichtlich Eigenverantwortung nicht funktioniert. Umso mehr muss es zum Verantwortungsbewusstsein eines Pfarrers gehören, dass das eigene Beispiel und die Solidarität zählen, dass wir uns und einander schützen. Alle als Dilemma begründeten Sololäufe erweisen der Kirche einen Bärendienst, wollen wir Weihnachten gemeinsam in der Kirche feiern können.
Absender Zürcher Kirchen: Am Martinstag wurde im Grossmünster das Corona-Manifest der Zürcher Kirchen verabschiedet. Ökumenisch vereint rufen die katholische, die reformierte und die christkatholische Kirche mit Blick auf Advent, Weihnachten und das neue Jahr zu diakonischer Tapferkeit auf. Die sieben Leitsätze rufen zu aktivem Handeln auf bis hin zur Organisation einer Diakonie-Konferenz. Hier soll das Wissen von Expertinnen und Experten, Kirche und Gesellschaft in Dialog bringen.
Absender Stadtrat: Gerade mit der Corona-Pandemie rückten wieder einmal die prekären Lebensbedingungen der Sans-Papiers ins Bewusstsein. Diese Woche hat der Zürcher Stadtrat entschieden, die Züri City Card einzuführen.
Mit diesem Dokument können sich Sans-Papiers bei einer Personenkontrolle ausweisen und sie bekommen Zugang etwa zur Gesundheitsversorgung. Der Ball liegt jetzt beim Gemeinderat, und wenn alles zügig weitergeht, könnte 2025 die Züri City Card eingeführt werden.
Absender Frauen: Die Meinungsbildung im Hinblick auf die Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative läuft auch kurz vor dem Urnengang hochtourig. In einem offenen Brief gegen die KOVI fährt eine Gruppe von Frauen der Kirche an den Karren, was die Schweizer Bischofskonferenz herausfordert, als Empfänger postwendend zu reagieren mit Absender Bischof, diesmal präsidial Felix Gmür. Dieser weist die Vorwürfe zurück als «samt und sonders unhaltbar und freie, wohl abstimmungstaktische Erfindung von Kreisen, die die Initiative bekämpfen.» Geht doch, das mit den klaren bischöflichen Stellungnahmen! Davon wünsche ich mir mehr - vor allem zu Fragen, über die wir nicht abstimmen können, sondern die eine Pandemie an uns stellt.
Absender Kirchenrat: Nicht bloss hochtourig, sondern geradezu im dunkelroten Bereich drehen die Reformierten in Nidwalden. Der Redaktor des reformierten Kirchenblattes wollte in einem Pro-Contra-Artikel beide Seiten von Befürwortern und Gegnern der KOVI zu Wort kommen lassen. Der Kirchenrat erklärte dies zum Tabu und weil der Redaktor dies trotzdem thematisierte, indem er die leeren Seiten mit dem Hinweis versah «Hier hätte der Beitrag … stehen sollen.» wurde er fristlos entlassen. Der Redaktor ist weg, die Ausgabe eingestampft und die sonst so hochgehaltene reformierte Diskussionskultur im Keller. Welche Kräfte spielen da im Hintergrund mit? Ist da die Gegenkampagne über ihr Netzwerk ganz direkt am Wirken? Und wo bleibt der Aufschrei anderer reformierter Medien?
Wie gepflegte Meinungsbildung und Debattieren aussehen kann, zeigte das Pfarrblatt forum: In der einen Nummer kreuzten Bundesrätin Karin Sutter-Keller und der Unternehmer Dietrich Pestalozzi die Klingen, in der nächsten die Leserinnen und Leser in Zuschriften. Und Thomas Binotto ist immer noch Chefredaktor.
Absender Stern, Anna Stern: Die Schriftstellerin und ETH-Doktorandin hat überraschend den Schweizer Buchpreis gewonnen und alle literarischen Schwergewichte hinter sich gelassen. Ihr Roman «das alles hier, jetzt» verarbeitet die Sprachlosigkeit der Trauer in einem mutigen poetischen Experiment. Die Buchbesprechung hat mich neugierig gemacht. Und so schaue ich auf dem Heimweg noch rasch im Buchladen rein, um für eine wochenendliche Stern-Stunde aufzurüsten.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Arnold Landtwing
Informationsbeauftragter Generalvikariat
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
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