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Bettag neu entdecken

Informationsbeauftragter Synodalrat bis Ende November 2022
Aschi Rutz

Informationsbeauftragter Synodalrat bis Ende November 2022

Aschi Rutz
In der Schweiz gilt seit 1848 ein Dank-, Buss- und Bettag. Ist er ein spezieller «Findling» in der Gesellschaft oder ein überkommenes Ritual von Kirchen und Staat?
17. September 2021

Synodalratspräsident Franziska Driessen-Reding nimmt sich an diesem Sonntag in ihrem Referat an einem Podiumsanlass der Kirchgemeinde Winterthur dieser Frage an und lädt uns ein, den Bettag entlang von Dank, Busse und Gebet neu zu entdecken. Ich durfte bereits in ihren Gedankenstrang reinschauen. Ihre Einladung an uns auf den kürzesten Nenner gebracht: Wir müssen uns immer wieder – als Einzelne und als Gemeinschaft – in dankbarer und bussfertiger Haltung und im Gebet einer Gewissensprüfung unterziehen.

 

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Diese Gewissensprüfung beinhaltet nichts anderes, als kritisch zu fragen, wohin sich unsere Gesellschaft bewegen soll und wie wir uns den Menschen annehmen können, die unsere Solidarität und unser Mitgefühl brauchen. Die Besinnung schliesst auch ein zu hinterfragen, auf welchem Fundament wir stehen und darauf aufbauend unser konkretes Handeln ableiten. Und sich besinnen bedeutet auch Dankbarkeit und Mut zur Einsicht, dass nicht alles, was uns ausmacht, eigenem Gelingen entspringt. Das nennt man dann wohl Demut.

 

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Wohin sich die Gesellschaft im Kanton Zürich religiös und spirituell entwickelt, zeigt die diese Woche publizierte Analyse des Statistischen Amtes Zürich zur Sprache, Religion und Kultur 2019. Interessant: Über 60 Prozent der Zürcher Bevölkerung bezeichnen sich als weder religiös noch spirituell. Und selbst unter den beiden christlichen Hauptkonfessionen ist der Typ der «Säkularen» erstaunlich hoch: 48 Prozent der Reformierten und 34 Prozent der Katholiken werden den «Säkularen» zugeordnet. 40 Prozent der Bevölkerung betet.

 

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Was dies für die künftige gesellschaftliche Entwicklung bedeutet, lässt sich kaum abschätzen. Zurück also zur Gewissensprüfung, zu der wir alle am Bettag eingeladen sind, ohne mit dem Finger auf die Anderen zu zeigen: Wo haben wir als christliche Gemeinschaft weggeschaut, falsch gehandelt oder zu wenig Engagement gezeigt, wenn es um Ausgrenzung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit geht? Als Beispiele führt Franziska Driessen-Reding in ihrer Bettags-Rede die Konzernverantwortungs-Initiative und die Auseinandersetzung um die «Ehe für alle» an, für die sich die Synodalratspräsidentin auf verschiedenen Kanälen schon mal «nachgepfeffert» einsetzt. 

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Die «Ehe für alle» wird sich auch dank den Katholikinnen und Katholiken Ende September wohl durchsetzen. Eine weitere Vorlage, die 99%-Initiative, ist zwar chancenlos, stellt aber die richtigen Fragen. Warum werden Arbeit und Kapital in der Schweiz unterschiedlich besteuert? Ist es gerecht und fair, dass Lohnarbeit stärker besteuert wird als Kapital? Anfang dieser Woche, nachdem die Abstimmungsunterlagen Anfang Monat den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern zugestellt worden sind, kommt die Medienmitteilung der Schweizer Bischöfe. Ihre Kommission Justitia et Pax habe sich intensiv mit der Initiative befasst. Die enormen Vermögensunterschiede würden Anlass zur Sorge geben und «Fragen der Gerechtigkeit, des unterschiedlichen Umgangs mit Erwerbs- und Kapitaleinkommen, aber auch des gesellschaftlichen Zusammenhalts» aufwerfen. Die Vorlage würde aber zu viele Fragen offenlassen und verpasse es, «die Verteilungsfrage in einen grösseren sozial- und wirtschaftspolitischen Kontext zu stellen». Einmal mehr vermögen offene Fragen stärker zu punkten als ein klares Statement für Gerechtigkeit oder gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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Zum Schluss noch zwei Hinweise auf Anlässe, die viel mit Dank und Liebe zu tun haben. Zum ersten Mal findet heute ab 18 Uhr auf dem Bürkliplatz in Zürich mit dem «Foodsave-Bankett Zürich» ein spezielles Erntedankfest statt. Alle sind eingeladen, an einer festlich dekorierten Tafel ein kostenloses, dreigängiges Festmahl aus geretteten Lebensmitteln zu geniessen.

In meinem letzten Newsletter zitierte ich in einem anderen Zusammenhang Apostel Paulus aus dem 1. Brief an die Korinther, Kapitel 13 zur Liebe: «Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die grösste unter ihnen.» Genau dies macht sich die Reihe «Fokus» des Zurich Film Festivals zu eigen und präsentiert 12 Spiel- und Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der rote Faden all dieser Filme ist die Liebe. Eine fünfköpfige Jury wählt den Film, der den mit 10‘000 Franken dotierten Preis der reformierten und katholischen Kirche erhält. Der Gewinnerfilm wird am 30. September ab 20 Uhr im Kino Arena Sihlcity gezeigt, Eintrittskarten können hier angefordert werden: info@zhkath.ch

Danken wir allen für das Einstehen für Andere, besinnen wir uns auf das Wichtige im Leben und beten für das Wohl aller.

 

Herzlich

Aschi Rutz

 

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Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.