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Caritas Zürich nimmt Stellung Warum wir die Prämienentlastungsinitiative unterstützen

Direktor Caritas Zürich
Björn Callensten
Björn Callensten
In der Schweiz bietet die individuelle Prämienverbilligung (IPV) Unterstützung für Haushalte mit tiefen und mittleren Einkommen. Dennoch reicht diese nicht mehr aus: Nach Abzug der IPV beträgt die verbleibende Prämienlast für wirtschaftlich bescheidene Haushalte im Schnitt 14 Prozent des Einkommens – eine untragbare Belastung.
29. Mai 2024

Viele Haushalte, besonders Familien, sind durch die steigenden Krankenkassenprämien zunehmend bedrängt und müssen oft auf notwendige Gesundheitsleistungen verzichten. Die Prämienentlastungsinitiative, die die Prämienlast auf maximal 10 Prozent des Einkommens begrenzen will, ist daher essenziell. Sie unterstützt unsere Zielgruppe direkt und fördert die soziale Gerechtigkeit.

Wo genau drückt der Schuh?

Seit 1996 haben sich die durchschnittlichen Krankenkassenprämien mehr als verdoppelt – 2025 sollen sie erneut um bis zu 10 Prozent steigen. Gleichzeitig sind die IPV und die Löhne deutlich langsamer gestiegen. Dies hat die finanzielle Belastung für die Schweizer Bevölkerung und insbesondere für Armutsbetroffene enorm erhöht. Steigende Miet-, Energie- und Lebenshaltungskosten verschärfen die Situation. Krankenkassenprämien sind neben Wohnkosten der zweitgrösste Budgetposten für ärmere Haushalte. Viele Betroffene können ihre Prämien nicht bezahlen und verzichten aus Kostengründen auf Arztbesuche – eine unhaltbare Situation, die dringend geändert werden muss.

Und wer soll das jetzt bezahlen?

Wann immer etwas für die «kleinen Leute» getan werden soll, hört man von der gegnerischen Seite gerne, dass könne doch gar nicht finanziert werden. Natürlich ist die Frage nach der Finanzierung relevant und muss seitens der Politik geklärt werden. Für uns stellt sich aber in erster Linie die Frage, ob wir eine Zweiklassengesellschaft wollen, in der immer mehr Menschen von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind. Die Prämienverbilligungen sind in den letzten Jahren deutlich weniger stark gestiegen als die Krankenkassenprämien. Das heisst, das Instrument wurde geschwächt, wichtige Leistungen für einkommensschwächere Haushalte wurden reduziert. Dies wird zu Mehrkosten führen – denn langfristig sind die sozialen und gesundheitlichen Kosten der Armut höher als die Kosten der Prämienentlastung.

Was fordern wir von der Politik?

Gesundheit darf kein Privileg der Wohlhabenden sein. Jeder Mensch muss Zugang zu einer gesicherten Gesundheitsversorgung haben. Neben der Prämienentlastung setzen wir uns für folgende Themen ein: 

  • Würdige Existenzsicherung für alle Menschen in der Schweiz;
  • Bezahlbare Kitas, um Erwerbsarbeit für Eltern möglich und lohnend zu machen;
  • Ergänzungsleistungen für Familien, um Kinderarmut zu bekämpfen und um die Armutsspirale in Familien zu unterbrechen;
  • Zugang zu Bildung: existenzsichernde Stipendien für Ausbildungen und Umschulungen;
  • Bezahlbarer Wohnraum von guter Qualität.

Deshalb unterstützen wir auch die Prämienentlastungsinitiative.

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