Schöpfungszeit 2024 und Abstimmung vom 22. September Vielfalt der Schöpfung bewahren
Neben dem Klimawandel gehört der Verlust der Artenvielfalt und der Lebensräume zu den komplexesten Herausforderungen unserer Zeit. Komplex ist es schon nur darum, weil wir uns über die Grössenordnung des Verlusts wohl gar nie wirklich sicher sein können.
Wir wissen weder mit Exaktheit, wie viele Arten auf der Erde vorkommen (mit Sicherheit mehrere Millionen, aber sind es fünf oder hunderte?), noch wie viele davon weltweit täglich aussterben (Expertinnen und Experten sprechen von 100 bis 150 Arten täglich). Kommt hinzu, dass wir den Verlust einer Art kaum bemerken und ihre vielseitigen Beziehungen mit ihrer Umwelt, anderen Tieren, Pflanzen und Stoffkreisläufen, häufig nur bruchteilhaft kennen.
Diese Komplexität und Ungenauigkeit manövrieren uns häufig in den Stillstand, wir diskutieren Teilaspekte und verlieren das grosse Ganze aus dem Blick.
«Die Gesamtheit des Universums mit seinen vielfältigen Beziehungen zeigt am besten den unerschöpflichen Reichtum Gottes.»
Laudato Si« 86
Denn wir wissen, dass vielfältige Gemeinschaften von Pflanzen und Tieren widerstands- und anpassungsfähiger gegenüber Veränderungen sind. Wir wissen auch, dass wir auf eine intakte und gesunde Natur angewiesen sind: Sie reinigt Wasser und Luft, sorgt für die Bestäubung unserer Nahrungsmittel und liefert uns Inspiration und vielseitig einsetzbare Techniken und Stoffe. Ohne Natur geht es nicht.
«Doch für das gute Funktionieren des Ökosystems sind auch die Pilze, die Algen, die Würmer, die Insekten, die Reptilien und die unzählige Vielfalt von Mikroorganismen notwendig.»
Laudato Si» 34
Der Verlust der Biodiversität ist eine globale Herausforderung. Die Situation in der Schweiz und im Kanton Zürich ist jedoch nicht besser. Der Kanton Zürich spricht davon, dass rund die Hälfte aller Arten und Lebensräume im Kanton bedroht sind und bezeichnet die Lage als «besorgniserregend».[1]
Ich bin überzeugt, dass das alleine genug Gründe sind, um sich um die Biodiversität aktiv zu sorgen und für ihre Bewahrung einzustehen.
Doch es geht nicht bloss um den Nutzen der Biodiversität für den Menschen. Mit der diesjährigen Schöpfungszeit möchten wir Christinnen und Christen die unfassbare Vielfalt des Lebens und dessen Wert an sich in den Vordergrund stellen.
Auch wenn wir nicht genau wissen, wie uns der Rotkopfwürger (Lanius senator) oder die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) – beide Arten, die in der Schweiz vom Aussterben bedroht sind – nützlich sind oder wie sie das Ökosystem mitprägen, sie sind als Geschenk Gottes wertvoll und haben einen berechtigten Platz auf seiner Erde.
«Wenn wir uns bewusst werden, dass in allem, was existiert, der Widerschein Gottes vorhanden ist, verspüren wir zuinnerst den Wunsch, den Herrn für alle seine Geschöpfe und gemeinsam mit ihnen anzubeten»
Laudato Si’ 87
Für dieses Bewusstsein möchte ich einstehen – während der Schöpfungszeit und am Abstimmungssonntag. So können unter der Mitwirkung aller vernetzte Lebensräume entstehen, die allem Lebenden dienen.
Auch als Katholische Kirche möchten wir dafür einen Beitrag leisten. Das Thema Biodiversität gehört in unsere Nachhaltigkeitsstrategie, wir unterstützen das Anliegen der Initiative und wir begleiten unsere Kirchgemeinden und Pfarreien dabei, ihre Aussenflächen ökologisch aufzuwerten.
Daniel Otth, Synodalrat, Ressort Soziales und Ökologie
Veranstaltungshinweis
Am Mittwoch, 21. August, von 19 bis 20.30 findet in der Paulus Akademie, ein Vortrag mit Diskussion zu den Abstimmungen Biodiversität und BVG statt.
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