Kurt Aeschbacher zu Corona-Zeiten «Die Kirche hat jetzt eine hohe Bringschuld.»
Der Moderator und TV-Star wünscht, dass der Alltag, das Alleinsein und das Eingesperrtsein für alte Menschen mit seiner Solidaritätsbox leichter wird. Inhalt: Jasskarten, Rätselmagazine, Zeitungen und sein eigenes Magazin «50Plus».
Kurt Aeschbacher, woher kam die Idee für die Soli-Box?
Als sich abgezeichnet hat, dass das Virus wirklich Auswirkungen hat, haben wir von «50plus» entschieden, dass wir etwas für die Betroffenen, die jetzt eingesperrt sind, unternehmen. Wir haben dann recht schnell Verbündete gesucht – und sie bei der «Schweizer Familie» gefunden, die uns finanziell und auch mit ihren Heftli unterstützt. Alle Schweizer Verlage stellen uns inzwischen ihr Material zur Verfügung. Über 700 Boxen verschicken wir, bringen sie zur Post und koordinieren Bestellungen - teilweise mit persönlichen Nachrichten von Angehörigen oder Kinderzeichnungen. Mein Geschäftspartner Benno Kästli und ich wollten ein Zeichen setzen. Die Menschen sollen spüren, dass wir an sie denken.
Sie sind auch über 70 Jahr alt – und damit Betroffener.
Das fühlt sich speziell an. Ich bin jetzt überall der Betroffene – der alte Sack. Aber ich bin privilegiert. Ich mache schon seit 30 Jahren Homeoffice, habe einen Garten. Da sitze ich gerade. Ich habe einen viel jüngeren Partner, der die Einkäufe erledigt. Da kann ich wirklich nicht klagen. Aber wenn man ein Gesicht mit Wiedererkennungswert hat, ist es wichtig, die Altersgenossen aufzurufen, sich wirklich an alles zu halten. Da braucht es Disziplin, man kann dies nicht nur den Jungen aufbürden.
Haben Sie Verständnis, wenn ältere Menschen sagen: «Ich lass es drauf ankommen»?
Altersstarrsinn ist hier fehl am Platz. Mit dem Leichtsinn noch Krankheiten zu provozieren, das finde ich rücksichtslos. Nur wenn sich alle an die Spielregeln halten, kann man einen völligen Lockdown vermeiden. Mir ist auch ganz wichtig, dass sich die Älteren um ihre Patientenverfügung kümmern. Das entlastet medizinisches Personal und Angehörige. Damit leistet man auch einen gesellschaftlichen Beitrag.
Warum finden Sie, dass die Kirchen momentan eine grosse Rolle spielen?
Ich bin der Überzeugung, dass es in einer Zeit, in der man alleine ist, Kommunikationsmöglichkeiten braucht – auch von Institutionen. Kommunikation lässt die Einsamkeit weniger schlimm erscheinen. Und: Vielen Menschen hilft der Glaube, sich nicht allein zu fühlen, und sie sind gestützt durch Kontakte mit anderen Gläubigen.
Vielleicht muss die Kirche auch aktiv die Gläubigen aufsuchen, nachfragen, wo die Bedürfnisse am wichtigsten sind, zum Beispiel wie Mahlzeiten organisiert werden können.
Die Kirche ist gefragt, ihre Bring-Schuld ist jetzt hoch – mehr denn je. So kann sie auch die Nachricht von Jesus, dass man denen hilft, die Hilfe und Trost benötigen, in Tat und Wahrheit umsetzen – und nicht nur mit Worten.
Heute Abend (24. März) ist Kurt Aeschbacher Gast in der Sendung "Club" auf SRF1.
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