Abventsstimmung (sic!)
Beginnen wir mit dem überraschenden Abschied, der sich hinter dem Adventstürchen vom 29. November verbarg: Noch um 10.42 Uhr veröffentlichte Raphael Rauch sein wöchentliches Rauchzeichen und verkündete, was diese Woche wichtig würde, nämlich Bischofskonferenz, Daniel Kosch und Viola Amherd. Was er nicht sagte: Dass er sich auf 1. Juni 2023 von kath.ch verabschieden wird und zum «SonntagsBlick» von Ringier weiterzieht. Dies teilte kaum sechs Stunden später das Katholische Medienzentrum offiziell mit.
Direktor Charles Martig würdigt Rauch, der bei kath.ch markant für Profil und Beachtung gesorgt hat und lässt sich von Simon Hehli (NZZ, Aboschranke) entlocken, dass Raphael Rauch von Ringier abgeworben worden sei. In der Medienmitteilung von Ringier schreibt «SonntagsBlick»-Chefredaktor Gieri Cavelty: «Ein Kollege von diesem Format und mit diesem Profil ist ein grosser Gewinn für unsere Wirtschaftsberichterstattung!».
Erste Reaktionen, die ich wahrgenommen habe, freuten sich auf ein zweites Weihnachten im Juni 23, andere bedauern den Abgang eines profilierten Journalisten. Mich persönlich macht dieser Abgang von Raphael Rauch sehr nachdenklich.
Warum soll ausgerechnet einer wie er, der über ausgesprochene investigative Fähigkeiten verfügt, hohe Leistungsbereitschaft an den Tag legt und erst noch Lust an der Kommunikation hat, in der kirchlichen Kommunikation keinen Platz haben? Dürfen wir noch über das Fehlen heller Köpfe lamentieren, wenn sie ständig der Drohung ausgesetzt sind, einen solchen kürzer gemacht zu werden? Nicht wirklich.
Ebenso wenig dürfen wir uns wundern, wenn die meistgelesene Sonntagszeitung journalistisches Profil und Talent abwirbt. Zugegeben: Ich habe das Heu längst nicht immer auf der gleichen Bühne wie Raphael Rauch. Muss ich auch nicht, Hauptsache, die Zusammenarbeit ist professionell – und das ist sie. Und wenn er mich wieder mal mit irgendwelchem Pipifax nervt, dann greife ich zum Telefon und diskutiere es direkt mit ihm.
Ich werde die Kompetenz von Raphael Rauch vermissen und bin davon überzeugt: Wir werden auch ab Juni von ihm lesen. Und ab Sommer beantwortet sich auch die Frage von Simon Hehli: «Wird kath.ch jetzt wieder bieder?». Sicher ist nur: Der Abgang von Raphael Rauch ist für uns ein Verlust, für den «SonntagsBlick» ein Gewinn.
Beim Herunterfahren seines PCs ist Aschi Rutz nach 31 Jahren erstmals nicht in Feierabend, sondern definitiv in Pension gegangen. Für unzählige Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger wie auch Redaktionen von Medien war er eine vertraute Konstante. Sein Name bürgte für Kompetenz und Verlässlichkeit.
Die Verantwortlichen der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und wir Kollegen und Kolleginnen von der Kommunikation danken Aschi Rutz herzlich für seinen jahrzehntelangen Einsatz, sein erfolgreiches Wirken und wünschen ihm für den nächsten Lebensabschnitt alles Gute. Seine kommunikativen und organisatorischen Fähigkeiten kann er weiterhin zur Geltung bringen, wenn es darum geht, einmal monatlich in Hausen am Albis die kleine, aber feine Müli-Bar zu organisieren.
Ins ewige Leben verabschiedet hat sich Bruder Magnus vom Kloster Disentis, besser bekannt als Marcel Bosshard. In den 80-er-Jahren war er international einer der erfolgreichen und wilden Shooting-Stars in der Werbeszene, mit allem Drum und Dran. Dank einer Weihrauchschwade, die ihm mitten in New York in die Nase stieg, fand er den Weg nach Disentis, fuhr in Rockerkluft auf dem Töff vor und trat später ins Kloster ein.
Vor 10 Jahren war er im «Rendez-vous» bei SRF zu Gast. Die Sendung gibt es hier zum Nachhören. Als Kommunikationsleute standen wir Kontakt mit ihm und er war wild entschlossen, mit einer Kampagne einen «grossen Wumms» für die katholische Kirche im Kanton Zürich vom Stapel zu lassen. Er sprudelte vor Ideen und fädelte die Kontakte in seinem Netzwerk ein. Das Thema war für eine renommierte Agentur zwar interessant, die kreativen Köpfe weigerten sich jedoch, ihr Talent für die Kirche einzusetzen. Tatsächlich ein «grosser Wumms» der anderen Art, der auch Bruder Magnus zu denken gegeben hat. Wir danken ihm für seine Inspirationen und werden den temperamentvollen Gedankenaustausch vermissen.
Nach dem Abschiedlichen jetzt zum Ankommenden. Nach 551 Tagen Umbau und Renovation konnte am ersten Adventssonntag das aki seine Türen wieder öffnen. Mit viel Phantasie, Netzwerken und einer heizbaren Jurte im Garten überbrückte das aki-Team die unbehauste Zeit. Als «Kirche unterwegs» fanden die Angebote und Anlässe des aki an verschiedenen Orten statt – und dies hat sich, so der Leiter des aki, Franz-Xaver Hiestand, bewährt. Mit ihm habe ich mich bei einem Augenschein vor Ort über Nachhaltigkeit, die neue Kapelle mit den Marmorfenstern und das aki als Ort des Ankommens unterhalten. Wer dies nachlesen mag, findet es hier.
Viele Pfarreien sind gerade im Advent Orte, die zum Ankommen und zur Besinnung einladen. Eine davon ist St. Josef im Zürcher Industriequartier. An jedem Freitag im Advent lädt um 18 Uhr ein halbstündiges Konzert bei Kerzenlicht zu adventlicher Besinnung ein. Schenken Sie sich einen ruhigen Moment als Einstieg in das Wochenende. Einen guten und raschen Überblick über Konzerte oder andere adventliche Momente in den Pfarreien bietet die Stadtleben-Agenda. Wie jedes Jahr empfehle ich, die Weihnachtsinstallation von Fiona K. im jenseits im Viadukt zu besuchen und dort einen Kaffee zu trinken.
In den Untiefen des Internets begegnet mir täglich viel Unnützes und Seichtes, speziell, wenn es um Umfragen oder Wettbewerbe geht. Gestaunt habe ich, als ich ausgerechnet auf der Blick-Homepage einen durchaus fundierten Wissenstest zum Advent gefunden habe, den ich gleich mal weiterempfehle. Wie viele Punkte schaffen Sie beim ersten Mal?
Zum Abschluss noch in eigener Sache. Zu unseren Newsletter treffen jeweils Rückmeldungen ein, die wir gern entgegennehmen, egal ob sie zustimmend oder kritisch sind. Auf den letzten Newsletter von Kollege Aschi Rutz haben sich etliche Stimmen erstmals gemeldet. Das freut uns natürlich für den pensionierten Kollegen Aschi, aber auch als ganzes Team.
Einen besonderen Kommentar hat Simon Spengler letzte Woche auf seinen Newsletter bekommen. Pedro Lenz ist einer der erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller und schreibt: «Grossartig! Ein echt guter Text! Ich verneige mich und ordne für mich eine würdige Erdbestattung an! Mit Priester oder sonst mindestens mit einem Theologen vom Format Spenglers!» Wir stellen fest: «Grüss Gott Zürich» wird gelesen und geschätzt. Das freut uns und wir verstehen es als Auftrag. Wir bleiben dran, versprochen!
Die zweite Kerze, die wir an diesem Sonntag auf dem Adventskranz entzünden, ist die Kerze des Friedens. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten und friedvollen zweiten Adventssonntag.
Arnold Landtwing
Der Inhalt dieses Newsletters gibt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin wieder. Diese muss nicht in jedem Fall der Meinung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich entsprechen.
Zu Ihrem interessanten Newsletter erlaube ich mir folgende Bemerkung.
Für ein Amt, wie es Raphael Rauch inne hat(te), braucht es nicht nur einen
"hellen Kopf", sondern auch eine Person, die in jeder Situation den Anstand
nicht vermissen mässt. Herr Rauch dürfte nun wohl einen geeigneteren
Arbeitgeber gefunden haben. Vielleicht spielte auch Geld noch eine Rolle.
Freundliche Grüsse
Max Pfister
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