Gottesdienste in freier Form «Gleichzeitig Protest und Versuchslabor»
Angelehnt an den Gedenktag der Apostelin Maria von Magdala am 22. Juli bietet eine Vorbereitungsgruppe den «FeierAbend»-Gottesdienst vor einer Kirchentür an und möchte damit verdeutlichen, dass Menschen aufgrund der Strukturen der Kirche und ihrer Lehren aussen vorgelassen werden. Die Amerikanerin Susannah Bloch (47) interessiert sich stark für Theologie und engagiert sich in der Familienpastoral in ihrer Heimatpfarrei Heilig Kreuz in Zürich-Altstetten. Im Gespräch erklärt die zweifache Mutter ihr Engagement.
Wie sind Sie zur Vorbereitungsgruppe für den «FeierAbend» gekommen?
Ich habe die Theologin Veronika Jehle auf der Brücke zwischen Central und Hauptbahnhof kennengelernt, als sie dort mehrmals für Gleichberechtigung und Veränderungen in der Kirche protestierte. Wir sind uns danach auf einer Veranstaltung des Forums der Religionen begegnet, und sie lud mich zur Gruppe ein.
Ich bin 2011 in die Schweiz gekommen und musste die Sprache komplett lernen. Irgendwann konnte ich keinen Deutschkurs mehr ertragen und habe beschlossen, einen Kurs auf Deutsch zu besuchen und stiess auf die Kurse des Theologisch-pastoralen Bildungsinstituts TBI. Ich wollte meinen Glauben besser ausdrücken können. Meine Frage ist schon länger: Bleibe ich in der Kirche oder nicht? Ich bin immer noch auf der Kippe. Aber es ist mir wichtig, dass - wenn ich bleibe - ich mich auch engagiere. Ich will nicht nur die Probleme sehen und beklagen, sondern möchte auch Teil der Lösung sein.
Susannah Bloch lebt mit ihrer Familie in Zürich Altstetten.
Wie ist Ihr Fazit nach einem halben Jahr – wie empfinden Sie die Gottesdienste?
Die Feiern, die ich erlebt habe - es waren nicht ganz alle - sind sehr unterschiedlich. Ich empfinde sie als sehr schön, tief und gut durchdacht. Es ist immer neu und immer anders. Je nach Wochentag, Ort und Wetter variieren die Besucherzahlen – mal ist die Kirche voll, mal sind wir knapp 20 Personen. Egal wie viele dabei sind, es ist immer sehr lebendig und einfach schön, in einer gleichdenkenden Gemeinschaft zu sein. Alle scheinen ein ähnliches Ziel zu haben.
Sind die Gottesdienst immer vor der Tür oder auch in der Kirche?
Wir bleiben nicht immer vor der Tür stehen. Wir sind ja nicht ausgeschlossen, vor allem wenn wir in einer Pfarrei zu Gast sind, die von einer Frau geleitet wird, wie zum Beispiel in Effretikon. Viele in der Gruppe sind ja engagierte Pastoralassisteninnen und -assistenten. Dass die «Maria von Magdala»-Gruppe im Aargau aus Prinzip immer vor der Tür feiert finde ich auch sehr passend – das ist ein starkes Zeichen.
Wir in Zürich beginnen meist vor der Kirchentür, und auch wenn wir drinnen sind, scheuen wir uns nicht davor, die Probleme, die wir sehen, zu nennen. Die Gottesdienste stehen dafür, dass viele sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen und daran leiden. Das sind ja nicht nur Frauen. Oder andersherum: Andere bleiben drinnen, fühlen sich allein in der Kirche und leiden ebenfalls daran.
Warum macht Ihr als Gruppe mit dem Angebot weiter?
Ich habe das Gefühl, dass es in der Kerngruppe und darüber hinaus weiterhin ein Bedürfnis gibt, diese «FeierAbende» zu gestalten. Es geht darum, auch theologisch etwas auszuprobieren. Der «FeierAbend» ist für uns gleichzeitig Protest und Versuchslabor.
Am Samstag, den 22. Januar, bereitet Susannah Bloch mit der Theologin Susanne Andrea Birke aus der Gruppe «Maria von Magdala - Liturgische Feiern vor der Kirchentüre!» den nächsten «FeierAbend» vor. Er findet online statt. Der Link sowie weitere Gottesdiensttermine sind auf maria-von-magdala.ch zu finden.
Vor Weihnachten, am 22. Dezember, war der FeierAbend zu Gast vor dem Centrum 66 am Hirschengraben in Zürich. Hier ist der Sitz der Katholischen Kirche im Kanton Zürich.
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