Kirche aktuell

Pfarreiliche Sozialarbeit in der Praxis Nah bei den Menschen

Fachstelle Pfarreiliche Soziale Arbeit PFASOZ
Harald Podzuweit
Harald Podzuweit
Der Himmel präsentiert sich in einem grauen Farbton. Doch die Geschichte, die ich heute von Veronika Mensching, Sozialarbeiterin der Pfarrei Bruder Klaus in Volketswil, erfahre, erhellt die Atmosphäre, wie wenn einige Strahlen der Sonne den Hochnebel durchbrächen.
23. Oktober 2024

Veronika Mensching stellt mir Familie Kawa vor, die sie seit einigen Jahren begleitet. Die Geschichte beginnt mit einer noch graueren Kulisse als der Tag selbst. Frau Kawa ist 34 Jahre alt, als sie aus ihrer Heimat im Iran flüchten muss. Dies war vor 20 Jahren. Frau Kawa ist Kurdin, und das iranische Regime geht hart gegen die ethnische Minderheit vor. Die Schweiz bietet zunächst einmal Sicherheit. Das ist viel. Der grundlegende Wunsch ist, ein ganz normales Leben führen zu können.

Pfarreiliche Sozialarbeit HP.JPG
Veronika Mensching (links) und Frau Kawa mit zwei ihrer drei Söhne vor dem Verwaltungsgebäude von Volketswil und der Kirche Bruder Klaus: Der Ort zeigt symbolisch die Zusammenarbeit von Gemeinde und Pfarrei. Foto: Harald Podzuweit

Ich höre eine lange Geschichte des Ankommens. Drei Kinder kommen hier zur Welt. Die Ehe geht auseinander. Krankheiten und psychische Probleme stellen sich ein. Auch die Sprache ist eine Hürde. Zunehmend gibt es  Schwierigkeiten mit der Sozialbehörde. Zeitweise werden der Familie 25 Prozent der Sozialhilfe gekürzt. Es ist eine prekäre Lebenssituation, in der Frau Kawa die Verantwortung für ihre Kinder, gesundheitliche Einschränkungen und ein Leben unter dem Existenzminimum bewältigen muss. Im Verlauf dieser Entwicklung wird ihr bewusst,  dass sie die Herausforderungen ohne Unterstützung nicht meistern kann.

Sich Zeit  nehmen

Vor acht Jahren, kurz vor der Geburt ihres jüngsten Sohnes, wendet sie sich an die Pfarrei Bruder Klaus und lernt Veronika Mensching kennen. Schnell stellt sich ein gutes Gefühl
ein. Frau Kawa spürt Menschlichkeit. «Ich habe kein grosses Budget», sagt Veronika Mensching, «aber ich kann mir Zeit nehmen.» Als Sozialarbeiterin kennt sie die rechtlichen
Rahmenbedingungen und verfügt über ein hilfreiches Netzwerk. Die Unterstützung ist vielschichtig und umfasst verschiedene Elemente, die zusammen ihre Wirkung entfalten.

Ein Beispiel: die Teilnahme der gesamten Familie an einem Ferienlager mit anderen  geflüchteten Familien. «Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam Ferien machen konnten. Es war wie in einer grossen Familie», erzählt Frau Kawa. Ihr ist anzusehen, dass  die schönen Erinnerungen noch nachwirken. Die Sozialarbeiterin hat einen ganz besonderen Blick für die Kinder. Sie sollen in der neuen Heimat Halt finden. Ein Zugang  war die Vermittlung einer Patin durch das Projekt «mit mir» von Caritas Zürich. Über drei Jahre hinweg hat eine Freiwillige den ältesten Sohn begleitet. Auch für die anderen Jungs gibt es aktive Freizeitgestaltung. Mit einem Zuschuss der Gemeinde kann der eine die  Musikschule, der andere den örtlichen Fussballclub besuchen. Diese Erlebnisse ausserhalb der Schule sind für die Kinder extrem wichtig. Für Frau Kawa ist die Beziehung zur Sozialarbeiterin bedeutsam. «Ich kann immer kommen, wenn ich nicht weiterweiss, und ich bin nicht alleine. Das zu wissen, ist sehr gut.»

Wie Sozialarbeitende in Pfarreien und Caritas Zürich zusammenarbeiten

Die Fachstelle PFASOZ begleitet die Sozialarbeitenden in den Pfarreien bezüglich fachlicher, beruflicher und sozialer Fragen. Dazu bietet sie Austausch-, Fortbildungs- und Vernetzungsanlässe. Sie ist die Fachstelle für Pfarreiliche Soziale Arbeit der Katholischen
Kirche im Kanton Zürich und wird von Caritas Zürich geführt.

Der Artikel erschien erstmalig im Caritas regional und wurde zhkath.ch freundlicherweise zur Verfügung gestellt.