Hüter des Amazonas Ausstellung wirbt für Schutz indigenen Lebens
Dichter Regenwald, mächtige Bäume und der starke Regenschauer – die Fotografien von Sebastião Salgado sind beeindruckend. Für die Ausstellung «Amazônia» in der Maag-Halle hat der 79-Jährige über 200 Bilder mit nach Zürich gebracht.
Und sie zeigen mehr als die natürliche Schönheit der Amazonasregion. Salgado hat das Leben der Menschen, die schon seit Jahrhunderten hier im Einklang mit der Natur wirken, in seinen Bildern eingefangen. Ihr Lebensraum, der brasilianische Amazonas, ist bedroht - und damit auch ihre Gemeinschaften.
Um das Bewusstsein dafür zu schärfen und Unterstützung für die Arbeit von UNIVAJA zu sammeln, sprachen Beto Marubo und Sebastião Salgado im Rahmen eines von der Gesellschaft für bedrohte Völker organisierten Benefizabends in der Maag-Halle und warben um Unterstützung. Auch die Katholische Kirche im Kanton Zürich leistet ihren Beitrag dazu. Papst Franziskus betonte mit Querida Amazonia seine sozialen, kulturellen, ökologischen und kirchlichen Visionen:
«Ich träume von einem Amazonien, das für die Rechte der Ärmsten, der ursprünglichsten (autochthonen) Völker, der Geringsten kämpft, wo ihre Stimme gehört und ihre Würde gefördert wird. Ich träume von christlichen Gemeinschaften, die in Amazonien sich dermassen einzusetzen und Fleisch und Blut anzunehmen vermögen, dass sie der Kirche neue Gesichter mit amazonischen Zügen schenken.»
Noch ist diese Vorstellung allerdings reine Fiktion. Auch für die Menschen im Vale do Javari. In diesem Tal hat Sebastião Salgado einige seiner bekannten Fotografien aufgenommen und ist dabei mit dem indigenen Menschenrechtsaktivisten Beto Marubo in Kontakt gekommen. Marubo ist selbst im Tal aufgewachsen.
Gewalt führt zu Angst
Der brasilianische Bundesstaat Amazonas hat mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen: wirtschaftliche Grossprojekte, illegaler Holz- und Goldabbau, Drogenhandel und -schmuggel sowie kriminelle Organisationen. Diese profitorientierten Akteure zerstören nach und nach den Regenwald im Vale do Javari und üben immer wieder massive Gewalt gegen indigene Gemeinschaften aus.
Diese Gewalt führt zu Angst. Viele indigene Leader schweigen – denn Reden ist lebensgefährlich. Auch Beto Marubo kann nur noch unter Polizeischutz ins Vale do Javari gehen, denn er setzt sich seit Jahren für die Rechte der dort lebenden indigenen Gemeinschaften ein: Er fungiert als Repräsentant der Union of Indigenous Peoples of the Javari Valley (UNIVAJA), einem Zusammenschluss indigener Organisationen im Vale do Javari.
In dieser Funktion positioniert sich Beto Marubo immer wieder öffentlich gegen die herrschende Gewalt und sensibilisiert die Öffentlichkeit und die Behörden national und international für den Schutz der indigenen Gemeinschaften im Vale do Javari, besonders der in freiwilliger Isoliertheit lebenden Gruppen. Diese sind besonders stark bedroht. Der Kontakt mit anderen Menschen endet für sie oftmals tödlich. Darüber hinaus informiert Beto Marubo über bereits bestehendes Recht. Dieses verpflichtet den brasilianischen Staat, in freiwilliger Isoliertheit lebende Gruppen zu schützen.
Gemeinsame Kraftanstrengung
Der Einsatz für die indigenen Gemeinschaften ist auch ein Einsatz für den Erhalt des brasilianischen Amazonas. Sie sind schliesslich die Hüter dieses komplexen Ökosystems mit einer unvergleichbaren Artenvielfalt. Als riesiger CO2-Speicher ist das Amazonasgebiet für die Stabilität des Klimas unverzichtbar.
Es geht um eine gemeinsame Kraftanstrengung. Das betonten Beto Marubo und Sebastião Salgado immer wieder. Denn neben dem brasilianischen Staat sehen die beiden auch die internationale Gemeinschaft in der Pflicht.
«Brasilien hat die Pflicht, sich um sein Nationalterritorium zu kümmern. Aber wenn wir nicht alle zusammenarbeiten, dann bringt es nichts», sagt Beto Marubo. Und auch Sebastião Salgado sieht unseren gemeinsamen Einsatz als einzige Möglichkeit: «Wenn wir den Amazonas nicht gemeinsam verteidigen, werden wir ihn verlieren».
Amazôna in der Maag-Halle bis 13. August.
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