Porträt einer bewegten Frau Von der Opernbühne in die Kirche
Stilvoll gekleidet steht Sylvia Pfeiffer (66) für das Foto-Shooting in ihrer Wohnung in Thalwil bereit. Jede ihrer Bewegungen offenbart, dass sie ihren Körper von klein auf trainiert hat. Mehrmals wechselt sie ihre Kleider und zeigt in gekonnter Haltung ihr strahlendes Lächeln. Noch heute geht sie regelmässig mit einem Trainer ins Ballettstudio nach Zürich, der Körper verlange danach, sagt sie.
Musik, Tanz und Glaube in der DNA
Syliva Pfeiffers Wohnung steckt voll von Literatur, religiösen Gegenständen und Tonträgern. In ihrer Zweitheimat, in Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern, ist es nicht anders: Musik, Tanz und der Glaube gehören zu ihrer DNA.
Ihre Eltern und besonders die Grossmutter haben ihr den katholischen Glauben mit in die Wiege gelegt. Ebenfalls die Liebe zu klassischer und geistlicher Musik. Schon ihr Vater, Hanno Pfeiffer, war ein begnadeter Sänger, der mit Hingabe die Johannespassion von Bach sang und vielerorts auftrat.
Kurze Tanzkarriere auf Zürcher Opernbühne
Sylvia Pfeiffer wuchs behütet auf, Grossmutter Helene nähte ihre Ballett- wie sonstigen Kleider. Und als sie 1978 auf der grossen Zürcher Opernbühne als Tänzerin angelangt war und zu Tschaikowskys Schwanensee tanzte, oder die Carmina Burana von Carl Orff kunstvoll interpretierte, ging ihr Kindheitstraum in Erfüllung.
Vier Jahre lang bedeuteten ihr die Bühnenbretter die Welt. Ihr Stern war am Aufgehen, als ein familiärer Schicksalsschlag sie traf. Noch heute mag sie nicht darüber sprechen. 1980 legte sie infolgedessen ihre Karriere nieder und widmete sich privaten Aufgaben. Doch ihren Glauben an Gott stellte sie, trotz mancher Enttäuschungen, nie infrage. «Nein», sagt sie bestimmt, «es gab und gibt keine Schlüsselmomente, weder für noch gegen den Glauben.» Vielmehr habe der Glaube an Gott ihr immer geholfen. «Das Göttliche spüre ich einfach in meinem Innersten.»
Schicksalsschlag und Pfarrei-Engagement
Nach ihrer Karriere als Balletttänzerin arbeitete sie zunächst als Fotomodel weiter. Später übernahm sie Aufgaben im Immobiliengeschäft ihres Vaters. Doch mit besonderer Aufmerksamkeit und mit Stolz engagierte sie sich zunehmend in ihrer Ortspfarrei in Thalwil. Sie bekennt sich gerne zu ihrem katholischen Glauben und nimmt ihren Dienst als Lektorin sehr ernst. Schon heute freut sie sich darauf, wenn sie – auch im Gedenken an ihren Vater – an Karfreitag wieder die Johannespassion lesen darf.
Doch religiös verengt ist sie ganz und gar nicht. Hinter dem schönen Gesicht und den anmutigen Bewegungen verbirgt sich ein offener Geist. An ihren beiden Wohnorten sieht man neben dem Heiligen Ambrosius oder Evangelisten-Figuren auffällig schöne Buddhafiguren. Ebenso einen liebevoll aufgestellten arabischen Koran, direkt neben einer Schutzmantel-Madonna.
Koran als Liebesgeschenk
Danach gefragt erzählt sie schmunzelnd, dass sie auch eine «Hippie-Zeit» hatte. Der Buddhismus verkörpere für sie stark das Friedvolle, das habe sie schon immer sehr angezogen. Thailändische Freunde haben ihr dann einen handgeschnitzten Buddha geschenkt.
Und den Koran? Nach einer kleinen bedeutsamen Pause sagt sie: «Den hat mir meine allergrösste Liebe, ebenfalls ein Balletttänzer, einst geschenkt». Er stammte aus Ägypten und deshalb habe sie sich auch für die arabische Sprache und Kultur sehr interessiert. Er schenkte ihr diesen Koran und eine Gebetskette bei seinem Abschied. Beim Zuhören spürt man, dass diese Liebe tief in ihrem Herzen weiterlebt. Operngeschichten, die das Leben schrieb.
Miteinander der Weltreligionen
Mit einem respektvollen Nebeneinander von verschiedenen Religionen hat sie keinerlei Mühe. Auch hier gibt es ein überzeugtes «Nein». Und sie führt aus: «Alle Weltreligionen wurden schon von falschen Ideologien missbraucht. Die Geschichte der katholischen Kirche erzählt ebenso davon, wie jene vom Islam oder Judentum.» Von der katholischen Lehre erwartet sie heute eine tiefere und lebensfreundlichere Sicht auf die Sexualmoral und die Abschaffung des Pflichtzölibates.
Die Kunst, die Bühne, den Tanz und die Religionen sieht sie nicht als verschiedene Welten. Sie erlebte es am eigenem Leib: «Beides komme aus dem Inneren: Der Tanz, die Liturgie, das Musikalische, das Einüben von Abläufen!» Ästhetik und Schönheit, das sind für Sylvia Pfeiffer ewige Werte, die sie sowohl auf der Bühne wie am Ambo immer zum Ausdruck bringen wollte. Das strahlt sie aus.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem katholischen Medienportal kath.ch
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