Klimakonferenz COP28 in Dubai Religionsführer fordern dringende Schritte gegen Klimawandel
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der Papst Franziskus vertritt, leitet zusammen mit Mohamed Al-Duweini, Professor und Vertreter des Grossimams von Al-Azhar, eine Delegation von fast dreissig religiösen Führern, die am Klimagipfel COP26 vor Ort sind. Sie fordern in einem Appell entschiedene Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, unter anderem die Beschleunigung der Energiewende.
Apostolisches Schreiben Laudate Deum
Vor rund einem Monat hat der Papst bereits ein Apostolisches Schreiben veröffentlicht zum Klima: Laudate Deum. Er knüpft damit an seine berühmte Umweltenzyklika Laudato Si' an und benennt darin schonungslos politisches und gesellschaftliches Versagen angesichts der sich verschlimmernden Klimakrise. In dem Schreiben verbindet Papst Franziskus theologische und soziopolitische Überlegungen. Demnach stehe die heutige Wirtschaft mit ihrem Wachstumsparadigma in fundamentalem Widerspruch zu dem Verständnis des Menschen und seiner Rolle in Gesellschaft und Umwelt im Sinne des Evangeliums.
Kevin Ischi, Projektleiter Nachhaltigkeit bei der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, begrüsst die klare Stellungnahme des Papstes und auch den gemeinsamen Appell der Vertreter der Weltreligionen im Vorfeld des Klimagipfels COP28 in Dubai: «Ich bin froh um die interreligiöse Botschaft an die Regierungen. Sie zeigt, die Sorge um unsere Erde ist etwas Universelles.» Dazu zitiert er auch aus dem Laudate Deum: «Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloss Ökologisches, «Grünes», Romantisches darstellt. Geben wir endlich zu, dass es sich um ein in vielerlei Hinsicht menschliches und soziales Problem handelt. (LD 58)»
Es braucht ein anderes Handeln
«Es ist wichtig, dass Papst Franziskus die Frage unseres Lebensstils und der Sensibilisierung betont. Wir dürfen nicht vergessen, dass neue Heizungen, E-Autos und Laborfleisch die Gefahr bergen, dass wir nicht über unsere ganz grundsätzliche Haltung zu unserem Ressourcenverbrauch nachdenken - sprich: Was ist unser Verhältnis zur Schöpfung?», sagt Ischi.
Im Laudate Deum steht dazu: «Wir laufen Gefahr, in einer Logik des Ausbesserns, des Flickens und des Anbindens gefangen zu bleiben, während im Untergrund ein Prozess der Verschlechterung voranschreitet, den wir weiter fördern. Die Annahme, dass jedes künftige Problem mit technischen Eingriffen gelöst werden kann, ist ein fataler Pragmatismus, der einen Schneeballeffekt hervorrufen würde. (LD 57)»
Das Hinterfragen des individuellen Lebensstils sei weder populär noch einfach, es löse nicht selten Unbehagen und Widerstände aus - aber es sei wichtig für einen transformativen Wandel, erklärt Ischi. «Geht es dabei doch um nichts weniger als die Fragen: Was stärkt mich im Leben? Woraus entstehen meine Bedürfnisse?»
Wir würden weniger in einem Management- als in einem Werteproblem stecken, ist er überzeugt. Denn technische Lösungen sind vorhanden. «Unser Verhältnis zu unserer Mitwelt, zur Schöpfung, ist grundlegend in Frage gestellt. Als Kirche können wir gerade in diesem Wertediskurs einen Beitrag leisten.»
Spalier für die Regierungen
Ende November startet die Weltklimakonferenz COP28 in Dubai. Bereits zum 28. Mal treffen sich die Regierungen der Welt. «Die Hoffnungen sind darum begrenzt», meint Kevin Ischi. «Vielleicht braucht es wie an der Luzerner Synode einen Spalier für die Regierungen, der ihnen die Kraft für mutige Entscheide wünscht.» Doch Papst Franziskus ermutige uns im Laudate Deum: «Wir müssen diese Logik überwinden, dass wir einerseits ein Problembewusstsein an den Tag legen und gleichzeitig nicht den Mut haben, wesentliche Veränderungen herbeizuführen. (LD 56)»
Weiterführende Unterlagen:
- Laudate Deum
- Kernsätze zu Laudate Deum
- Infografik Laudate Deum
- Appell Vertreter der Weltreligionen zum Klimagipfel COP28
- Bericht Bischofskonferenz zum Laudate Deum
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