Casa Aperta in Fürstenaubruck/GR Die Josefsgeschichte als Freskomalerei
Bei einem Aufenthalt im Kloster Cazis wurde Pfarrer Josef (Pepe) Kohler auf ein etwas versteckt liegendes Haus in Fürstenau aufmerksam, das in grossen, farbigen Bildern die biblische Josefsgeschichte erzählt. Aus dem Erstaunen und dem Bewundern wurde schnell einmal eine Passion, die darin mündete, dass er ein persönliches Fotobuch mit Bildern der Malereien zusammenstellte. Die Hausbesitzer waren über das Engagement erfreut und die pensionierte Pfarrerin Ruth-Straub-Wilhelm konnte anlässlich einer kleinen Buchvernissage einiges zur Entstehungsgeschichte der Malereien auf ihrem Elternhaus berichten.
Von den Eisblumen an Wänden zu Bildern an der Fassade
Ende der 50-er Jahre war das Haus in einem denkbar schlechten Zustand. Im Winter bildeten sich Eisblumen an den Fenstern und Wänden und das Dach war undicht. Der Hausbesitzer Andres Wilhelm wohnte in Ulm an der Donau, wo er Stadtbaumeister war. Er beschloss, das alte Haus zu renovieren und übernahm die Planung selber. Beim Entfernen des alten Verputzes kamen Spuren von Malereien zum Vorschein, die jedoch nicht mehr zu retten waren. So entscheid er, dem Haus ein neues Gesicht zu geben.
Der Künstler Günther Spät war einer der wenigen, die mit der anzuwendenden Al-Fresco-Technik vertraut waren und er überzeugte mit seinem Entwurf. Da Andres Wilhelm tief religiös war, erzählte er Späth, dass ihm die alttestamentliche Josefsgeschichte viel bedeute. Dies inspirierte den Künstler zu einem Bilderzyklus aus dieser Geschichte.
Herausforderung Al-Fresco-Technik
Für die Al-Fresco-Technik musste der Maurer morgens früh ein Stück Kalkverputz dort an die Wand anbringen, wo ein Bild vorgesehen war. Der Künstler hatte auf Packpapier eins zu eins einen Entwurf des Bildes bereit, welches er auf dem Anwurf befestigte und mit dem Pinselstil in den Verputz drückte. Anschliessend malte er das skizzierte Bild mit Farben auf die Wand. Bis am Abend musste das Bild jeweils fertiggestellt sein.
Von der Josefsgeschichte, den drei Königen und dem Zwetschgenkuchen
Neben der Josefsgeschichte prägen eine Sonnenuhr und eine Darstellung des Erzengel Michael die Fassade. Was die drei Könige mit der abgebildeten Zwetschgenwähe zu tun haben, verriet Ruth-Straub-Wilhelm: «Als Günther Späth uns zum ersten Mal in Ulm aufsuchte, wohnten wir an der 3-Königsgasse und Mutter hatte eine Zwetschgenwähe gebacken!»
Auf die Frage von Ruth-Straub-Wilhelm, warum er nicht moderne Bilder malte, hat der Künstler einmal geantwortet: «Wir brauchen nicht nur Spiegelbilder, sondern auch Erinnerungen an die religiösen Werte, die von gerechtem Teilen, vom liebenden Miteinander und von einem Leben in Fülle für alles Geschaffene erzählen.»
Gott bekleidet und beschenkt uns alle reich
Josef Kohler ist vom Bild fasziniert, in welchem der Vater seinen Sohn bekleidet. Für ihn ist diese Szene verbunden mit der Botschaft «Gott bekleidet und beschenkt uns alle reich.» Deshalb zierte dieses Bild auch seine Einladungskarte zum 50-jährigen Priesterjubiläum.
Die Fotogalerie zeigt einige der Freskomalereien der Casa Aperta in Fürstenaubruck.
Das Fotobuch ist eine Eigenproduktion und kann zum Preis von 38 Franken bezogen werden bei: jos.ko@bluewin.ch
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