Eintauchen ins Kloster Fahr Im Rhythmus der Benediktinerinnen
Theologin und Oblatin Jeanine Kosch (ehemalige Seelsorgerin an der Bahnhofkirche) und Kloster-Fahr-Priorin Irene Gassmann haben das neue Angebot «Eintauchen in die Stille des Klosters» entwickelt. Sie begleiten die interessierten Frauen, die rund 24 Stunden im Kloster Fahr verbringen und wie die Schwestern in dieser Zeit nach der Regel des Heiligen Benedikts leben werden. Diese Regel gilt als Hilfe für ein christliches Leben.
Jeanine Kosch, wie erklären Sie einem Laien die Regeln des Benedikts in Kurzform?
Die Benediktsregel ist die Grundlage für eine heutige und moderne Spiritualität, obwohl sie bereits 1500 Jahre alt ist. Sie liefert keine Vorschriften, sondern Hinweise für eine Lebensweise. Das wichtigste Wort ist «Hören», und zwar auf meine innere Stimme im Alltag und beim Lesen im Evangelium. Die Bibelstellen, die Benedikt auswählt, sind bodenständig und nicht abgehoben.
Wie profitiere ich als ganz normaler Mensch davon, der sich noch nicht so viel mit Spiritualität beschäftigt hat?
Bei mir persönlich war es so, dass mir der klare Rhythmus von Arbeiten, Beten, Lesen und – ja auch manchmal ausruhen gut tut. Es ist wie ein farbiger Teppich, auf dem man steht. Wir sprechen hier im Kloster Fahr ja nicht nur von «ora et labora» sondern fügen auch «et lege», also lesen dazu. Dies fördert meine geistige Entwicklung. Man soll zwar nicht gerade einen Krimi lesen sondern etwas Anregendes, dies kann aber auch eine Biographie sein oder zum Beispiel ein Buch zu Biodiversität. Wir haben hier ja einen grossen Garten, den «Laudato Si»-Garten.
Die eigentliche «Lectio Divina» («göttliche Lesung») ist schon die Bibellektüre. Die Schwestern hier lesen fortlaufend in der Bibel. Gerade in der Fastenzeit spricht der Heilige Benedikt davon, dass dies die Zeit ist, um sich zu entwickeln. Für ihn geht es in dieser Zeit weniger um das leibliche Fasten.
Wie kamen Sie auf die Idee für das neue Angebot im Fahr?
Wir haben uns mit den Klosterfrauen gefragt, was ein Kloster heutzutage zum kirchlichen Leben und zur Spiritualität beitragen kann. Das sind ganz klar Stille und Kontemplation. Dies ist quasi unser «Unique Selling Point», das Alleinstellungsmerkmal. Benedikt hat das schon sehr gut hinbekommen: Im Klosterleben ist Gott im Mittelpunkt. Du wirst auf dich selbst zurückgeworfen, und auf das Suchen und hoffentlich Finden von Gott. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Geschwistern, das wird im Kloster so gelebt. Das Angebot ist unsere Antwort auf die Frage: Was können wir der Gesellschaft mitgeben? Nach dem Motto «An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen» haben wir diese Idee entwickelt, die Auszeit in der Stille des Klosters anzubieten.
Ist es für Ungeübte schwer, die Stille auszuhalten?
Gerade Familienfrauen, die mitten im Leben stehen, schweigen ja selten.
Auf der anderen Seite kennen Frauen, die allein leben, kennen Stille sehr gut. Wenn die Frauen am Freitagabend ankommen, wird noch geredet, zum Beispiel beim Nachtessen. Erst danach ist Schweigen. Dies muss man Schritt für Schritt üben, die Zeiten der Stille erfahren. Viele leiden ja darunter, dass sie keine Zeit haben, keinen Raum für Stille und Einkehr. Auch die Schwestern mussten die Stille üben. Wir fangen hier mal einen Tag lang damit an. Wenn jemand trotzdem reden möchte, kann er das – wir sind ja kein Gefängnis. Aber: Wenn Du Deiner Stille Raum gibst, lernst Du Dich und auch Gott kennen.
Jeden Monat (ausser im Juli und August) steht das neue Angebot «Im Rhythmus der Benediktinerinnen» auf dem Veranstaltungskalender im Kloster Fahr. Die rund 24 Stunden vor Ort von Freitagabend bis Samstagabend kosten inklusive Verpflegung, Übernachtung und geistliche Begleitung 150 Franken.
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