Notfallseelsorge Notfallseelsorger im Einsatz
«Wir sind zwar Notfallseelsorger, aber wir sind keine Händchenhalter und Kerzenanzünder, wir sind ausgebildete psychosoziale Notfallfachkräfte», sagt Oliver Sittel im Fernsehbeitrag von TeleZüri.
Seit mehr als zwanzig Jahren ist die Notfallseelsorge der katholischen und reformierten Kirche im Kanton Zürich nicht mehr wegzudenken. Seelsorgende der verschiedenen Konfessionen werden von den Einsatzkräften für schwierige Gespräche, beim Überbringen von Todesnachrichten und zur Betreuung der Angehörigen und Zeugen von Unfällen hinzugezogen.
Die Seelsorgenden, die im Einsatz stehen, leisten ihren Einsatz 24/7 und sind so rund um die Uhr nicht nur in ihren Pfarreien im Dienst der Menschen, sondern auch für diejenigen da, die unmittelbar Hilfe brauchen. Damit die Verfügbarkeit gewährleistet ist, haben die Seelsorgenden rund zwanzig Piketttage, an denen sie im Dienst der Notfallseelsorge stehen. Eine herausfordernde Aufgabe, die nicht jeder Seelsorger, jede Seelsorgerin zusätzlich leisten kann. Entsprechend ist der zur Verfügung stehende Personalpool nicht immer gefüllt.
Gerade jetzt, wenn die Abende dunkler sind und die Emotionen auf Weihnachten hin grösser werden, steigen auch die Einsätze der Notfallseelsorger, die wegen Suiziden, Unfällen etc. hinzugezogen werden müssen. Auch hier leistet die Notfallseelsorge einen Dienst für die Gesellschaft, den man nicht mehr wegdenken kann und möchte.
Notfallseelsorge
Seit dem Jahr 2006 stehen Seelsorgende der reformierten und katholischen Kirche gemeinsam mit dem Care Team des Kantons Zürichs im Einsatz. Seit November 2012 ist die Notfallseelsorge Kanton Zürich ein zertifizierter Betreuungsteam (Care Team) und damit Teil von Care Kanton Zürich, das Betroffenen Tag und Nacht als psychosoziale Nothilfe zur Verfügung steht.
Die Notfallseelsorge orientiert sich an ihren Leitsätzen, wie sie ihren Dienst an den betroffenen Menschen versteht.
- Notfallseelsorge geschieht in Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen (Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr) und wird von diesen angefordert.
- Notfallseelsorge ist ein Teil der Psychologischen Nothilfe und Grundbestandteil des Seelsorgeauftrages der Kirche.
- Notfallseelsorge bedarf zusätzlich zur Seelsorgekompetenz einer speziellen Ausbildung.
- Wesentliche Aufgaben der Notfallseelsorgenden: a) erste Begleitung von Primär- und Sekundäropfern und b) der Brückenschlag zu weiterer Begleitung durch nahestehende Personen, Gemeindepfarramt, religiöse Gemeinschaften oder psychologische Fachpersonen.
- «Seelsorge in Notfallsituationen nimmt ernst, dass bei den Menschen in existentiellen Extremsituationen die faktisch wirksamen religiösen und weltanschaulichen Prägungen offenbar werden. Notfallsituationen sind Schnittstellen des Lebens, an denen Sinn- und Wertfragen aufbrechen, der eigene Lebensentwurf und seine schlagartige Veränderung besonders bewusstwerden, Schuld- und Theodizeefrage (die Frage, warum es das Schlimme und Böse auf der Welt gibt, obwohl Gott gut und liebevoll ist) die Gegenwart überschatten und die Lebenskraft absorbieren.» (Kasseler Thesen, 1997)
- Notfallseelsorge ist theologischer, konfessioneller und interreligiöser Offenheit verpflichtet. Der Notfallseelsorgende anerkennt eigene Grenzen und gibt, wenn nötig, die Verantwortung an entsprechende Fachkräfte weiter.
Weitere Informationen, auch die Möglichkeiten sich als Laie in den Dienst der Menschen zu stellen, erfährt man hier:
Kommentare anzeigen