Kirche aktuell

Wie steht die Bevölkerung zur Kirche? Reputation der Katholischen Kirche

Wie steht die Bevölkerung zum Kirchenaustritt und was bewegt sie dazu, zu gehen oder zu bleiben? Welche Emotionen werden mit der Kirche verbunden und welche Engagements besonders geschätzt? Diesen und weiteren Fragen geht eine Umfrage der Forschungsstelle Sotomo auf den Grund.
31. März 2025 Katholische Kirche im Kanton Zürich

Im Auftrag der Katholischen Kirche des Kantons Zürich hat Sotomo eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zur Reputation der Katholischen Kirche durchgeführt. Der Befund aus Sicht der Kirche ist nicht überraschend, aber ernüchternd. Sie will den Fokus daraufsetzen, das Gemeinschaftliche und Solidarische, das von der Bevölkerung durchaus geschätzt wird, stärker in die Öffentlichkeit zu tragen.

Die Umfrageergebnisse zeigen ein klares, aber kein überraschendes Bild: Um den Ruf der Katholischen Kirche steht es nicht gut. Ein Viertel (27%) der Katholiken kann sich vorstellen, aus der Kirche auszutreten. Bei den Reformierten betrifft es ein Fünftel (21%). Auch das Bild in der öffentlichen Wahrnehmung zeigt aus Sicht der Katholischen Kirche Ernüchterndes: 15% beurteilen das Image der Katholischen Kirche als positiv oder eher positiv, 65% beurteilen es als negativ oder eher negativ und 20% sind unschlüssig oder neutral. Besonders kritisch sind Junge, Frauen und Konfessionslose. Etwas besser ist das Bild bei den Mitgliedern, welche die Katholische Kirche mit 38%, als positiv oder eher positiv wahrnehmen.

Die Gründe für das negative Image sind eindeutig: Der Umgang mit den Missbrauchsfällen. Gleichzeitig zeigen die Umfrageergebnisse: Die Kirche leistet einen unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag und die Bevölkerung wünscht sich dieses Engagement von der Kirche.

Kirchenmitglieder in Bonstetten
Kirchenmitglieder in Bonstetten

«Wir müssen und werden die Missbrauchsfälle weiter aufarbeiten und unseren Mitmenschen und Mitgliedern transparent Rechenschaft ablegen», erklärt Raphael Meyer, Präsident des Synodalrats. Meyer ergänzt: «Ohne die Gründe für die Austritte und das schlechte Image zu verkennen, ist es als Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen Kirche auch unsere Pflicht, unsere Mitglieder in ihren guten Argumenten für den Verbleib in der Kirche zu bestärken. Und die Umfrage zeigt: Davon gibt es einige.

Kirche bewegt emotional

Mit der Katholischen Kirche werden negative, besonders aber auch positive Emotionen verbunden. Die Befragten geben an, dass die Katholische Kirche bei ihnen besonders Geborgenheit (39%), Dankbarkeit (38%) und Respekt (33%) auslöst, aber auch Enttäuschung (38%). Studienleiter Michael Hermann sieht hier eine Chance: «Auch wenn es um den Ruf nicht gutsteht und man den Befund nicht schönreden kann, kann man festhalten, dass gerade die Katholische Kirche emotional bewegt. Darauf sollte sie aufbauen.»

Der populärste Aspekt an der Katholischen Kirche ist das soziale Engagement. «Unsere Mitglieder und auch die austrittswilligen Kirchenmitglieder schätzen und erwarten das soziale Engagement. Es ist für sie ein Grund zu bleiben. Sie stellen Soziales über den Eigennutz. Die Kirchen-DNA ist tief bei unseren Mitgliedern verankert, das beeindruckt mich», sagt Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung bei der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. 71% der Mitglieder bewerten die Kirche im sozialen Engagement als positiv oder eher positiv. 95% der Mitglieder erwarten sogar, dass sich die Kirche sozial engagiert, in der breiten Bevölkerung sind es mit 88% nahezu gleich viele.

Auch wenn bei den Gründen zu bleiben der Eigennutz hintenangestellt wird, genutzt werden die Kirchenangebote gerne. So gibt es ein starkes Bedürfnis, sich bei grossen Lebensereignissen durch die Kirche begleiten zu lassen. Die Mitglieder der Katholischen Kirche wünschen sich zum Beispiel bei Trauerfeiern (75%), bei Taufen (69%) oder bei der Hochzeit (63%) seelsorgerlichen Beistand. Beispiele aus dem Alltag zeigen auch eine steigende Nachfrage von christlicher Fürsorge in einigen Bereichen, so in der Spitalseelsorge. Susanne Brauer führt aus: «Unter anderem in der Spitalseelsorge nahm die Nachfrage in den letzten Jahren so stark zu, dass die Kirche Personal ausgebaut hat.»
Generalvikar Luis Varandas ergänzt: «Die Katholische Kirche ist eine Konstante in einer schnelllebigen Welt. Ein Ort, der einem immer offensteht, egal wie weit man sich davon entfernt hat. Dass die Menschen das Wahrnehmen, ist eine grosse Bestätigung für unsere Arbeit.»

Fokus auf das Gemeinschaftliche und Solidarische

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Katholische Kirche im Kanton Zürich? Die Kirche möchte die Erkenntnisse aus der Umfrage in die Organisation tragen und auch in die Kommunikation gegenüber den Mitgliedern und der Öffentlichkeit berücksichtigen. Simon Spengler, Leiter Kommunikation, anerkennt den ernüchternden Befund der Umfrage und erklärt: «Wir möchten daraus lernen und zukünftig aktiv zu den Themen, die an der Kirche besonders und nach wie vor geschätzt werden, kommunizieren. Für uns ist klar: Das Gemeinschaftliche und das Solidarische ist der Wesenskern der Katholischen Kirche.»

Datenerhebung und Methode
Die Daten wurden zwischen dem 19. September und 29. Oktober 2024 erhoben. Die Grundgesamtheit der Befragung bildet die Wohnbevölkerung der Deutschschweiz. Die Befragung erfolgte online. Die Teilnehmenden wurden über das Online-Panel von Sotomo rekrutiert. Nach Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 2913 Personen für die Auswertung verwendet werden. Darunter befinden sich 705 Mitglieder der katholischen Kirche, 517 ehemalige Mitglieder der katholischen Kirche, 853 Mitglieder der reformierten Kirche und 558 ehemalige Mitglieder der reformierten Kirche.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selbst rekrutieren (opt-in), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Zu den Gewichtungskriterien gehören Geschlecht, Alter und Bildung, Urbanitätsgrad der Gemeinde, Wahlverhalten und Gläubigkeit. Dieses Vorgehen gewährleistet eine hohe soziodemografische Repräsentativität der Stichprobe. Für die vorliegende Gesamtstichprobe beträgt das 95-Prozent-Konfidenzintervall (für 50 Prozent Anteil) +/-1.9 Prozentpunkte.

Religionsbefragung Abschlussbericht

Religionsbefragung: Mitarbeitende Katholische Kirche Kanton Zürich

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