Über uns

Da haben wir den Salat

Informationsbeauftragter des Generalvikariates bis Ende April 2023
Arnold Landtwing
Arnold Landtwing
«Um einen guten Salat anzurichten, braucht man vier Charaktere: einen Verschwender für das Öl, einen Geizhals für den Essig, einen Weisen für das Salz, einen Narren für den Pfeffer.» Dieses Bonmot eines gewissen François Coppée kam mir gestern Abend beim Kochen in den Sinn – und damit mische ich diese gewürzlastige Weisheit gleich in diesen Newsletter.
06. Mai 2022

Gehörig verpfeffert hat sich dieser Tage der «Churer Priesterkreis». Obwohl er sich öffentlich nur über zwei konkrete Namen zu erkennen gibt, meldetet er sich laut zu Wort und kritisiert den neuen Verhaltenskodex, den Kantonalkirchen und Bistumsleitung kürzlich verabschiedet und als verbindlich erklärt haben. Grundsätzlich stimmt er zu, dass «der Prävention von Übergriffen eine hohe Bedeutung zukommt», moniert jedoch, dass der Verhaltenskodex mehrfach die Lehre und Disziplin der katholischen Kirche verletze. Er befürchtet auch eine institutionalisierte Doppelmoral und Heuchelei. Am Tag vor der Unterzeichnung des Verhaltenskodex hatte der Priesterkreis beim Bischof Bedenken angemeldet, und dieser hat geantwortet, dass er zu einer konstruktiven Aussprache zusammenkommen wolle. Mit einer medial orchestrierten Kampagne gegen den Verhaltenskodex fiel der Kreis dem Bischof in den Rücken, bevor das Gespräch hätte stattfinden können.

 

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Zu 95% stimmen die Kritiker dem Verhaltenskodex zu. Immerhin. Das ist ja schon mal mehr als ein wenig. Bei genauerem Hinsehen zielt die Ablehnung auf den Abschnitt der sexuellen Selbstbestimmung, den man am liebsten gestrichen sehen möchte. Auch wenn er diese Gruppe von Priestern respektieren will, weist Bischof Bonnemain sie in einer Medienmitteilung dezent darauf hin, dass einzelne Passagen «im richtigen Zusammenhang gelesen und gedeutet werden müssen. Auch hier ist die Gabe der Differenzierung und Unterscheidung ausschlaggebend, was in den Ausführungen der jetzigen Erklärung des Churer Priesterkreises zu wenig Raum findet.»

Dass in der Folge etliche Leute ebenso öffentlich nachwürzen, noch mehr pfeffern und ihren Senf dazugeben, liegt in der Natur der Sache. Präventionsfachfrau Karin Iten rief dazu auf, sich zu entspannen. Pfarrer Mario Pinggera warnte vor der Unberechenbarkeit einer Horde angeschossener Wildschweine und Pfarrer Josip Knežević bat alle Beteiligten, «sich ehrlich zu fragen, was sie als Priester und als Seelsorgende wollen: den Menschen dienen oder den Machtapparat stärken?», Schliesslich berichtete dann auch SRF in «Schweiz aktuell» über den Knatsch.

 

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Der Verhaltenskodex ist veröffentlicht und jetzt ist eine Reflexion angesagt, damit er im Alltag zu einem Kulturwandel hin zu Transparenz und ehrlichem Dialog beitragen kann.

Es besteht durchaus noch Klärungsbedarf. So gilt es etwa, einen ganzen Strauss arbeitsrechtlicher Fragestellungen zu klären. Darauf verweist auch Simon Hehli in der NZZ (Aboschranke).

Und die Polarisierung, die Hehli wahrnimmt, wurde vom früheren Bischof Vitus Huonder aktiv gefördert und gepflegt, sie ist nichts Neues, manifestiert sich jetzt aber wieder einmal konkret.

Mit Blick auf den Umgang mit Sexualität kann je nach Lesart tatsächlich ein Spannungsfeld zwischen Verhaltenskodex und Katechismus ausgemacht werden, welches einigen wie (zu) saurer Essig schmeckt. Er gehört jedoch in ausgewogenem Mass als Ingredienz dazu. Das gilt es auszuhalten, ebenso, dass jetzt vieles in Fluss gekommen ist, das erst mal differenziert auszutarieren ist. Einige offene Fragen versucht ein Beitrag im ikath (nur mit Login zugänglich) zu beantworten. Es bleibt also spannend, vorausgesetzt, die Reflexion erfolgt ernsthaft sachorientiert und in dieser Haltung gern auch kontrovers.

Und die kirchliche Lehre, die als Argument gegen den Verhaltenskodex ins Feld geführt wird? Sie ist nicht so unveränderlich, wie dies oft behauptet wird. Hat in kirchlichem Zeitverständnis nicht erst gerade gestern (nämlich 1947) Papst Pius XII. in aller Selbstverständlichkeit Form und Materie des Weihesakramentes verändert? Doch, hat er. Und das erst noch gegen ein früheres Konzil… Geht doch.

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Fehlt noch eine Prise Salz: Unter dem Motto «Was fehlt, wenn Kirche fehlt?» treffen sich am kommenden Mittwoch die reformierte und die katholische Synode zu Begegnung und Austausch. Impulse bei diesem Blick über den Gartenzaun liefern die Churer Theologieprofessorin Eva-Maria Faber und Ralph Kunz, Professor an der Theologischen Fakultät in Zürich. Für Synodenpräsident Felix Caduff ist klar: Die Kirchen müssen das Salz in die Gesellschaft einbringen, wenn es etwa um Diskussionen von Lebensanfang oder Lebensende gehe.

 

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Und zuletzt noch Öl, viel schmackhaftes und köstliches Olivenöl. Weil dies der erste Newsletter seit Ostern ist, hier ein Hinweis auf einen Beitrag von TeleTop, das am Ostersonntag den Festgottesdienst in St. Peter und Paul Winterthur bei Dekan Hugo Gehring besucht hat. Nebst all den mühseligen und belastenden Diskussionen um Kirche und in der Kirche dürfen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass der Glaube in den Pfarreien an der Basis konkret gelebt wird. Viele Pfarreien engagieren sich in beeindruckender Weise auch für Menschen aus der Ukraine, die vor dem Krieg geflüchtet sind, für Randständige und Notleidende.

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 Das Muttertagsopfer, das traditionellerweise im Gottesdienst am kommenden Sonntag für die Caritas aufgenommen wird, ist eine Möglichkeit, einen Beitrag zur Bekämpfung von Armut in der Schweiz zu leisten. Sollte das Körbchen bei Ihnen nicht physisch durchgereicht werden, können Sie selbstverständlich auch über die «digitale Kollekte» ein Zeichen setzen.

Liebe ist ein Segen. Deshalb werden alle Menschen, die sich lieben gesegnet und zwar am Dienstag. 10, Mai um 19 Uhr in der Mutterkirche St. Peter und Paul in Zürich. Meinrad Furrer, Veronika Jehle und und Martin Stewen (hier stellt der Priester und neue Synodalrat sich vor) gestalten diesen Segensgottesdienst, zu dem alle eingeladen sind.

So, für diese Woche haben wir den Salat: Gesundes Grün und andersfarbige Köstlichkeiten, die uns das neuerwachte Leben im Frühling schenkt, bunt zusammengemischt, angerichtet mit Öl, Essig, Salz und anderen Gewürzen - und für mich zwischendurch gern auch mal mit fleischlichem Genuss angereichert.

Allen, die das ganze Jahr hindurch als mütterliche Menschen unterwegs sind, anderen Zuwendung und Aufmerksamkeit schenken, wünsche ich einen gesegneten Sonntag. Ihnen ist der Muttertag gewidmet.

 

Arnold Landtwing

Informationsbeauftragter Generalvikariat

 

 

Übrigens: Pfeffer ist dann nicht gleich Pfeffer. Interessantes über Pfeffer gibt es hier.

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.

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